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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Reitz
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das wir besitzen. Der
Glaube an die Unantastbarkeit dieser Würde ist der Grundsatz
unserer Ethik und unseres Handelns. Ohne sie wären wir weniger
wert als die Tiere und darum gilt es, diesen Grundsatz zu
verteidigen. Mir schwinden die Sinne, weil ich erkennen muss, dass
unser hehres Ziel für ein überzogenes Ego missbraucht wird.
Grünwald handelt aus der falschen Überzeugung heraus. Man
darf sich nicht selbst in den Mittelpunkt seines Tuns rücken,
wenn auch ein anderer Mensch von diesem Tun betroffen ist, denn
sobald es nicht mehr nur um mich allein geht, hat dies immer zur
Konsequenz, dass ich in meiner Entscheidung nicht mehr frei bin. Ich
bin verantwortlich für das Wohlergehen jedes Einzelnen von
ihnen, genauso, wie jeder Einzelne für mich verantwortlich ist.
Wir sind eine Gemeinschaft und dürfen uns nicht von den Regeln
des Miteinanders lösen.
    Nur so ist ein fairer Umgang
möglich.
    Nur so ist ein würdevolles
Leben möglich.
    Nur so werden wir überleben!
    Wieso begreift Grünwald
nicht, dass er mit seinem Handeln dieses universelle Gesetz mit den
Füßen tritt. Mit einer unvorstellbaren Arroganz erhebt er
sich über diese Menschen, die in eine schreckliche Not geraten
sind und verschließt die Augen vor der Tatsache, dass wir doch
alle desselben Ursprungs sind. Es widert mich an zu sehen, dass er
für seine egoistischen Ziele absurderweise die Wiege der
Menschheit missbraucht, die vor ewigen Zeiten auch ihn hervorgebracht
hat. Wie so viele andere, hat auch er sich von seinen Wurzeln zu weit
entfernt. Nicht umsonst nennt man Afrika den vergessenen Kontinent
und weil dieser gebeutelte Erdteil aus den Köpfen verschwunden
ist, kann Grünwald ihn scheinbar ungestraft missbrauchen. Doch
was würde
dieser selbstgefällige Mensch tun, wenn sich die Massen erheben
und er sein Handeln rechtfertigen muss? Wie kann er so blind sein,
nicht zu erkennen, dass er seinen eigenen Untergang provoziert? Ich
habe ihn eindringlich gewarnt und an den humanitären Gedanken
appelliert. Es kann kein ICH geben und auch kein DIE, sondern nur ein
WIR. Seine Reaktion war schockierend, denn er hat mir höhnisch
ins Gesicht gelacht. Dass der ein oder andere von seinem Tun
profitiert, ist reiner Zufall und liegt nicht in der Absicht seines
Handelns. Dass er hin und wieder einer verlorenen Seele Hoffnung
gibt, rechtfertigt nicht sein weiteres Tun. Er rettet einen Menschen
und nimmt gleichzeitig hohe Verluste in Kauf. Die Qual der Menschen
berührt ihn nicht einmal und das Schlimmste ist, dass er eine
Schar von Gläubigen um sich versammelt hat, die seinem Beispiel
folgen. Ich lehne diese Kreaturen ab und die Erkenntnis erobert mein
Herz. Voller Sehnsucht habe ich nach der Antwort gesucht und endlich
begreife ich, dass es nicht die Antwort ist, die mir den Weg weisen
wird. Nein, es ist die richtige Frage, die ich stellen muss und mehr
denn je bin ich mir sicher, dass sie nicht lauten kann, wie weit ich
gehen will, sondern vielmehr, wie weit ich gehen darf!'

Kapitel 11

    „ Ich verstehe es nicht!“
Franziska stieß die Unterlagen von sich fort, so dass sie im
hohen Bogen auf den Boden flatterten. Sie barg ihr Gesicht in den
Händen. Ein Ausdruck absoluter Resignation.
    Wellinger versetzte es einen
Stich, sie so hilflos zu sehen. Sie hatte sich von den Dokumenten so
viel erhofft und jetzt brachten sie sie keinen Schritt weiter. Auch
er war enttäuscht.
    „ Ich frage mich nur, warum
dein Bruder dir die Unterlagen zeigen wollte. Wenn es denn die
richtigen Dokumente sind.“
    Langsam ließ sie die Hände
sinken. „Es ist ja nicht so, als würde ich nichts daraus
lesen können, nur macht es keinen Sinn.“ Sie legte die
Stirn in Falten. „Es sei denn!“, rief sie und sprang von
ihrem Stuhl hoch. Hastig sammelte sie die Blätter ein und
vertiefte sich erneut in die Aufzeichnungen. Wellinger gab keinen
Mucks von sich.
    „ Ja, so könnte es
sein“, sagte Franziska nach einer schier endlosen Zeit.
    „ Was könnte sein?“
    „ Schau hier!“ Sie
schob ihm die Aufzeichnungen über den Tisch. „Angenommen,
es handelt sich nicht um offizielle Unterlagen, dann könnte es
möglich sein.“
    „ Ich verstehe es immer noch
nicht!“ In seine Stimme schlich sich Ungeduld.
    „ Pass auf! Das sind
Aufzeichnungen über medizinische Behandlungen. Es ist alles
aufgeführt. Patienten, Medikamentierung, Dosierung. Alles, was
notwendig ist.“
    Wellinger starrte auf die
Tabellen. „Wieso Patienten? Ich sehe keine Namen.“
    „ Das ist

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