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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Reitz
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Blick
auf ihre Gefährtin, doch diese hatte sich bereits aus dem
Schatten gelöst.
    „ Ich gehe hinein!“
Flink huschte Bashasha am Zaun entlang und verschwand um die Ecke.
Amaziah setzte der Freundin nach, sie musste sie aufhalten, doch es
war zu spät. Bashasha hatte das schmiedeeiserne Tor bereits
erreicht und begann, laut zu rufen. Einsam wurde ihre kleine Gestalt
von dem fahlen Licht einer Straßenlaterne erleuchtet. Die
Männer fuhren herum und umgehend löste sich einer von ihnen
aus dem Schatten. Er schritt auf sie zu und öffnete das Tor.
Dabei lächelte er freundlich.
    Wie hatte Amaziah sich so irren
können? Ihre Freundin bewies Mut und Entschlossenheit und eine
zarte Hoffnung keimte in ihr auf. Der Mann führte Bashasha zum
Haus. Die Hoffnung in Amaziahs Herz griff wild um sich und vollführte
Sprünge wie das neugeborene Kalb einer Antilope. Schon wollte
sie ihr Versteck aufgeben, doch mitten in der Bewegung erstarrte sie.
Die Gefahr war mit allen Sinnen zu spüren. Der Mann führte
Bashasha nicht ins Haus, sondern tiefer in den Garten hinein. Aus dem
Lichtkegel der Laterne waren sie längst verschwunden. An einer
hellen Steinfigur mit riesigen Flügeln blieben sie stehen. Im
selben Moment riss die Wolkendecke auf und das silbrige Licht des
Mondes erhellte das Gesicht des zweiten Mannes.
    „ Bashasha lauf! Lauf weg!“
Amaziah sprang aus ihrer Deckung.
    Die Gefährtin zuckte
zusammen. Augenblicklich lief sie davon, doch mit wenigen Schritten
war der Mann bei ihr. Jetzt packte er sie und riss sie zu sich heran.
Bashasha schrie entsetzt auf und schlug um sich, aber der Mann hielt
sie fest umklammert. Einem Peitschenhieb gleich surrte es durch die
Nacht, als die Klinge ihre Kehle durchschnitt.
    Bashasha starb und Amaziah starb
mit ihr.
    Der Mann schnellte herum und
sprintete los, direkt auf sie zu. Niemals würde sie sein Gesicht
vergessen. Das letzte Mal hatte sie ihn in einem Zug gesehen, der sie
und ihre Gefährtin in ein ungewisses Schicksal bringen sollte.
Einem Raubtier gleich brach er durch die Lücke der Hecke und
erklomm die schmalen Eisenstäbe. Das Leben sprang in Amaziah
zurück und sie floh, floh wie eine verletzte Gazelle auf der
Flucht vor einer Meute hungriger Hyänen.

Kapitel 10

    „ Du lieber Himmel! Was ist
denn mit dir passiert?“ Erschrocken sah Franziska zu Wellinger
hinunter, der sich vor ihrer Wohnungstür krümmte und nach
Luft schnappte.
    „ Ich bin zu alt für
diese Scheiße!“
    „ Stell dich nicht so an, es
sind nur fünf Etagen. Du bist doch erst einundvierzig.“
    „ Woher weißt du das?“
    „ Ich habe Lennart gefragt.“
Sie trat zur Seite, um ihn in die Wohnung zu lassen. „Die
zweite Türe links. Ich ziehe mir nur schnell etwas über“,
rief sie ihm zu, bevor sie mit wehendem Morgenmantel verschwand.
    Wellinger betrat das große
Wohnzimmer. Durch die bodentiefen Fenster schickte die Morgensonne
ihre wärmenden Strahlen. Der Sommer hatte sich anscheinend doch
noch entschlossen, sein luftiges Kleid anzuziehen und betörte
die Stadt mit einem flirrenden Licht. Weit reichte der Himmel über
die Dächer. Der Ausblick entschädigte den Kommissar für
den quälenden Aufstieg.
    Er wandte sich ab und trat an
eine hohe Bücherwand heran. Das Regal nahm mehrere Meter ein und
reichte bis unter die Decke. Anerkennend pfiff er durch die Zähne,
während seine Augen über die Titel glitten. Die Bücher
folgten keiner Ordnung, sondern standen bunt zusammengewürfelt
nebeneinander. Da gab es zeitgenössische Belletristik, die mit
einschlägiger Fachliteratur um den Platz rangelte, aber auch
diverse Reiseführer und weltbekannte Klassiker waren vorhanden.
Zu Wellingers Überraschung fand sich im Regal auch ein Stapel
Comics, der sich genüsslich an eine erotische Reihe anlehnte.
Franziska war eine vielseitig interessierte Frau.
    „ Na, hast du deine
Inspektion beendet?“ Franziska war in den Raum getreten und
reichte ihm einen Becher Kaffee. Wie so oft trug sie Jeans und
T-Shirt. Dazu war sie barfuß. Ihr feuchtes Haar hatte sie im
Nacken zusammengebunden.
    „ Danke.“ Er nippte
vorsichtig an dem heißen Getränk.
    „ Und? Hast du die Abzüge
dabei?“
    „ Ja, die neue Kollegin
leistet hervorragende Arbeit.“ Er machte sich daran, die
Unterlagen auf einem riesigen Esstisch auszubreiten.
    Franziska trat neben ihn. Für
einen kurzen Moment blieb ihr Blick an der Aufnahme der beiden
ungleichen Frauen hängen. Dann zog sie die von Ricarda
überarbeiteten Dokumente zu sich

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