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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Reitz
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besitzt, denn wir sind
diejenigen, die es einfordern können. Das hat schon Charles
Darwin erkannt. Survival
of the Fittest , wenn
ihr euch an den Biologieunterricht erinnert. Das gilt nicht nur für
Tiere, sondern auch für Menschen. Bei Medikamentenversuchen an
Tieren regt ihr euch nicht auf, aber wenn es so ein paar Schwarze
betrifft, die auch nichts besseres als Affen sind, dann seid ihr
empört. Mir doch egal, wenn dabei ein paar Nigger draufgehen.“
    Stille flutete den Raum und dann
ging plötzlich alles ganz schnell. Franziska stieß sich
mit beiden Händen vom Türrahmen ab und schoss auf Thorsten
zu. Ihre Faust traf ungebremst sein Gesicht. Mehr aus Wut, denn vor
Schmerz schrie er auf, dann schnellte er aus seinem Stuhl hoch und
griff nach ihr. Franziska wich ihm aus, doch mit der rechten Hand
bekam er ihre Haare zu fassen. Er riss daran und ihr Kopf wurde
brutal gegen die Wand geschleudert.
    Hagen war eine Spur schneller
als Wellinger. Er sprang hinter Thorsten und zwang dessen linken Arm
auf den Rücken. Der taumelte vorwärts und riss Franziska zu
Boden. Nun war auch Wellinger zur Stelle. Er befreite Franziska aus
Thorstens Griff, wobei er ihr einige Haare ausriss. Gemeinsam mit
Hagen fixierte er Thorsten auf einem Stuhl. Von dessen Lippe tropfte
Blut und hinterließ rote Schlieren auf dem Hemd.
    „ Du verdammte Schlampe!“,
schrie er. Franziska, die wieder auf die Beine gekommen war, sprang
mit erhobener Faust auf ihn zu.
    „ Franziska!“, brüllte
Wellinger. Sie hielt inne, den Arm still in der Luft. Auf ihrer Stirn
prangte eine riesige Beule.
    Wellinger fuhr zu Thorsten herum.
„Wir lassen dich jetzt los und du wirst aus meinem Büro
verschwinden!
    „ Du kannst mich mal! Die
zeige ich an!“
    „ Halt dein Maul und hau
ab!“ Wellinger gab Hagen ein Zeichen und sie entließen
Thorsten aus der Umklammerung.
    Der sprang auf. „Der
Schlampe zahle ich es heim!“
    „ Raus!“, brüllte
Wellinger.
    Thorsten verschwand.
    „ Franziska, bist du noch
ganz bei Trost?“ Wellinger fuhr wütend zu ihr herum.
    Sie funkelte ihn herausfordernd
an. „Ach, du glaubst, ich hätte einen Fehler gemacht?
Nein! Gegen solche Arschlöcher muss man was tun!“
    „ Indem man sie schlägt?“
    „ Anders kapieren die es
doch nicht!“
    „ Carsten, worüber
regst du dich auf?“, mischte Hagen sich in ihren Streit ein.
„Franziska hat doch überhaupt nichts getan.“
    „ Stimmt!“, war nun
auch Ricardas helle Stimme zu vernehmen. „Ist denn etwas
passiert, Chef? Ich habe überhaupt nichts gesehen.“

    „ Das Allerschlimmste ist,
dass Thorsten recht hat.“
    Erstaunt betrachtete Franziska
Wellingers sorgenvolles Gesicht. Sie hatten das kleine Büro
verlassen und liefen durch die Stadt, um die giftigen Worte aus ihren
Köpfen zu vertreiben.
    „ Hau mir keine runter, es
ist anders gemeint, als es klingt, aber ich muss Thorsten tatsächlich
zustimmen, dass wir mit einer Selbstverständlichkeit Medizin für
unsere Krankheiten erwarten, ohne zu hinterfragen, wie die
Medikamente entwickelt worden sind.“ Wellinger hob hilflos die
Schultern. „Ich meine, es fängt ja schon bei den Tieren
an. Wir sind alle nicht besonders großartig, wenn wir
akzeptieren, dass sie für unser Wohlergehen leiden. Das ist zwar
nicht rassistisch, aber Spezizismus ist auch keine besonders tolle
Haltung. Sobald es sich um unser eigenes Wohlergehen dreht, sind wir
einfach unglaublich ignorant. Ich schließe mich nicht davon
aus. Bis zu einem gewissen Maß ist es vielleicht noch zu
entschuldigen, aber dass wir uns nicht die Frage stellen, wer die
Last für unseren Wohlstand trägt, ist unverzeihlich.“
    Sachte strich Franziska ihm über
den Arm. Die Vorstellung, anderen Menschen Leid zugefügt zu
haben, quälte ihn sehr. Das war das Besondere an diesem Mann. In
egoistischen Zeiten war er ein wahrer Philanthrop.
    „ Wie geht so etwas,
Franziska? Ich meine, wie läuft so etwas ab? Welche Wege muss
ein Medikament nehmen, bevor es zum Einsatz kommt?“
    „ Das kann ich dir unmöglich
in drei Sätzen erklären. Der Prozess ist sehr komplex und
wahnsinnig kompliziert.“
    „ Kannst du es so erklären,
dass auch ich es verstehen könnte?“
    Franziska lächelte und
zeigte auf ein nahegelegenes Restaurant. „Wenn du mich zum
Essen einlädst, dann erkläre ich dir die Zusammenhänge
solange, bis sie dir aus den Ohren herauskommen.“
    Essen war eine großartige
Idee, befand Wellinger. Beherzt ergriff er ihren Arm und führte
sie in das

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