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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hosenschlitz! Bei jedem Konzert sind 100 Sanitäter anwesend, um die hysterischen Weiber abzuräumen.«
    Hier nun, am Grabe, nannte Hunters pathetisch Tito Varone einen der größten Sänger unserer Zeit. Dabei passierte ihm ein Ausrutscher. Er erinnerte an die großen Erfolge als Barbier von Sevilla, den Varone nie gesungen hatte, weil er Tenor und kein Bariton gewesen war. Den Barbier hatte der früher elegante Croix gesungen, nun stand er tief beleidigt am Grab und hörte das Lob an, das eigentlich ihm galt, aber Varone mitgegeben wurde.
    Arthur Darkster stand natürlich auch am Grab. Er hatte Ballisters Besuch bei Felicitas genau registriert und gemeldet, daß Ballister drei Stunden im Haus geblieben sei. Es mußte geschäftlichen Krach gegeben haben. Ein Foto, das Ballister beim Hinausfahren aus dem Tor zeigte – mit einem hervorragenden Teleobjektiv aufgenommen, verriet einen sehr wütenden Mann. Ballisters Gesicht war verkniffen, als habe Felicitas ihn hinausgeworfen. Auch im Sender erfuhr Darkster später, daß zwischen Ballister und der Saunders Windstille herrschte. Ballister besuchte nicht mehr das Studio, wenn Felicitas auf Sendung war, und Felicitas trank mit Ballister nicht mehr einen Tee in der Kantine nach getaner Arbeit.
    Darkster hatte sich einen guten Stand im Funkhaus verschafft. Durch Zufall begegnete er auf einem Flur einem Mann, den er sehr gut kannte. Ewald Pytsch, früher Reporter beim Daily News, der eine sensationelle Serie über einen geheimnisvollen Unhold geschrieben hatte, der nachts in den Parks jungen Frauen auflauerte, sie vergewaltigte und ihnen als Abschiedsgeschenk mit einem anscheinend elektrisch beheizten Siegel sein Monogramm unter die linke Brust brannte. Ganz Amerika las gebannt von diesem Sexmonster, bis es einer Polizistin, die als Lockfrau herumgeschickt worden war, gelang, den Unhold zu überwältigen. Nach einem Karateschlag ging er zu Boden. Es stellte sich heraus, daß der Reporter Ewald Pytsch auch der sexuelle Siegelbrenner war. Er hatte seine eigenen Schandtaten beschrieben, die er – wie er vor Gericht aussagte – nur getan hatte, um einmal eine sensationelle Serie schreiben zu können!
    Damit war Pytsch als Reporter tot. Nach drei Jahren Zuchthaus tauchte er unter und verschwand. Nun sah ihn Darkster bei ACF wieder. Er war Hilfsbeleuchter, schleppte Elektrokabel herum, baute die Scheinwerfer auf, nahm die ersten Ausleuchtungen vor und nannte sich Joe Holland.
    Holland-Pytsch war von diesem Wiedersehen gar nicht begeistert, spendierte in der Kantine zwei Cuba libre und zwei Hot dogs und versprach Darkster, als Gegenleistung für eisernes Schweigen, einen Lichtbildausweis von ACF für ihn zu besorgen, mit dem er zu jeder Tages- und Nachtzeit den Sender betreten konnte. Für den Portier war es schier unmöglich, alle Gesichter zu kennen, für ihn galt nur der Ausweis.
    Auch Arthur Darkster trat an das Grab, warf ein paar Blumen auf Varones letzte Wohnung, verharrte ehrfurchtsvoll ein paar Sekunden, als gedenke er des geliebten Toten, schielte dabei aber hinüber zu der Gruppe, die ihn viel mehr interessierte. Dort standen Ballister, Lora, Felicitas, Rosa, Hunters, Croix, Pemm und andere Berühmtheiten, überragt von dem wallenden Künstlerkopf des russischen Pianisten Tschassnow. Und genau in der Verlängerung dieses markanten Kopfes, außerhalb der dichtgedrängten Menge, neben einem Grabstein, der einen segnenden Engel aus Marmor darstellte, stand ein Mann, dessen Gesicht Darkster bekannt vorkam. Und plötzlich schoß es durch sein Gedächtnis: Er erinnerte sich an das verschwommene Gesicht, das aus der Nacht aufgetaucht war, das er nur für eine Sekunde gesehen hatte, bevor ihn der Hammerschlag am Kinn traf. Er war es, er mußte es sein!
    Darkster brach seine tiefe Trauer um Varone ab, machte dem nächsten Blumenwerfer Platz und rannte aus dem Trauerkreis. Er bahnte sich einen Weg nach hinten, aber als er den Marmorengel erreichte, war der Mann verschwunden.
    Darkster sagte halblaut »Scheiße!«, kämmte alle Gänge zwischen den Gräbern durch, jetzt voll davon überzeugt, den Mann gesehen zu haben, der ihn niedergeschlagen hatte. Nach dem Gesetz der Logik mußte er auch der Mörder von Tito Varone sein.
    Etwas abseits standen zwei Männer in dezentem Dunkelblau, die beide einen Blumenstrauß in der Hand hielten, ihn aber nicht zum Grab trugen und dort niederlegten. Darkster grinste verhalten, trat auf sie zu und tippte grüßend mit dem Zeigefinger an seine

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