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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist.«
    Diese Hintergründe waren natürlich in New York unbekannt. Bei ACF, auf der Chefetage, gingen sinnbildlich alle roten Lichter an: Höchste Geheimstufe! Hunters, der persönlich, ohne Umwege über Abteilungen, das Telex aus Libyen in Empfang nahm, prustete zunächst wie ein aufgetauchtes Nilpferd, schrie nach Miss Blondie und einer Flasche Whiskey, schloß sich dann in sein Büro ein und schwor sich, dieses Telex einrahmen zu lassen und wie einen echten Picasso an die Stirnwand seines Zimmers zu hängen.
    Erst nach einiger Zeit begriff er, daß dies nicht sein Erfolg, sondern der von Felicitas Saunders war, klebte das Telex mit Klebestreifen an die Wand und rief Ballister und Felicitas zu sich.
    Ballister fragte unhöflich: »Wenn es sich um das Partyprojekt handelt, Hunters, ich bin jetzt unabkömmlich!«
    »Kommen Sie herauf!« sagte Hunters ganz dienstlich. »Es fällt in die Abteilung AKTUELLES.«
    Auch Felicitas hatte eine Frage, was Hunters mit einem Stöhnen untermalte.
    »Ist Ballister bei Ihnen?«
    »Er wird kommen.«
    »Dann erscheine ich hinterher.«
    »Sie kommen jetzt!« brüllte Hunters. »Zum Teufel, was geht mich euer Kuschelmuschel an? Der Sender steht vor einer Weltsensation, und ihr bespuckt euch wie Lamas! Sofort zu mir!«
    Später standen Ballister, Hunters und Felicitas stumm vor dem angeklebten Telex, irgendwie ergriffen, aber jeder mit anderen Gedanken.
    »Das bringt ACF endgültig an die Spitze!« sagte Hunters mit der gleichen feierlichen Stimme, mit der er die falsche Grabrede bei Varone gehalten hatte. »Felicitas, wir können Ihnen das gar nicht danken.«
    »Ich freue mich darauf!« sagte Felicitas Saunders. »Es ist ein prickelndes Gefühl, einem Mann gegenüber zu treten, der seine Frau den Krokodilen vorgeworfen haben soll.«
    Und Ballister sagte mit der ihm eigenen Nüchternheit: »Felicitas wird nicht nach Libyen fliegen. Ich verbiete das!«
    Es war merkwürdig, daß niemand merkte, wie das Gebäude der ACF nach dieser Bombe schwankte.

V
    Nach jedem Knall gibt es eine Phase der Ruhe, der lähmenden Stille. Es ist, als ob alles Lebende erst einmal wieder Atem holen muß.
    Hunters holte Atem, trat von der Wand mit dem angeklebten Telex aus Libyen weg und sagte mit schwerer Stimme, als habe er wirklich explosionsartigen Kalkstaub geschluckt:
    »Jérome, jetzt bist du völlig verrückt geworden. Geh nach Hause, leg dich ins Bett und warte auf den Psychiater. Ich schicke dir Dr. Ellworth. Der hat Erfahrung. Er behandelt sogar zwei Senatoren.«
    »Felicitas fährt nicht!« sagte Ballister stur. »Als sie mit dem Vorschlag kam, Idi Amin im Exil zu interviewen, habe ich genickt, weil ich das Ganze für völlig undurchführbar hielt. Auch als Khadafi schrieb, er wolle sich dafür einsetzen, habe ich nicht daran geglaubt. Ich habe Felicitas die Freude an einem Wunschtraum gelassen, weil er nie Wahrheit werden würde. Aber jetzt sieht das alles ganz anders aus!«
    »Wieso?« fragte Hunters noch immer mit seiner Kalkstaubstimme. »Sie fliegt hin, quetscht den Dicken aus und kommt mit einer Weltsensation zurück.«
    »Und wenn sie nicht zurückkommt?«
    »So umwerfend wirkt Idi nun auch wieder nicht auf Frauen!« Hunters nahm das Telex von der Wand, fächelte sich damit Luft zu und trat an das riesige Fenster. Von hier aus konnte man weit über den Hudson sehen, ein atemberaubendes Panorama. »Und wenn er Felicitas' Typ ist – oder Khadafi? – braucht es dich doch nicht von den Beinen zu hauen.«
    »Mich fragt wohl keiner?« Felicitas Saunders war zu der Sesselgruppe gegangen, setzte sich und griff nach Hunters Whiskeyglas, das auf dem Tisch stand. »Hunters, hören Sie nicht darauf, was Ballister sagt. Er ist seit einigen Tagen ungenießbar wie ein fauler Hering. Natürlich fliege ich nach Tripolis.«
    »Nein!« unterbrach sie Ballister laut.
    »Wir müssen die Abteilung AKTUELLES umbesetzen«, warf Hunters ein. »Leider, leider. Der bisherige Chef leidet an Hirnverknöcherung.«
    »Warum soll ich nicht fliegen?« fragte Felicitas. In ihrer Stimme klang die Angriffslust mit, die Ballister in den letzten Tagen immer wieder angetroffen hatte. Es geht um Grundsätzliches, dachte er. Das ist eine absolute Kraftprobe. Gleich werden wir uns anschreien … und übermorgen treffen wir uns wieder in einem Vorstadthotel und schweißen unsere Körper zusammen. Wie soll ich Hunters klarmachen, daß ich vor Angst vergehe, wenn sie nach Libyen fliegt, daß ich das Liebste, was ich habe, nicht für

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