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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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überstanden. Dr. Meyer, der sie betreute, war weniger optimistisch als Ballister. »Wir leben bei Lora wie auf einem Pulverfaß«, sagte er sehr anschaulich. »Man kann nicht sagen, wann es hochgeht, weil man nicht weiß, welcher Funke der Auslöser ist. Varones Tod hat sie mitgenommen, aber die Erschütterung blieb an der Oberfläche. Etwas anderes kann es sein, was sie seelisch trifft. Ein Blattschuß. Den überlebt sie kaum.« Dr. Meyer sah Ballister forschend an. »Jérome, packen Sie vor mir aus, wenn Sie eine Geliebte haben …«
    »Reden Sie nicht solch dummes Zeug«, sagte Ballister abweisend.
    »Ein Arzt lauscht nicht nur auf Herztöne, mißt den Puls und verschreibt Pillen, ein Arzt ist auch der nächste Beichtvater und ebenso verschwiegen. Gegenüber dem klerikalen Beichtvater hat er den großen Vorteil, nicht nur Vaterunser beten zu lassen, sondern konkrete Vorschläge und Hilfen anzubieten.«
    »Wechseln wir das Thema, Doktor«, sagte Ballister, der sich innerlich zurückzog wie eine Schnecke in ihr Haus. »Bei mir können Sie bohren und werden doch nicht fündig. Ich bin keine verborgene Sexquelle.«
    »Der Typ sind Sie auch gar nicht, Jérome! Aber Sie sind ein Mann, und Sie leben die meiste Zeit des Tages unter einem Haufen verdammt hübscher Weiber, die nicht gerade mit dem Moralinorden ausgezeichnet sind.«
    »Ihre Fantasie galoppiert, Doktor.« Ballister lächelte etwas schief. »Eine TV-Anstalt ist kein Riesenpuff!«
    »Ich werde mich hüten, so etwas zu denken.« Dr. Meyer hob beide Hände. »Aber ich habe Sie doch viermal im Sender besucht. Auf jedem Flur kam mir die leibhaftige Versuchung entgegen.«
    »Das sehen Sie noch so als Außenstehender.«
    »Und Lora …«
    »Das ist ja das Verrückte! Lora kommt aus dem Milieu, hat lange genug darin gelebt …«
    »Eben drum.«
    »Sie wußte, daß sie keinen Buchhalter einer Nudelhandlung heiratete.«
    »Das mit der Nudelhandlung ist hervorragend!«
    »Ich habe Lora nie Anlaß gegeben, so zu denken!«
    »Sie ist nervös, seit Felicitas bei Ihnen arbeitet.«
    »Blödsinn!« Ballister wurde das Gespräch ziemlich heiß. »Ich kenne ihre Eifersucht. Felicitas ist doch Loras Freundin.«
    »Stimmt. Sie haben sich so gerne wie Elisabeth und Maria Stuart. Gottseidank gibt es keine Beilhinrichtung mehr!«
    »Sie übertreiben maßlos, Doktor.« Ballister suchte nach einer Zigarette, fand sie zerknittert in seiner Hosentasche und zündete sich eine an. Dr. Meyer dankte, er rauchte nur Zigarren oder Pfeife. »Hat Lora Ihnen gegenüber irgend etwas geäußert?«
    »Ja.«
    »Was?« Ballister bezwang seine Erregung. Er sah Dr. Meyer unterkühlt an.
    »Sie sagte: Wenn Jérome mich betrügt, überlebe ich das nicht. Er aber auch nicht.«
    »Das hat sie gesagt?«
    »Wörtlich. So kurze prägnante Sätze behalte ich im Wortlaut. Seien Sie also vorsichtig, Jérome, wenn Sie tatsächlich einem anderen Rock nachschleichen. Meistens verliert man den Überblick, wenn man verliebt ist. Und je älter man ist, um so dümmer stellt man sich an.«
    »Danke! Ich bin erst fünfundvierzig.«
    »Das ist nicht mehr taufrisch.« Dr. Meyer nickte mehrmals und erhob sich dann. »Wenn es Sie beruhigt, ich glaube Ihnen, Jérome. Lora ist eine fabelhafte Frau, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Wenn sie jetzt ein bißchen hysterisch wird, wer kann ihr das übelnehmen. Mit vierundvierzig gärt in jeder Frau die Panik vor dem unausbleiblichen Älterwerden. Auch Sie, mein Lieber, kommen noch in diese Krise. Werden Sie mal fünfzig, da drehen die Männer durch wie ein ungebremstes Karussell.«
    »Es steht da was ins Haus, Doktor!« sagte Ballister vorsichtig.
    »Also doch, mein Sohn Brutus!«
    »Sie denken wieder um drei Ecken. Nein, ich muß nach Libyen.«
    »Zu dem verrückten Amin-Interview?«
    »Ja.«
    »Aber das macht doch Felicitas.«
    »Ich werde sie begleiten.«
    »Allein?«
    »Natürlich mit dem Kamerateam und so weiter. Wir werden neun Mann sein.«
    »Aber ohne Lora.«
    »Ja.«
    »Das machen Sie ihr mal klar!« Meyer sah sehr besorgt aus. »Hier hätten wir zum Beispiel den Funken, der den Knall auslöst.«
    »Ich muß hin! Es ist nötig. Ich habe einen Beruf, und den muß ich voll ausfüllen. Das muß auch Lora einsehen. Ich kann ihrer Eifersucht wegen nicht meinen Job aufs Spiel setzen.«
    »Sie können mit hundert nackten Mädchen nach Libyen fahren, aber nicht mit der Saunders.«
    »Nur sie kann das Interview machen. Nur sie wird zugelassen! Kommen wir mit einem anderen

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