Die dunkle Seite des Ruhms
Gefühle maßgebend werden?« schrie Hunters dazwischen. »Das ist ja zum Gallegurgeln! Die große Reportage lebt vom Risiko, da hat doch alles andere in Deckung zu gehen!«
Ballister sprang auf, sah Hunters an, als suche er eine Stelle für einen sofort tödlichen Stich, übersah Felicitas und rannte aus dem Zimmer. Im Vorraum fand er eine entsetzte Blondie, die alles mit angehört hatte.
Zwei Stunden später rief Felicitas bei Ballister an. Er war nach Hause gefahren, hatte sich geduscht, als habe das Gespräch mit Hunters ihn arg beschmutzt, und saß jetzt in dem mit tropischen Pflanzen bestückten Wintergarten. Lora war nicht da. Sie war in New York und kaufte bei Valentino neue Schuhe.
»Jérome?« fragte Felicitas milde.
»Nicht zu Hause!« antwortete Ballister.
»Bist du allein?«
»Falsch verbunden, Miss …«
»Sei nicht albern, Liebling. Komm heraus zu mir.«
»Sie sprechen hier mit einem Unbekannten, denn würden Sie mich kennen, hätten Sie es jetzt nicht nötig, am Telefon zu sitzen.«
»Ich liege, mein Schatz. Und ich bin ganz darauf eingestellt, dich zu sehen. Rosa macht eine Landpartie. Mit einem netten, sympathischen Jungen. Red Cummings heißt er. Medizinstudent. Will einmal Chirurg werden. Rosa hat ihn mir vorgestellt, sie scheint in ihre erste große Liebe zu schweben. – Komm rüber, Jérome. Ich muß mit dir reden. Ich brauche dich jetzt.«
»Nein.«
»Es geht um Libyen.«
»Gestorben! Für mich kein Thema mehr!«
»Sei nicht so starrköpfig, Liebling.«
»Verdammt, ich liebe dich und vergehe vor Angst! Das kann man nicht wegreden, nicht wegstreicheln, nicht weglieben. Warum soll ich also kommen? Jede Umarmung von dir macht die Angst nur noch größer!«
»Ich wollte dir vorschlagen, mit mir nach Libyen zu fliegen.« Ballister hörte, wie sie tief einatmete. »Es muß wunderbar sein, Jérome, wir haben noch nie in der Wüste geliebt.«
Es war ein Fehler von Ballister, daß er bei Felicitas immer seinen nüchternen Verstand verlor.
Die Vorabmeldung, daß die Saunders an einem noch geheimgehaltenen Platz ein Exklusiv-Interview mit dem geflüchteten Idi Amin Dada machen würde, war eine Sensation ersten Grades. Das Außenministerium meldete sich bei Hunters, der CIA und eine ›Organisation zur Demokratisierung Ugandas‹. Auf den Chefetagen der Konkurrenz lief man mit verschleiertem Blick herum. Felicitas mußte ihr Telefon abstellen. Die Angebote von Buchverlagen, Illustrierten und Presse-Agenturen überschlugen sich. Bei Ballister meldete sich ein Mann, der in vertraute Verhandlungen eintreten wollte. Es stellte sich heraus, daß es ein Kontaktmann des israelischen Geheimdienstes war.
In Bedrängnis aber kam Arthur Darkster. »Was nun?« fragte er Ahmed Sehadi ibn Mahmoud. »Ich habe so etwas geahnt. Man kann der Saunders nicht am Rock hängen bleiben! Wie komme ich arme kleine Sau zu Amin? Können Sie mir das sagen, Bob?«
»Sie fliegen hin!« antwortete Ahmed einfach.
»Ihr Humor läßt mich erschaudern«, sagte Darkster. »Wann fliege ich?«
»Einen Tag vor Felicitas Saunders.«
»Allah küsse Ihre Stirn, Bob. Aber ehrlich, jetzt ohne Witz …«
»Es ist kein Witz, Darkster. Sie fliegen einen Tag vorher nach Libyen und steigen im Hotel ›Es Sidra‹ ab. Dort ist für Sie ein Zimmer reserviert.«
»Euer Service ist wahrhaftig erstklassig!«
»Mit Einschränkung. Felicitas Saunders kennt jetzt Ihr Gesicht.«
»Ich konnte es mir in der Schnelle nicht umoperieren lassen.« Darkster lachte über seine eigene dumme Antwort. »Und eine Maske wäre aufgefallen.«
»Sie werden deshalb in Libyen darauf achten müssen, daß keiner, der Sie kennt, Sie sieht.«
»Ich werde mich in einen Araber verwandeln, mit Dschellabah und Bart und Brille. Ich habe darin Erfahrung.« Darkster gluckste vor Vergnügen. »Jedes Jahr feiert die deutsche Kolonie in New York Karneval. Ich wurde immer eingeladen. Die letzten drei Jahre habe ich mich als Araber maskiert. Ein voller Erfolg, sage ich Ihnen, Bob. Irgend etwas müßt ihr Araber an euch haben, das die Weiber schwach macht.«
»Sie hören noch von uns«, sagte Ahmed kurz angebunden. »Auf Ihrem Konto liegen morgen 2.000 Dollar Reisekostenvorschuß.«
Ehe sich Darkster überschwenglich bedanken konnte, hatte Ahmed aufgelegt.
Schwierigkeiten gab es auch bei Ballister selbst. Bis zum letzten Augenblick zögerte er mit der Neuigkeit, daß auch er nach Libyen fliegen würde. Lora hatte die dramatische Party ohne sichtbare Wirkung
Weitere Kostenlose Bücher