Die dunkle Seite des Ruhms
bißchen verzerrt. Die Polizei sei der Ansicht, daß der Mörder ihn von hinten lautlos angesprungen haben mußte und dann mit dem Strick sofort mit ungeheurer Kraft den Kehlkopf zerdrückt hatte. Wie ein Messer war der Strick in das Fleisch gedrungen, woraus man folgere, daß der Strick voller Blut sei.
»Er wird übermorgen begraben«, sagte Lora mit zitternder Stimme. »Die Polizei will das Begräbnis von allen Seiten heimlich filmen und jeden auf den Bildern unter Beobachtung nehmen.«
»Glauben die wirklich, der Täter wirft beim Begräbnis auch ein Blümchen auf den Sarg?« Cummings tippte sich an die Stirn. »Das ist doch ein dummer und überholter Spruch, daß der Täter immer an den Ort seiner Tat zurückkehrt!«
»Bei Irren weiß man das nie.« Ballister ging langsam zum Haus zurück. »Wenn es ein Irrer war! Aber ich glaube, Red, Sie haben recht: Hier wartet die Polizei vergebens.«
Wenn es Psychoterror sein soll, dachte er betroffen, wird er weitergehen. Aber ist es überhaupt möglich, daß jemand unschuldige Menschen umbringt, nur um seinem Nebenbuhler das Leben sauer zu machen? Kann ein Mensch so bestialisch denken? Ballister erinnerte sich an einen einzigen Blick, den ihm Prinz Khalif zugeworfen hatte. Der Blick, als er sagte, Felicitas wohne im Hotel und sonst nirgendwo. Es waren Augen gewesen, in denen nicht ein Funken Menschlichkeit mehr gewesen war.
»Wir werden für die nächsten Wochen alle Partys absagen«, meinte Ballister, als sie wieder im Haus waren. »Wir werden die Besuche bei uns nur auf den Tag verlegen. Keine Empfänge mehr am Abend. Und wenn es sich nicht vermeiden läßt, niemand geht mehr allein aus dem Haus oder in den Garten. Mindestens zwei andere müssen ihn begleiten.«
»Wir werden wie Gefangene leben«, sagte Lora leise. »Eingekerkert in unsere Angst. Was will man bloß von uns?«
»Wenn wir das wüßten, wären wir nahe an des Rätsels Lösung!« sagte Red Cummings. »Dann sähen wir ein Motiv.«
»Es gibt immer Motive.« Ballister füllte die Weingläser nach. »Ein beliebtes ist der Ruhm. Was glaubst du, Lora, wieviel uns beneiden, daß wir Geld, ein Haus und einen bekannten Namen haben.«
»Du hast dafür Tag und Nacht gearbeitet, Jérome …«
»Das gilt nicht. Man sieht nur den Glanz, aber nie die dunkle Seite dahinter.«
»Ich schlage vor, ihr verreist für ein paar Wochen.« Felicitas sah an Ballister vorbei, als sie das sagte. »Lora hat wirklich Erholung nötig.«
»Unmöglich! Ich kann jetzt nicht weg aus dem Sender. Gerade jetzt nicht. Wir bereiten eine neue Sendereihe vor«, sagte Ballister.
»Allein fahre ich nicht.« Lora schüttelte wild den Kopf. »Was soll ich denn allein irgendwo in der Wildnis? Das ist ja wie eine Verbannung!«
Sie weinte wieder, lehnte den Kopf an Ballister und empfand es als tröstend, daß er schützend den Arm um sie legte.
»Ich werde morgen überall Halogenscheinwerfer anbringen lassen!« sagte Ballister energisch. »Ich leuchte den ganzen Garten aus. Kein Regenwurm wird ungesehen durchs Gras kriechen können! Und Lichtschranken lasse ich montieren. Wer durch sie hindurchgeht, wird von unsichtbaren, versteckten Kameras gefilmt! Ich weiß nicht, wer uns hier fertig machen will, aber ich nehme den Kampf auf! Ich habe bisher noch nie kapituliert!«
Der Film war entwickelt, der erste, vergrößerte Abzug hing an einer Schnur, von einer kleinen Chromklammer festgehalten, in der Dunkelkammer. Eine Vergrößerung 20 x 30. Eine schöne, scharfe Aufnahme, die jedes Detail hervorhob.
Felicitas Saunders in paradiesischer Nacktheit. Und vor ihr Jérome Ballister, in einem kleinen Höschen, ziemlich zerknautscht aussehend, mit ausgestreckten Händen, als wolle er im nächsten Augenblick die ihm angebotene Schönheit anfassen.
»So sieht also ein sorgloses Leben aus!« sagte Darkster zufrieden. »Mrs. Saunders, Mr. Ballister, ich begrüße Sie als meine Teilhaber! Wenn wir alle vernünftig bleiben, wird es ein Dauergeschäft werden.«
Mit wirklicher Freude vergrößerte er die anderen Bilder und hing alle 38 Fotos an die Trockenleine. Eine Bilderkette, wertvoller als jede Perlenkette. Mit Ahmed Sehadi ibn Mahmoud hatte er noch einmal gesprochen. Sie hatten sich wieder im Café des Lincoln-Center getroffen, und Ahmed hatte sich großzügig gezeigt. Neben 5.000 Dollar in bar bewilligte er Darkster auch noch 10.000 Dollar als Sonderzuwendung, gewissermaßen als Trost für die entgangenen 30.000 Dollar Prämie, wenn Darkster
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