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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufkommen ließ. Aber dann erreichte er eine Grenze, und hinter der begann auch er zu brüllen, und zwar so intensiv, daß in den Studios das blanke Entsetzen herrschte. Vor allem Felicitas Saunders war ein paarmal in Ballisters Kanonade geraten, wenn ihre Ansichten gar zu eigenwillig waren. Dann hatte jeder darauf gewartet, daß die Saunders ihre unheimliche Stärke ausspielte und kühl sagte: »Ich gehe jetzt zu ABC!« Das hätte wiederum bedeutet, daß Hunters die Wände hochging und Ballisters Stuhl wackelte. Aber soweit war es rätselhafterweise nie gekommen. Die Saunders zog den Kopf ein, ließ sich anblasen und duldete stumm. Niemand verstand das, denn niemand wußte ja, was an den Abenden und in bestimmten Nächten geschah.
    Heute aber war Ballister da gelandet, wo jeder Mann in seiner Lage zur wandelnden Bombe wird. Regisseur Pemm erschien wieder in Ballisters Büro, warf seine Sportmütze wie immer gegen die Wand und setzte sich vor Ballister auf die Schreibtischkante. Sein Gesicht glänzte, was bei Pemm immer mit Vorsicht zu betrachten war.
    »Sie sind ein Genie, Jérome!« sagte Pemm enthusiastisch. »Bei unserem Film mit Felicitas und Lora …«
    »Der ist gestorben!« unterbrach Ballister hart.
    »… fehlte mir noch der letzte Pep! Die Geschichte mit dem erdrosselten Nebenbuhler, der in Wirklichkeit der unbekannte Vater der Geliebten ist, krankte an der Einfachheit. Eine zu gerade Handlung. Das Publikum will Verwicklungen. Und was tun Sie, mein Bester? Sie liefern sie mir! Ihr zweiter Toter im Garten ist 'ne Wucht! Daß ich daran nicht vorher gedacht habe. Noch ein Mord, im selben Garten, das ist geradezu Zucker. Der arme Stan Barley! Wer übernimmt jetzt das Jazz-Sinfonie-Orchester? Billy Hepper? Ein guter Mann, ein sehr guter, nur zu dick! Der wirkt auf der Mattscheibe wie ein Walroß!« Pemm holte zischend Luft. »Sei's drum. Ihr zweiter Toter – so habe ich mir das gedacht – ist der Bruder des ersten Toten. Toll, was? Ein verschollener Bruder, vor zwanzig Jahren ausgewandert nach Australien. Der kommt nun zurück, erfährt von dem Mord und versucht, auf eigene Faust den Mörder zu finden. Und was tut er? Er läuft im Garten dem eifersüchtigen Mann direkt in die Arme. Der glaubt an einen zweiten Nebenbuhler und wupp … erwürgt er ihn auch mit einem Strick! Jérome, was sagen Sie nun?«
    »Raus!«
    »Hunters ist so begeistert von dem Stoff, daß er mich zum Abendessen eingeladen hat.«
    »Dabei können Sie mir einen großen Gefallen tun, Pemm!«
    »Gern. Welchen denn?«
    »Essen Sie faulige Austern …«
    Pemm lächelte säuerlich, aber beleidigen konnte man ihn nicht. Sein Fell war nilpferddick. »Ich wußte, daß Sie wieder die Rolläden herunterlassen, Jérome«, sagte er. »Aber Sie müssen zugeben, daß das ein Stoff ist, den man sich nicht entgehen läßt! Ein Drama von fast antiker Größe! Und so werde ich es auch inszenieren, ein moderner Äschylos. Unsere Zuschauer werden schweißnaß auf ihrem Hintern kleben! Jan Perczynski und ich schreiben bereits am Drehbuch. Haben Sie schon mit Lora gesprochen?«
    »Ich werde ihr kein Wort davon sagen!«
    »Dann werde ich sie anrufen.«
    »Pemm!« Ballister beugte sich vor. Seine Augen waren plötzlich hart und wie aus geschliffenem Metall. »Wenn Sie das tun, wenn Sie ein einziges Wort von Ihrem verrückten Film zu Lora sagen, schlage ich Sie krankenhausreif! Ist das deutlich genug?«
    »Ich weigere mich, Drohungen anzunehmen.« Pemm stieß sich von Ballisters Schreibtisch ab. »Sie sind ein Mensch ohne Humor, Jérome! Du lieber Himmel, wie kann man in der Abteilung AKTUELLES nur so verknöchern? Macht das der tägliche Umgang mit Politikern? Wir haben hier einen Millionenstoff, Ballister. Unsere Einschaltquoten werden in die Höhe schnellen, die Werbeaufträge werden nur so purzeln.«
    »Hunters' Jubellied, ich kenne es!« Ballister zeigte auf die Tür. »Pemm, verschwinden Sie! Ich habe hier mindestens sieben Dinge auf dem Schreibtisch, die ich Ihnen an den Kopf werfen kann! Also – schnell hinaus!«
    Pemm zuckte mit den Schultern, nahm seine Mütze vom Boden und verließ Ballisters Büro. Noch während er hinter sich die Tür zuzog, hörte er, wie Ballister bei Hunters anrief.
    »Wie sieht meine Kündigungsfrist aus?« fragte Ballister.
    »Überhaupt nicht«, antwortete Hunters. »Was soll der Quatsch?«
    »Was heißt überhaupt nicht?«
    »Du bist unkündbar.«
    »Aber wenn ich gehen will?«
    »Komm rauf!« sagte Hunters und hustete heftig

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