Die dunkle Seite des Ruhms
belastende Fotos hätte machen können.
»Das war ja nun wohl das, was man einen Flop nennt!« sagte Darkster gemütlich und steckte die Dollarnoten ein. »Die Saunders sollte man zum Ehren-Engel ernennen. Ihr Sexualleben spielt sich im Sender ab. Das Mikrofon ist ihr Bettgenosse, und von der Kamera läßt sie sich streicheln. Da kommt kein Mann dazwischen! Hätten Sie das gedacht, Bob?«
»Gehofft!«, antwortete Ahmed kühl. »Insofern war Ihre Arbeit gut, Darkster. Dafür auch die 10.000 Dollar gratis. Vielleicht hätten Sie mehr bekommen, wenn Sie nicht diese dumme Wüstenfahrt gemacht hätten, sondern sich an der Bar besoffen hätten.«
»Man kann nicht an alles denken, Bob!« Darkster hob bedauernd die Schultern. »Aber aus Fehlern lernt man! Seien Sie gewiß, mein Lieber, ich habe gelernt …«
Am Abend gab es eine große Wiedersehensbegrüßung mit der alten Mrs. Jenny Havelook. Darkster bezog wieder seine Wohnung gegenüber von Felicitas, prallte wieder zurück vom Uringestank, der aus den Dielen quoll, und trank tapfer eine Tasse Tee mit der netten alten Dame, aß zwei Kekse, die wie Gummi hinter den Zähnen kleben blieben, und erzählte von seiner Reise. Nur verlegte er sie nach Hawaii, wo er auch noch nicht gewesen war, und schilderte dieses Eiland mit so glühenden Farben, daß Mrs. Havelook sehnsüchtig ausrief:
»O Mr. Darkster, wenn man noch einmal siebzig wäre! Ich flöge sofort hin! Welch ein Glück, jung zu sein und die Welt zu erleben.«
Das sagte sich Darkster auch. Mit 34 Jahren werde ich zum Pensionär, das soll mir mal einer nachmachen! Ich werde die Welt sehen von ihren schönsten Seiten!
Am Abend rief er an. Er hatte Felicitas Saunders nach Hause kommen sehen. Ihre Tochter Rosa war bei ihr. Morgen sollte das Interview mit Idi Amin gesendet werden. In Abänderung des Programms. Hunters hatte die Publicity-Trommel geschlagen, für ACF große Anzeigen in die Zeitungen gegeben, nach jeder Sendung seiner Station durch eine Sprecherin, eine süße Blondine mit Namen May Vernon, auf die Sensation hinweisen lassen: Felicitas Saunders spricht mit Amin.
Es war das Thema des Tages in ganz Amerika. Seit zwei Tagen aber auch belagerte das CIA nicht nur die Saunders, sondern auch Ballister. Man wollte interne Informationen, Hinweise, Anhaltspunkte, die alle auf eine Frage hinausliefen: Wo hält sich Idi Amin verborgen? Wo in Libyen? Wie sah die Oase aus, wie das Haus? Als sowohl die Saunders wie Ballister stumm blieben, appellierte man an ihr Vaterlandsgefühl und an ihre amerikanische Ehre.
»Sehen Sie sich den Film an«, sagte Ballister energisch zu den CIA-Leuten. »Wir stehen im Wort, nicht mehr zu sagen! Bräche ich dieses Wort, wäre das die Pleite von ACF! Felicitas bekäme nie wieder ein exklusives Interview. Das sehen Sie doch ein, meine Herren, auch wenn Sie vom CIA sind?«
Man sah das zwar nicht ein, aber ließ vorerst Ballister und die Saunders in Ruhe. Auch eine Privatvorführung vor dem CIA lehnte Hunters ab. »Sie sind Zuschauer wie alle anderen!«, sagte er grob. »Oder können Sie ein aktuelles politisches Interesse des Weißen Hauses vorweisen?«
Amerika war also bis aufs äußerste gespannt. Felicitas Saunders beherrschte völlig die Szene. Und in diese Spannung hinein rief Arthur Darkster an. Er gab seiner Stimme einen weichen, ja fast öligen Klang, als er sagte:
»Mrs. Saunders, ich gratuliere zu Ihrem Erfolg in Libyen. Während alle Welt Ihr Interview mit Idi Amin erwartet, darf ich Ihnen ganz privat meine Hochachtung aussprechen für Ihre unnachahmliche Balkonszene im Hotel ›Es Sidra‹.«
Darkster lächelte wissend, als Felicitas Saunders zunächst keine Antwort gab. Jetzt denkt sie nach, stellte er sich vor. Ganz kühl denkt sie nach: Wieso konnte ich gesehen werden? Wer hat mich gesehen? Wie war das möglich? Und was wird nun daraus?
Darkster unterbrach Felicitas' Gedankengänge, indem er weitersprach.
»Ihr Erstaunen ist berechtigt, Mrs. Saunders. Es wird noch größer werden, wenn ich Ihnen gestehe, daß ich von dieser klassischen Balkonszene, gegen die Romeo und Julia billigstes Theater ist, genau 36 hervorragende Fotos besitze. Fotos von größtem Seltenheitswert. Nach diesen 36 Aufnahmen mußte ich das Objektiv wechseln. Die Linsen waren verbogen. Sie waren bei Ihrem Anblick zu heiß geworden. Diese Linie, vom Hals über die Brüste und den Leib bis zu den Schenkeln, da wird einem Kurvenspezialisten ja schwindelig …«
»Wer sind Sie?« fragte Felicitas
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