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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nüchtern und kühl. Darkster bewunderte sie jetzt noch mehr. Gab es eigentlich etwas, was sie aus der Fassung bringen konnte, außer der heimlichen Liebe zu einem verheirateten Mann?
    »Erwarten Sie darauf eine Antwort?«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Aber Sie wissen genau, wovon ich rede.«
    »Nein!«
    »Mrs. Saunders, spielen wir doch nicht Blindekuh. Warum sollen wir unnütz umeinanderlaufen? Übrigens sieht Jérome Ballister im kurzen Slip besser aus, als ich dachte. Viel sportlicher. Er sollte sich seine Anzüge woanders kaufen!«
    »Sie wollen mich auf eine läppische Art erpressen, stimmt's? Aber ich bin dafür das denkbar schlechteste Objekt! Ich reagiere nicht auf Bluff!«
    »Wir wollen doch wie vernünftige Menschen miteinander reden und auskommen, nicht wahr?« Darkster legte eine Kunstpause ein, um die Spannung zu heben. »In Ihrem Briefkasten neben dem Einfahrtstor liegt ein brauner Umschlag mit einer Ausschnittsvergrößerung. Ein sehr diskretes Bild, Mrs. Saunders. Es soll ja kein Unfrieden zwischen uns aufkommen. Das Foto zeigt Jérome Ballister in seinem Slip, wie er gerade nach einer Dame greift. Aber die Dame sieht man nicht, ich habe sie weggeschnitten. Man sieht von ihr nur einen Teil ihres nackten Oberschenkels. Ein die Fantasie ungemein anregendes Foto. Ich bin sicher, daß Sie die Inhaberin dieses Oberschenkels kennen. Bitte, informieren Sie sich. Ich rufe in zehn Minuten wieder an.«
    Darkster legte auf und war mit sich sehr zufrieden. Er trank einen Whiskey, beobachtete mit dem Fernglas, wie Felicitas tatsächlich am Tor erschien, den Briefkasten öffnete und das Kuvert herausnahm. Sie schaute sich nicht um, suchte nicht in der Umgebung. Ganz sachlich verschloß sie den Kasten wieder und ging zum Haus zurück.
    Genau nach zehn Minuten schellte Darkster sie wieder an. »Sprechen Sie ein Lob aus, Mrs. Saunders«, sagte er im Plauderton. »Ist das nicht eine Aufnahme mit beachtlicher Tiefenschärfe? Ich habe neben mir die abgeschnittene Stelle. Sie tragen ein ganz entzückendes, winziges Muttermal unterhalb der linken Brust, seitlich zur Taille hin.«
    »Wieviel?« fragte Felicitas ohne hörbare Erregung.
    »Es sind 36 Fotos – eins schöner als das andere.«
    »Wieviel?«
    »Das läßt sich nicht mit einer Zahl umreißen, Mrs. Saunders. Fangen wir an mit den Unkosten. Da wir Partner werden wollen, bitte ich Sie, mir einen kleinen Kostenbeitrag zu gewähren. Ich bin nicht unverschämt … 10.000 Dollar.«
    »Einverstanden. Wann bekomme ich die Negative?«
    »Wir sprachen von den Unkosten. Davon kann man nicht leben. 36 Fotos dieser Qualität sind eine Lebensversicherung. Aber warum damit hausieren gehen? Das Leben muß weitergehen, und ich begnüge mich mit 5.000 Dollar im Monat. Das sind im Jahr 60.000 Dollar. Mir ist klar, daß wir da gar nicht weiter zu verhandeln brauchen bei Ihrem Millioneneinkommen. Nehmen wir an, ich lebe noch 30 Jahre, so ergibt das 1.800.000 Dollar. In 30 Jahren, Mrs. Saunders! Bitte, erkennen Sie an, wie fair ich bin! Jedes Jahr zu Ihrem Geburtstag werde ich Ihnen von den 36 Fotos ein Negativ schicken als Beweis meiner Korrektheit.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Es würde 36 Titelfotos geben, jedes für 50.000 Dollar. Das wären 1,4 Millionen Dollar auf einen Schlag. Zweifeln Sie daran, daß jedes Magazin für diese Bilder diese Summe zahlen würde? Ich nicht. Ein Morgen im Leben der Saunders, aufgenommen mit einer Motorkamera …«
    »Wohin wollen Sie das Geld überwiesen haben?« Felicitas' Stimme war kühl wie bisher. Darkster wischte sich erregt über die Stirn. Sie kann verlieren, dachte er. Lieber Himmel, welch eine Frau! Sie bezahlt für ein Leben lang Ruhe, und sie benimmt sich dabei, als kaufe sie einen Kohlkopf.
    »Ich rufe Sie wieder an«, sagte Darkster und atmete tief. »Mrs. Saunders, ich bewundere Sie.«
    »Und ich hasse Sie«, entgegnete sie kalt. »Ich werde Sie umbringen, wenn ich Sie jemals zu sehen bekomme! Das ist ernst gemeint …«
    »Ich weiß.« Darkster starrte gegen die Wand mit der zerschlissenen Tapete. »Ich traue Ihnen das auch zu. Es ist gut, zu wissen, daß wir beide jetzt etwas zu verlieren haben. Das räumt alle Unklarheiten aus dem Weg. Wir müssen jetzt miteinander leben oder zur Hölle gehen!«

IX
    Der Zeitpunkt war gekommen, wo Ballister seine eigenen Nerven bewunderte. Bei ACF galt er schon immer als ein Mann, dessen Ruhe selbst in kritischen Situationen, wo andere ihre Krawatte aufgefressen hätten, nie eine Panik

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