Die dunkle Seite des Ruhms
lediglich aussichtslose Sachen ab, bevor sie mich niederwalzen.«
»Ist es der Prinz?« fragte Ballister. »Wenigstens diese Information können Sie mir ja geben!«
»Ich weiß es nicht.« Cappadozza schien nicht geneigt, in diesem Fall weiter tätig zu werden. »Ich habe mich sehr rücksichtsvoll verhalten, nachdem ich erfahren habe, daß die Gelder auf zwölf Schließfächer verteilt werden, von denen jeweils eins kurz vor der Überweisung als Empfänger bekannt gegeben wird.«
»Zwölf Fächer?« fragte Ballister betroffen. »Ich verstehe das alles nicht. Khalif hat andere Methoden, mich fertigzumachen. Schnellere, wirksamere.«
»Er ist ein Spieler, ich habe mich erkundigt. Das liegt in seiner Natur. Er spielt jetzt mit Ihnen, wie eine Katze mit einem Garnknäuel! Ballister, es tut mir leid …«
»Sie ziehen sich zurück, CC?«
»Die Gegenseite schmeckt mir nicht. Machen Sie 's gut.«
»Ein frommer Wunsch! Sonst haben Sie keinen Rat?«
»Doch! Schalten Sie aus, was den Prinzen so ärgert, dann haben Sie Ruhe.«
»Unmöglich!«
»Dann steht Ihr Schicksal fest, Ballister. Bye bye.«
Cappadozza legte auf. Ballister war eine Zeitlang wie narkotisiert, er saß herum, starrte gegen die Wand und dachte nur an eins: Felicitas aufgeben? Es war ein Gedanke, so widersinnig, als wolle man von ihm verlangen, das Weiße Haus in Washington in die Luft zu sprengen. Aber selbst die war noch denkbarer, als Felicitas herzugeben.
Um noch einmal mit dem Unbekannten zu reden, setzte er in alle New Yorker Zeitungen eine kleine Anzeige mit dem Text:
»Wir sollten noch einmal miteinander sprechen über ein Schließfach für die Rente.«
Aber der Erpresser meldete sich darauf nicht. Ballister blieb nichts anderes übrig, als die vierte Rate pünktlich zu bezahlen. Pünktlich bis zum 10. jeden Monats, bis zu seinem Lebensende.
Oder bis zum Tode von Lora.
Das war der häßlichste von allen Gedanken.
Es war in West Palm Beach, wo Felicitas für die Dauer ihres Urlaubes an der Küste eine Villa gemietet hatte, an einem sonnigen, warmen Morgen gegen 11 Uhr, als Rosa zu Red Cummings an den Strand lief und ihm einen Zettel auf die nackte, breite Brust legte. Sie war sehr aufgeregt und dem Weinen nahe.
»Sieh dir das an, Red«, rief sie. »Das habe ich gefunden. Mami hat es auf ihrem Schminktisch liegen lassen. Lies dir das durch. Ich glaube … ich glaube … Mami wird erpreßt.«
Red Cummings, dieser Klotz von Kerl, richtete sich auf, seine Muskeln traten dabei dick unter der Haut hervor. Er nahm den Zettel, hielt ihn vor die Augen und las:
»Heute wieder überwiesen. Danach Anruf von ihm. Bedankt sich. Ich kann seine Stimme nicht mehr hören! Wie komme ich nur an die Sachen heran?«
Mit Cummings vollzog sich eine erschreckende Wandlung. Er zerknüllte das Papier, knirschte mit den Zähnen, sein Gesicht erstarrte zu einer Fratze, und erst als Rosa rief: »Red, was ist denn los?«, entspannte er sich, und ein schiefes Lächeln wischte den schrecklichen Ausdruck weg.
»Das klingt danach!« sagte Cummings heiser. »Das klingt wirklich nach Erpressung. Man sollte Mama einmal ganz hart danach fragen …«
»Aber wenn sie es nicht will? Sie hat nie darüber gesprochen. Wir sollen es bestimmt nicht wissen.« Rosa nahm den Zettel und las ihn noch einmal. »Wer kann das sein, Red? Was kann er von Mami wollen? Was sollte er wissen? Mami hat doch nie etwas Unrechtes getan. Nie! Man kann doch Mami niemals erpressen. Es gibt nichts, was sie verbergen muß.«
»Anscheinend doch.«
»Pfui, Red!«
»Sie zahlt! Hier steht es! Also ist sie erpreßbar! Irgendwas muß Mama so wichtig sein, daß es nie bekannt wird, und dafür zahlt sie! Oh, wenn ich den Kerl erwische!« Cummings ballte die Faust. Er hatte als Boxer dicke, respektheischende Fäuste, die er jetzt klatschend gegeneinanderstieß. Es war denkbar, daß Arthur Darkster einen zweiten Schlag nicht mehr bei Bewußtsein erlebte.
»Was sollen wir tun?« fragte Rosa kläglich.
»Im Augenblick nichts.« Cummings blickte mit merkwürdig starren Augen um sich. Seine breite Brust hob sich beim schnellen Atmen. Er drehte sich auf den Bauch und hielt die Luft an, bis er spürte, wie sich ein unbändiger Drang in seinem Inneren beruhigte und er wieder normal denken konnte. »Wir müssen Mama beobachten. Vielleicht gelingt es uns, zu erfahren, wohin sie zahlt. Dann werde ich mich darum kümmern. Noch wichtiger wäre es, zu wissen, warum sie zahlt. Wir dürfen jetzt nichts falsch machen und
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