Die dunkle Seite des Ruhms
Kriminalität. Aufgewachsen in den Straßenschluchten New Yorks und schon von Kind an gewöhnt, sich durch Dreck und Müll ans Sonnenlicht zu kämpfen, leitete ihn jetzt der Instinkt bei allen seinen Handlungen.
Er wußte, daß Ballister nicht ohne Gegenwehr die monatliche Rente zahlen würde, im Gegensatz zu Felicitas, die trotz aller Berufshärte eine im Grunde weiche Frau geblieben war und klaglos zahlen würde, um sich und vor allem die Ehre ihres heimlichen Geliebten zu schützen. Mit Ballister war nicht zu spaßen, obwohl er nach außen hin eine so friedfertige Natur zeigte und den Eindruck hinterließ, er sei dauernd mit seiner Umwelt unzufrieden und würde sich am liebsten aufs Land zurückziehen, um dort in einem Blumengarten weiter seiner eigenen Philosophie nachzuhängen. Das täuschte, Darkster und alle Insider wußten das. Und irgendwie fühlte sich Darkster auch unwohl, wenn er an Ballister dachte. Schon am Tage nach Absenden des ersten Briefes hatte er sich gefragt, ob das nicht eine Dummheit gewesen sei. Mit Felicitas' Geld konnte man wie ein Playboy leben, vor allem aber gefahrlos. Aber dann siegte auch bei ihm die Geldgier. Monatlich 1.000 Dollar mehr, das soll man nicht verkümmern lassen!
Äußerst vorsichtig wurde Darkster allerdings, als er zur eigenen Information eine Reportage über das Postscheckamt machte und dabei – fast durch Zufall – durch einen geschwätzigen Beamten der Kontenführung erfuhr, daß sich jemand sehr intensiv nach seinem Konto erkundigt hatte. Nicht die Polizei, nicht der FBI, nicht der CIA, kein Detektiv, sondern ein Privatmann, der angegeben habe, er sei der Erbe des Kontoinhabers und ob man nicht wisse, ob der Kontoinhaber noch weitere Konten habe. Man habe den Mann an einen Anwalt verwiesen, der die Erbangelegenheiten regeln würde.
»Dabei lebt der Konteninhaber!« sagte der eifrige Beamte. »Wir haben gestern noch von ihm Anweisungen erhalten!«
Bei Darkster klingelte es wieder Alarm. Da haben wir Ballister, dachte er. Er nicht persönlich, natürlich nicht, aber er hat einen Spürhund auf meine Fährte gesetzt. Wie geahnt! Er muß sich wund und müde laufen!
In diesen Tagen mietete Darkster bei zwölf verschiedenen Postämtern in New York und Umgebung Schließfächer und ließ dem Postscheckamt einen genauen Plan zugehen, wohin jeden Monat das eingehende Geld zu überweisen sei. Kurz vor der Überweisung wollte er dann anrufen und das Geld auf ein anderes Schließfach umdirigieren. Es mußte mit dem Teufel zugehen, wenn dann noch seine Spur verfolgbar war.
Es schien, als habe Darkster richtig gedacht. Sein Plan war gut, aber noch besser war Ballisters Bedenken gewesen, hinter der ganzen Aktion stecke eine Racheattacke des Prinzen Khalif. Er hatte damit unbewußt etwas ins Rollen gebracht, was alles lähmte. Auf jeden Fall rührte sich Camino Cappadozza nicht mehr, obwohl 10.000 Dollar abholbereit dalagen.
Ballister zahlte drei Monate pünktlich.
Drei Monate, die vorübergingen wie jeder Monat in den vergangenen Jahren. ACF war nun ein Sender, der im Geld schwamm, die Abteilung AKTUELLES konnte es sich leisten, die besten Leute einzukaufen und galt – schnell wie man in Amerika ist – sofort als beste aktuelle Abteilung aller Sender überhaupt und Ballister als ein Mann, der das politische Bild der Amerikaner maßgebend mitformte. Die Parteien traten an ihn heran, ob er sich nicht in den Kongreß wählen lassen wollte, aber Ballister winkte ab. Keine Parteienpolitik! Er wollte kritisch nach allen Seiten sein! Dagegen richtete man für ihn eine neue Sendereihe ein: ›Gedanken nach Acht‹, in der Ballister auf einem Stuhl hockte, eine große Weltkarte hinter sich und seine Ansicht bekannt gab über alles, was so in dieser Welt passierte. Das machte ihn rasend schnell populär und beliebt, weil er genau das aussprach, was Millionen dachten, es aber nicht verbreiten konnten.
Hunters schwebte in allen erreichbaren Himmeln, die über dem siebten lagen, verkündete eine Steigerung der Werbesendungen um 145,7 Prozent, was es noch nie in Amerika gegeben hatte, und leistete sich eine neue Geliebte. Das war ein zierliches, puppenhaftes Ding aus dem Fernsehballett mit einem süßen, aber leeren Kopf, einer fabelhaften Figur und einer zwitschernden Stimme, mit der sie verkündete, wie wunderbar sie alles fand, was jetzt mit ihr geschah. Hunters blähte sich wie ein Nilpferd, das gerne ein Pfau sein wollte, und begann den Wahnsinn, in seinem riesigen Park jeden
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