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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Morgen einige Runden im Dauerlauf zu drehen, um fit für die kleine zärtliche Maus zu bleiben.
    Felicitas Saunders arbeitete wie bisher mit der Fehlerlosigkeit eines gut eingerichteten, gut gewarteten Roboters. Sie interviewte Staatsbesuche, sprach mit dem Papst in Rom und sagte zu ihm: »Heiliger Vater, ich bin evangelisch. Dadurch erheben sich für mich viele Fragen, und ich bin glücklich, mit Ihnen darüber diskutieren zu können. Die Grundfrage: Würde man Luther in der Situation der heutigen Kirche auch heute wieder in Acht und Bann werfen und als Ketzer verteufeln?«
    Eine einmalige Frau! Eine Frau, die vor Mut platzte. Eine Frau, die keinem Problem aus dem Weg ging. Eine Frau, die ganz Amerika bewunderte und liebte. ›Unsere‹ Saunders, hieß es in der Presse. Wenn Felicitas auf dem Bildschirm erschien, röchelten die anderen Fernsehstationen. ACF hatte dann die höchste Einschaltzahl. Kaum jemand saß vor einem anderen Programm, auch wenn die anderen Gesellschaften sich alle Mühe gaben und gegen die Saunders die besten Stars aufmarschieren ließen. Felicitas war nicht zu schlagen. Sie im Verein mit Ballister beherrschten zeitweise das amerikanische Fernsehprogramm.
    Und Felicitas zahlte. Darkster kassierte die ersten Gelder mit klopfendem Herzen, zog sich dann in seine nach Urin stinkende Wohnung bei Mrs. Havelook zurück, breitete die Dollarscheine auf dem Tisch aus und starrte sie an wie ein aus der Nationalgalerie gestohlenes Gemälde.
    Beim Anblick dieses Geldes verlor er die letzten Bedenken, daß es sich bei ihm um einen Schuft handelte. Das ist ein ganz natürliches Geschäft, sagte er sich. Ich habe etwas, was einen anderen interessiert, und der kauft es mir ab. In Raten, weil der Preis zu hoch ist. Das ist normal. In Amerika kaufen Millionen auf Ratenzahlung, und es bleibt sich gleich, ob es ein Auto, ein Haus, ein Kühlschrank oder 36 Fotonegative sind. Man kauft und zahlt! Wer will darin etwas Unmoralisches sehen?
    Lora Ballister kam in diesen drei Monaten nicht so recht wieder auf die Beine. Sie fühlte sich zwar besser, ging viel spazieren, saß unter der Markise der Terrasse des Golf-Clubhauses, wenn Ballister seinen Ball schlug und schlürfte Obstsäfte, die man noch extra mit Vitaminen anreicherte. Vier Wochen lang war sie sogar glücklich, weil Felicitas Saunders sich einen Urlaub gönnte und mit Rosa und Red Cummings, der fast schon zur Familie gehörte und in den Rosa mit der ganzen Intensität ihrer siebzehn Jahre verliebt war, nach Florida flog, um anonym unter tausenden anderen Urlaubern im Meer zu schwimmen. Zwar wartete Lora darauf, daß Jérome jetzt etwas in Florida zu tun hatte, eine wichtige Reportage, aber das war nicht der Fall. Ballister blieb in New York, und das machte Lora sehr glücklich.
    Was sie nicht wußte, war der Abschied, den Felicitas und Jérome feierten. Sie trafen sich natürlich wieder in einem kleinen Hotel in Danbury, wo die Saunders eine pechschwarze Lockenperücke trug und sich Juanita Lopez Granadilla nannte, eine Mexikanerin aus San Eduard. Ballister reiste als Raoul Vernon, ein Kanadier aus Libreville. Wie immer bei solchen seltenen Begegnungen kamen sie aus dem Bett nicht hinaus, ließen sich Essen und Trinken aufs Zimmer bringen und klammerten sich aneinander, als seien diese Stunden wirklich ihre letzten im Leben.
    Plötzlich, noch vom schweren Atmen niedergedrückt und mit bebenden Fingern eine Zigarette rauchend, sagte Felicitas:
    »Ich werde erpreßt, Jérome.« Er warf sich herum und starrte sie entsetzt an. Bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie fort. »Man hat von uns Bilder gemacht. Auf dem Balkon des Hotels in Tripolis. Ich habe ein Muster gesehen. Es ist furchtbar. Sie dürfen nie an die Öffentlichkeit kommen! Deshalb zahle ich.«
    »Ich auch!« sagte Ballister heiser. »Mein Gott, was macht man mit uns! Wenn ich diesen Kerl entdecke …«
    »Wir haben keine Chancen, Liebling. Ich habe mir alles überlegt. Wenn er Abzüge an verschiedenen Stellen deponiert hat, sind wir vernichtet, auch wenn wir ihn in die Hände bekommen. Seine Kontaktleute werden die Fotos versenden.«
    »Wir haben 48 Stunden Zeit.«
    »Was sind 48 Stunden? Wie willst du an die Fotos kommen? Willst du im Fernsehen einen Aufruf erlassen?«
    »Wenn wir den Kerl enttarnen, wird es keine 48 Stunden dauern, bis er redet. Das – das weiß ich!« Ballister schloß die Augen. Er hörte wieder Cappadozzas Stimme und fror plötzlich. »Ich habe mich immer geweigert«, sagte er

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