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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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einem
zusammengeklappten Tapeziertisch aussah. Das war aber schon lange vor den
Pfingstferien. Der Nachbar dachte, dass sie vielleicht eine Gartenparty
veranstalten wollten. Aber entweder war er an dem betreffenden Abend nicht
dort, oder er hat sich getäuscht, denn der erwartete Lärm blieb aus. Ein
anderes Mal hat er beobachtet, wie Jonas mit einem Mann zurück in Richtung
S-Bahn lief.«
    »Konnte er den Mann und das
Mädchen beschreiben?«
    Stellfeldt schüttelte den Kopf.
»Es ist zu lange her. Er konnte sich kaum noch erinnern.«
    Schweigen breitete sich aus.
Hackenholt wagte eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse.
    »Vor ungefähr zwei Wochen, es
ist entweder Sonntag oder Montag, wird Heinrich Gruber in der Gartenlaube der
Familie Petzold von einer oder mehreren Personen entdeckt und niedergeschlagen.
Der Bewusstlose wird in den Schubkarren gepackt und in den Wald gebracht, wo er
in besonders unwegsamem Gelände abgeladen wird. In der Mulde, in die er
geworfen wird, steht bereits Wasser, oder sie füllt sich durch den
darauffolgenden Starkregen. Heinrich Gruber ertrinkt. Rund eine Woche später
findet ihn ein aufmerksamer Spaziergänger. Am selben Tag, an dem Heinrich
Grubers Bild zusammen mit dem Zeugenaufruf in der Zeitung veröffentlich wird,
verschwindet Jonas Petzold nach dem Unterricht spurlos. Durch die Aussage
seiner Biologielehrerin finden wir heraus, dass sich der Junge öfter im
Schrebergarten seines Großvaters aufhält, obwohl die Pacht seit dem Frühjahr
gekündigt ist. In der Laube stoßen wir auf Hinweise, dass dort illegal Liquid
Ecstasy hergestellt wurde. Eine Substanz, die einerseits von Konsumenten stark
verdünnt als Stimmungsaufheller und Kuschelsex-Droge missbraucht wird,
andererseits hochdosiert bei der Begehung von Straftaten zum Einsatz kommt, um
die Opfer zu betäuben und auszurauben oder sexuell zu missbrauchen.«
    Hackenholt machte eine Pause und
sah in die Runde. Alle nickten. Er fuhr fort. »Jonas ist ein Einzelgänger.
Seine Eltern haben ein völlig falsches Bild von ihm, sei es aus Desinteresse
oder weil ihr Sohn ihnen nichts erzählt. Unter seinen Klassenkameraden hat er
keine Freunde. Wenn die Kontakt zu ihm suchen, dann nur, weil sie etwas von ihm
brauchen. Eine Übersetzung, eine Matheaufgabe oder dergleichen. Jonas gibt
Nachhilfe. Angeblich will er Geld verdienen, um anstelle seines Großvaters die
Pacht für den Schrebergarten übernehmen zu können. Allerdings hat er dafür
jetzt schon viel zu viel Geld auf dem Konto. Hängt Jonas wirklich an dem
Großvater und dem Garten, oder braucht er Letzteren nur, um dort weiterhin
Drogen herstellen zu können? Die einzige Person, der Jonas vertraut, ist ein
Mädchen, das er bei den Coolridern in der Schule kennengelernt hat: Sara. Sie
verhält sich uns gegenüber verschlossen und abweisend. Jonas’ Handy liefert uns
keine Hinweise. Er hat es so gut wie nie verwendet und wenn, dann nur für
Gespräche und Nachrichten mit seiner Mutter oder mit Nachhilfeschülern. Seine
E-Mails sind genauso nichtssagend. Mit wem er sich über den auf seinem Computer
installierten Messenger unterhalten hat, wissen wir nicht. Ich denke, das ist
etwas, dem wir unbedingt nachgehen müssen. Bislang geben einzig die
Internetseiten, die er besucht hat, darüber Aufschluss, dass er gezielt nach
einer Anleitung gesucht hat, die beschreibt, wie man GHB herstellen kann.« Hackenholt nahm einen Schluck Kaffee.
»Wo könnte sich Jonas versteckt halten? Bei denselben Leuten, die mit ihm in
der Gartenlaube waren? Und warum ist er überhaupt verschwunden? Bislang wissen
wir nur, dass sich außer ihm noch mehrere andere Personen dort aufhielten.
Wovon wir keine Ahnung haben ist, was sie mit dem Liquid Ecstasy machen. Welche
Vertriebsstrukturen hat die Gruppe? Geben sie das Zeug nur an Freunde ab,
verkaufen sie es in Diskos, oder benutzen sie es bei ihren eigenen Beutezügen?«
    Hackenholt wurde durch ein
Klopfen an der Tür unterbrochen.
    Die Schreibkraft steckte den
Kopf herein. »Christine Mur hat angerufen, du sollst mit Ralph sofort in die
Kollwitzstraße kommen. Mehr hat sie nicht gesagt.«
    Obwohl sie die Hausnummer nicht
wussten, fanden die beiden Beamten das fragliche Anwesen auch, ohne Mur auf dem
Handy anzurufen. Auf der Straße parkten in loser Reihenfolge der Kastenwagen
einer Installationsfirma, zwei Streifenfahrzeuge, ein Auto, das zur städtischen
Wohnungsbaugesellschaft WBG gehörte, und der VW -Bus der
Spurensicherung. Wünnenberg hielt am

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