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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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gedruckten Enzyklopädien. Jetzt staunte er nicht schlecht, als er
sah, was Jonas auf diese Weise alles zusammengetragen hatte. Der Junge hatte
sich auf speziellen Infoseiten für Drogen genauso umgesehen wie auf chemischen
Fachseiten. Zudem hatte er in diversen Internetforen gepostet. Manchmal
besuchte Hackenholt nicht nur die Seiten, die Jonas sich angesehen hatte,
sondern klickte aus Neugier auch auf querverweisende Links. So kam er vom
Hundertsten ins Tausendste, und der Nachmittag verging wie im Flug.
    Als Saskia Baumanns und Wünnenbergs
Lachen durch den ansonsten mucksmäuschenstillen Gang des wochenendlichen
Kommissariats schallte, schaute Hackenholt verwundert auf die Uhr. Waren sie
von der Durchsuchung etwa schon wieder zurück? Verdammt! Es war schon fast
sieben. Wie hatte er nur derart die Zeit vergessen können?
    »Was machst du denn noch hier?«,
fragte Wünnenberg erstaunt. »Ich dachte, du wolltest ein bisschen früher heim
und bist deswegen nicht zur Durchsuchung mitgekommen?«
    »Ja, das hatte ich auch vor,
aber dann habe ich mich festgelesen und die Zeit vergessen«, brummte er,
während er nach dem Telefonhörer griff und Sophies Nummer wählte. Niemand hob
ab. Auch unter ihrer Handynummer war sie nicht zu erreichen. Hackenholt konnte
sich vorstellen, wie sie auf seinen Anruf gewartet hatte. Als der nicht kam,
war sie wahrscheinlich gefrustet mit einer Freundin weggegangen.
    »Is doch ned ersu schlimm. Gäih
hald morng Åmd mid der Soffi zern Glassig Obän Är. Des is eh vill besser wäi
alles, wos heid åmds nu ganger wär.«
    Hackenholt sah Baumann prüfend
an. Meinte sie das ernst? Er hätte der jungen Kollegin die Liebe zu sämtlichen
Musikrichtungen zugetraut, aber ganz sicher nicht zur Klassik. »Warst du da
schon mal?«, fragte er vorsichtig.
    »Ner freili. Wenn der Zendrel
Barch scho aamål middn in Nämberch lichd, nocherdla mou mer doch hiigäih!«
    »Und wer oder was ist der
Zendrel Barch?«
    »Des is doch der grouße Barch,
wous in Nu Jorch ham.«
    Auch nach dieser Erklärung
dauerte es noch eine halbe Sekunde, bis Hackenholts Gehirn die Übersetzung
gelang und er kapierte, dass seine Kollegin den New Yorker Central Park meinte.
    »Aber warum soll der plötzlich
in Nürnberg liegen?« Hackenholt verstand ihre Anspielung beim besten Willen
nicht.
    Baumann verdrehte die Augen.
»Des hod dei Zeidung aamål gschriem, walls hald in Luidboldhain an den Åmd
genau ersu zouganger is, wäi bei di Nu Jorcher. Is ja edz aa woschd. Des is
hald unser Maadlasåmd. Mir genger dou scho seid zehn Johr immer midernander
hii. Obber nerblous zon erschdn Konzedd, wall däi Fillharmonigger vill schenner
sin wäi däi Sinfonigger. Un außerdem is an den Åmd aa nu des Feierwerch.«
    Um sein Erstaunen zu
überspielen, dass seine Kollegin Kulturveranstaltungen solcher Art schätzte,
wechselte Hackenholt schnell das Thema. »Habt ihr bei der Durchsuchung etwas
gefunden?«
    »Wie man es nimmt«, entgegnete
Wünnenberg. »In einem Kellerschrank stand ein alter Chemiebaukasten, in dem
fast alles fehlte. Aber ob die Sachen mal kaputtgegangen sind oder sie erst
seit Kurzem fehlen, das weiß niemand. Allerdings dürften sie zur
Drogenherstellung sowieso nicht ausgereicht haben, von irgendwoher hat sich
Jonas noch andere Gerätschaften besorgt. Ansonsten aber Fehlanzeige. Keine
Drogen im Haus.«
    »Der Moh is dodål ausgflibbd,
wäi mir uns nåch den Chemiebaukasdn derkundichd ham«, warf Baumann ein.
    »Also«, meinte Wünnenberg mit
einem Blick auf die Uhr, »wir müssen jetzt noch schnell das Protokoll tippen,
aber dann möchte ich auch so allmählich mal nach Hause gehen. Was steht für
morgen an? Wann treffen wir uns?«
    »Manfred hat für heute und
morgen die Befragungen der Schrebergartenbesitzer übernommen. Zumindest die,
die wir bisher nicht erreicht haben. Und natürlich die, die in unmittelbarer
Nachbarschaft vom Petzold’schen Garten liegen. Die Ergebnisse der DNA -Analyse werden wir nicht vor Montag
bekommen. Nachdem es also sonst nichts Neues gibt, denke ich, dass wir uns
morgen einen freien Sonntag gönnen können.«
    Die beiden Kollegen quittierten
die Aussage mit einem breiten Grinsen und beifälligem Nicken.
    Köstliche Düfte nach frisch Gebratenem
stiegen Hackenholt in die Nase, als er die Wohnungstür aufschloss. Sein Hunger
trieb ihn auf direktem Weg in die Küche. Auf dem großen Holztisch standen
mehrere Teller. Jeder einzelne war mit einer blütenweißen, altmodisch
anmutenden

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