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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Pferdeschwanz gebundenen
blonden Haaren und der ungewöhnlich hellen Haut höchstwahrscheinlich selbst
deutsch-russischer Abstammung war. Er hätte es nicht benennen können, aber sie
hatte etwas an sich, das sie fremdländisch wirken ließ.
    Gemeinsam klingelten sie sich
von Wohnung zu Wohnung. In manchen machte niemand auf, in anderen wurde ihnen,
noch bevor die Beamtin auch nur die erste Frage gestellt hatte, schon gesagt,
dass niemand etwas gesehen habe. Im ersten Stock öffnete ein betrunkener Mann
die Tür. Als er die uniformierte Polizistin sah und sie in seiner Muttersprache
auf ihn einzureden begann, beschimpfte er sie und spuckte ihr vor die Füße.
Kein einziger Hausbewohner wollte Geräusche gehört oder Personen gesehen haben,
die in die Souterrainwohnung gegangen waren. Auch den bestialischen Gestank
habe niemand gerochen. Die Männer auf der Wiese draußen vor dem Haus hatten
sich verzogen, jetzt brannte die Mittagssonne auf die leeren Sofas herab.
Mühsam arbeiteten sich die Beamten auch durch die Nachbarhäuser, doch als sie
endlich fertig waren, wussten sie genauso viel wie vorher: Russen lösten ihre
Probleme untereinander, redeten nicht mit Fremden – und mit der Polizei schon
gar nicht.
    Die Streifenkollegen übernahmen
die wenig aussichtsreiche Aufgabe, auch noch mit den Bewohnern der vor und
hinter dem Anwesen liegenden Häuserreihe zu reden, während Hackenholt und
Wünnenberg sich auf den Weg zur nahe gelegenen Zweigstelle der WBG machten.
    »Frau Orlowa hat die Wohnung
seit anderthalb Jahren gemietet. Sie kam mit einem Studentenvisum nach
Deutschland und hat es uns vorgelegt, genauso wie die ordnungsgemäße
Meldebescheinigung von der Behörde. Darauf achten wir mittlerweile.« Der
Verwalter hatte in der Zwischenzeit die Akte für die Souterrainwohnung
herausgesucht. Was er ihnen jetzt erzählte, wussten die Beamten jedoch bereits
durch ihre eigenen Nachforschungen.
    »Bezahlt Frau Orlowa die Miete
selbst?«, fragte Wünnenberg nach.
    Der Verwalter nickte. »Von den
Sozialbehörden würde sie kein Geld bekommen. Bevor Bürger, die aus einem Nicht- EU -Staat kommen, überhaupt ein
Studentenvisum für Deutschland erhalten, müssen sie der Ausländerbehörde
nachweisen, dass sie über eigenes Geld verfügen und dem Staat nicht auf der
Tasche liegen werden. Dafür brauchen sie ein Sparbuch mit mindestens
zehntausend Euro, die sie aber nicht antasten dürfen, da sie das Geld im
nächsten Jahr wieder vorweisen müssen.«
    Hackenholt machte sich eine
Notiz. »Sie wissen aber wahrscheinlich nicht, woher Frau Orlowa das Geld hatte,
oder? Ein Grundstock von zehntausend Euro muss ja erst mal verdient sein.«
    »Ich habe immer angenommen, dass
sie aus einer dieser reichen russischen Familien stammt. Die ausländischen
Studenten müssen Geld im Hintergrund haben, denn während ihres Aufenthalts
dürfen sie auch nur eine geringe Anzahl von Stunden arbeiten.«
    »Und Frau Orlowa hat die
anderthalb Jahre alleine in der Wohnung gelebt und nie einen Untermieter gehabt
oder einen Freund bei sich wohnen lassen?«
    »Soweit ich weiß nicht. Laut
Mietvertrag ist ihr eine Untervermietung sowieso untersagt, aber wir können
natürlich keine Wohnungskontrollen durchführen.«
    Auf dem Weg in die U-Haft
zückte Hackenholt sein Handy und rief Stellfeldt an. »Hast du inzwischen schon
etwas über Ljudmila Orlowa herausgefunden?«
    »Ich habe mit den zuständigen
Kollegen vom Dezernat 4 gesprochen. Es handelt sich um einen typischen Fall
eines Verstoßes gegen das Ausländerrecht. Laut Visum darf sie nur eingeschränkt
erwerbstätig sein und keiner selbstständigen Arbeit nachgehen. Festgenommen
wurde sie in einem privaten Tanzclub in der Südstadt. Ein Striplokal mit
angeschlossenen Zimmern, in denen die Damen Privatvorstellungen geben können, wie der Betreiber es bei seiner
Vernehmung formulierte. Frau Orlowa war bei der Razzia gerade mit einem Mann
zugange. Allerdings wurde sie nicht zum ersten, sondern schon zum zweiten Mal
dabei erwischt. Bei ihrer Premiere hat man ihr den Pass abgenommen und ihn an
die Ausländerbehörde überstellt, wo sie ihn gegen Vorlage eines Rückflugtickets
hätte abholen müssen, was sie jedoch geflissentlich versäumt hat. Jetzt, beim
zweiten Mal, wurde sie festgenommen und in U-Haft gesteckt, da vor der
Abschiebung noch ein paar Dinge geklärt werden müssen. Sie scheint unter
anderem in Drogengeschäfte verwickelt zu sein.«
    »Und um welche Drogen geht es
dabei?«
    »Das ist genau

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