Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)
Beziehung den Rest gegeben.
»Weißt du was? Jetzt duschst du
erst mal, und dann gehen wir in der Stadt gemütlich frühstücken. Zeit genug
haben wir ja, so früh, wie wir auf sind.«
Im Café »Der Beck« am Weißen
Turm bestellten sie sich ein Gute-Laune-Frühstück und setzten sich mit ihren
Tabletts bewaffnet an einen Fenstertisch. Erst nachdem sie den ersten Schluck
Kaffee getrunken und in ihre Brötchen gebissen hatten, nahm Hackenholt das
Gespräch wieder auf.
»Du hast mir gar nicht erzählt,
dass Petra wieder zurückkommt«, sagte er vorsichtig. »Mein letzter Stand war,
dass sie für immer da unten bleiben wollte.«
»Meiner auch. Aber als ich
gestern nach Hause kam, stand sie in der Wohnung. Einfach so. Ohne
Vorankündigung. Ich hätte sie fast für einen Einbrecher gehalten. Jedenfalls
hat es keine fünf Minuten gedauert, bis der Zoff wieder losging. So als ob sie
gar nicht weg gewesen wäre.«
Hackenholt dachte an die Zeit
zurück, bevor er Sophie kennengelernt hatte und Petra ins Ausland gegangen war.
Wie oft hatte er Wünnenberg in seiner Wohnung Asyl gewährt. »Warum hast du mich
nicht angerufen? Du hättest doch wie früher bei mir schlafen können. Diesmal
sogar in meinem Bett, ich bin doch die ganze Zeit bei Sophie.«
»Ich war mir nicht sicher, wie
ihr das handhabt. Ob ihr immer noch in beiden Wohnungen wohnt. Ich kann ja
schlecht anrufen und nach meinem angestammten Platz auf dem Sofa fragen, wenn
Sophie bei dir schläft.«
»Auch dann wäre das Sofa frei
gewesen!«, grinste Hackenholt. »Aber sag mal, wie soll das jetzt weitergehen?
Wie stellst du dir das vor?«
Wünnenberg zuckte mit den
Schultern. »Um ehrlich zu sein, ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich werde
mir wohl schnellstmöglich eine andere Bleibe suchen müssen, es ist ja Petras
Wohnung. Aber mit ihr zusammen halte ich es einfach nicht aus.«
Hackenholt überlegte einen
Moment lang. »Wenn du magst, kannst du bei mir wohnen, bis du etwas gefunden
hast. Ich habe Sophie letzte Woche sowieso versprochen, dass ich langsam meinen
Hausstand auflöse und zu ihr ziehe. Nun ja, sobald ich eben dazu komme, das
ganze Zeug auszumisten. Da es ja nun nicht gerade so aussieht, als ob wir unser
Traumhaus in absehbarer Zeit finden, wollte ich meine Bücher und ein bisschen
Kleinkram erst mal einlagern. Das kommt billiger, als weiterhin zwei Wohnungen
zu zahlen. Und den Rest muss ich entsorgen. Wir brauchen schließlich weder zwei
Sofas, die nicht zusammenpassen, noch zwei Küchen.«
»Ist das dein Ernst? Es würde
dich also nicht stören, wenn ich mit meinem ganzen Krempel deine Wohnung
belagere?«
Hackenholt schüttelte den Kopf.
»Die steht doch sowieso praktisch leer, wenn man mal von der Tatsache absieht,
dass sie noch nicht ausgeräumt ist. Lass uns heute Abend nach dem Dienst
zusammen hinfahren. Dann können wir vielleicht schon ein bisschen Platz
schaffen.« Er holte seinen Schlüsselbund hervor, machte die Haus- und
Wohnungsschlüssel ab und drückte sie seinem Kollegen in die Hand.
»Und wie kommst du jetzt rein?«
»Die Ersatzschlüssel hängen bei
Sophie.«
»Großartig! Dann machen wir
heute einen Männerabend in deiner Wohnung und räumen ein bisschen, okay? Und
wenn der Saturn nachher öffnet, geh ich auch eine neue Kaffeemaschine kaufen.«
Wünnenberg war voller Tatendrang.
»Hast du einen Moment Zeit?«
Sven Leichtle steckte den Kopf zur Bürotür herein.
Hackenholt nickte und bot ihm
den Besucherstuhl an.
»Ich habe gehört, dass du dich
für die Orlowa interessierst«, begann der Kollege vom Drogenkommissariat.
»Warum eigentlich?«
Hackenholt erzählte ihm, in
welchem Zustand sie deren Wohnung am Vortag vorgefunden hatten.
Leichtle pfiff durch die Zähne.
»Und gibt es schon irgendwelche Anhaltspunkte?«
»Nicht viele. Wir warten noch
auf die Auswertungen der Spurensicherung. Aber ich gehe schwer davon aus, dass
die Wohnung zum Schauplatz eines Verbrechens geworden ist.«
»Hm. Die Orlowa kann daran aber
nicht beteiligt sein. Ich war bei der Durchsuchung ihrer Wohnung vor drei
Wochen selbst dabei, da sah alles noch ganz manierlich aus.«
Hackenholt machte sich eine
schnelle Notiz auf seiner Schreibtischunterlage. »Das habe ich mir schon fast
gedacht. Allerdings weigert sie sich partout zu sagen, wer einen Zweitschlüssel
hat.«
»Ja, die Orlowa ist eine harte
Nuss. Aber warum ich eigentlich gekommen bin: Bei ihrer Festnahme haben wir
doch eine Menge Pillen sichergestellt. Über eintausend Stück, um
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