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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Dienststelle angerufen und die Kollegen gebeten, Hammer und Meißel
zu organisieren und eine andere Streife damit zu uns zu schicken. Schließlich
konnten wir nach und nach ein paar kleine Brocken Beton wegschlagen. Dadurch
kam ein Zipfel von einem Plastiksack zum Vorschein. Das Erste, was uns dazu
einfiel, waren natürlich Drogen, deshalb haben wir den Beton weiter
aufgeschlagen, bis ich besser an den Sack rankam. Kaum hatte ich ihn
aufgeschnitten, stieg uns dieser bestialische Verwesungsgeruch in die Nase und
wir haben Finger und eine Hand erkannt. In dem Moment haben wir schleunigst den
Dauerdienst und die Spurensicherung verständigt.«
    »Ich habe mir die Kübel bisher
auch nur kurz angesehen und dann gleich bei dir angerufen«, übernahm Christine
Mur. »Mit all den Kindern, die darauf rumgeklettert sind, und dem ganzen Matsch
werden wir wohl kaum noch irgendwelche brauchbaren Spuren an ihnen finden.
Schau sie dir an, die sind total mit Lehm verkrustet.«
    Sie waren zwischenzeitlich in
das Seebett hinabgestiegen. Hackenholt stellte missmutig fest, wie tief seine
Schuhe bei jedem Schritt im Schlamm versanken und dass er sie nur mit einem
lauten, schmatzenden Geräusch wieder befreien konnte. Im Nu fühlte er Nässe in
seine Socken dringen. Er wünschte, er hätte ein solches Paar knallgelber
Gummistiefel angehabt, wie Christine Mur sie trug.
    »Denkst du, es besteht ein Zusammenhang
zwischen dem, was in der Kollwitzstraße passiert ist, und dem hier?«
    Mur sah Hackenholt mitleidig an.
Er hatte das Gefühl, sie würde ihn gleich fragen, ob es ihm und seinem Kopf
wirklich gut ging. Doch statt eine schneidende Antwort zu geben, nickte die
Kollegin nur knapp. Ihr war anzusehen, dass sie bei dem Gedanken, was sie
später mit dem Gerichtsmediziner aus den Blumenkübeln würde schneiden müssen,
noch immer um ihre Fassung rang.
    »Gibt es eine Möglichkeit
festzustellen, wie lange diese Pötte hier schon herumliegen?«, fragte
Hackenholt.
    Mur sah ihn mit gerunzelter
Stirn an. »Vielleicht wenn wir einen Biologen hinzuziehen«, meinte sie. »Unter
all dem Schlamm haben sich bereits feinste Algenanlagerungen breitgemacht. Das
kann man deutlich sehen.«
    »Das heißt also, die Kübel
stehen hier schon länger?«, hakte Hackenholt nach.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mur
irritiert. »Falls du mit länger meinst, dass sie schon hier waren, als der See
noch mit Wasser gefüllt war, dann würde ich das annehmen. Wo sollten sonst die
Algen herkommen? Andererseits habe ich keine Ahnung, wie lange das Wasser schon
ganz abgelassen ist oder wie lange es überhaupt dauert, um den See zu leeren.«
Sie zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Das Wasser wurde erst vor
Kurzem abgelassen«, informierte sie Berger. »Letzte Woche hat man dem See noch
nichts angesehen.«
    »Warum ist das Wasser überhaupt
weg?«, stellte Hackenholt endlich die Frage, die ihm die ganze Zeit schon unter
den Nägeln brannte.
    »Du liest zur Zeit keine
Zeitung, oder?«, frage Mur, die sich zu einem Kübel gebückt hatte und mit einem
ihrer Kugelschreiber an den Algen herumschabte. Ohne eine Antwort abzuwarten,
erklärte sie: »Das Wasser wurde abgelassen, weil der Sandfang mal wieder
ausgebaggert werden muss. Würde das nicht regelmäßig alle paar Jahre geschehen,
würde der See relativ schnell verlanden.«
    Berger nickte. Es war diese
selbstverständliche Zustimmung, die Hackenholt davon abhielt, genauer
nachzufragen, da er trotz Murs Erklärung nun auch nicht viel mehr wusste als
vorher. Stattdessen beschloss er, später Sophie danach zu fragen – oder selbst
im Internet zu recherchieren.
    »Wie machen wir jetzt konkret
weiter?«, fragte er nach einem Moment des Schweigens. »Habt ihr einen
Leichenwagen gerufen?«
    Mur schüttelte den Kopf. »In den
Fahrzeugen ist zu wenig Platz. Wir werden die Kübel in meinen VW -Bus packen und sie ins Krematorium
fahren. Dort versuchen wir dann zusammen mit dem Rechtsmediziner den Zement
herauszubekommen und das, was sich darin befindet, so schonungsvoll wie möglich
freizulegen«, erklärte sie. »Hoffentlich hat Dr. Puellen heute frei!«, fügte
sie mit einem gequälten Lächeln hinzu und verdrehte die Augen. »Ansonsten bin
ich mir sicher, dass die Obduktion morgen früh um sieben stattfinden wird.«
    Da es für Hackenholt im Moment
nichts weiter zu tun gab, drängte Mur ihn, wieder nach Hause zu fahren. »Ich
wollte dir das einfach nur zeigen. Außerdem hätte ich im Moment keinen der
anderen Kollegen ertragen.

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