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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Aber ich werde Ralph natürlich Bescheid geben. Ruh
du dich noch ein bisschen aus. Ich fürchte, morgen wird ein sehr anstrengender
Tag werden. Und es wäre mir wirklich wichtig, dich und nicht Ralph oder Saskia
bei der Sektion dabeizuhaben.«
    Hackenholt nickte leicht. »Ist
schon gut, Christine. Ich ruf dich später noch einmal an. Vielleicht kannst du
dann ja schon etwas Konkretes sagen.« In der Tat beschloss er, nicht zum
Präsidium, sondern nach Hause zu fahren und den restlichen Tag mit Sophie zu
genießen, so gut es eben bei der Aussicht auf die nächsten Tage ging. Schließlich
sah es so aus, als würde er das Wochenende im Sektionsraum und im
Polizeipräsidium verbringen müssen. Seine Genesungszeit war zu einem abrupten
Ende gekommen.
    Als Hackenholt die Wohnung
betrat, war Sophie nicht da. Er sah auf die Uhr. Drei viertel drei. Vielleicht
war sie einkaufen gegangen? Oder schon in die Stadt, um einer Band zuzuhören?
Aber nein, die Eröffnungskonzerte des Bardentreffens begannen doch erst um
neunzehn Uhr. Aus dem Bücherschrank holte er sich eins ihrer Nürnberg-Bücher
und setzte sich damit in den Liegestuhl auf der Terrasse. Rund eine halbe
Stunde später weckte ihn Sophie mit einem sanften Kuss auf die Augenbraue.
    »Du bist schon zurück?«, fragte
sie verwundert. »War es am Ende etwa falscher Alarm?«
    Hackenholt schüttelte den Kopf,
bereute die Bewegung aber sofort. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn.
    »Was liest du denn da?«, fragte
Sophie neugierig und überging kommentarlos die Grimasse, die er unwillkürlich
geschnitten hatte.
    »Ich wollte etwas über den
Wöhrder See nachlesen, aber ich habe hier drin nicht sonderlich viel darüber
gefunden.«
    »Den Wöhrder See?«, fragte
Sophie überrascht. »Was möchtest du denn wissen?«
    »Alles.« Als er Sophies
gerunzelte Stirn sah, fügte er hinzu: »Ich möchte einfach alles darüber wissen,
weil ich noch nicht weiß, was es überhaupt darüber zu wissen gibt. Verstehst
du? Ich habe mich noch nie mit dem See auseinandergesetzt.«
    Sophie nahm ihm das Buch vom
Schoß, blätterte ein wenig darin herum, klappte es dann zu, um den Titel zu
lesen, und verdrehte prompt die Augen. »Na, im Stadtatlas wirst du auch nichts
darüber finden, der ist viel zu allgemein.« Sie wandte sich um und ging in ihr
Arbeitszimmer zurück, um dort ein anderes Buch zu suchen. Ein paar Minuten
später kam sie mit einem schmalen Band zurück, der in rotes Leinen gebunden
war. Während sie einige Seiten überflog, setzte sie sich auf das Fußende von
Hackenholts Liege. »Wie vielleicht auch du schon weißt, ist der Wöhrder See ein
künstlich angelegter Stausee, durch den die Pegnitz in zwei Armen hindurchfließt.
Er ist übrigens nach dem Stadtteil Wöhrd benannt und hat nichts mit dem
Wörthersee zu tun.« Mittlerweile hatte sie die richtige Stelle im Buch gefunden
und fasste für ihn die relevanten Stellen zusammen. »Bereits Mitte des 14. Jahrhunderts ließ der Rat der Stadt Nürnberg den Fluss regulieren. Damals wurde
das Terrain um einige Meter angehoben, vor allem um das nötige Gefälle für die
vielen Mühlen entlang des Flusses zu erhalten. Der nördliche Arm der Pegnitz
reichte damals bis an die Kreuzung der heutigen Bauverein-, Wöhrder Haupt- und
Bartholomäusstraße heran, an deren östlicher Seite sich die bekannte
Pulvermühle befand. Der südliche Arm der Pegnitz floss in Windungen auf die
Tullnau und den Wöhrder Talübergang zu und vereinigte sich dort mit dem Goldbach,
der von Gleishammer her kam.« Sophie blickte auf, um zu sehen, ob Hackenholt
ihr folgen konnte, oder ob sie die Stellen besser wörtlich vorlesen sollte. Er
nickte leicht und bedeutete ihr fortzufahren. »Das große Hochwasser von 1909
überschwemmte dann nicht nur die Wöhrder Wiese, sondern auch Teile von Wöhrd
und der Altstadt«, erklärte sie ihm weiter. »Du kannst übrigens noch heute die
Hochwassermarken am Haus Hauptmarkt 3 sehen, die zeigen, wie hoch das Wasser
vor allem im zeitigen Frühjahr durch die Schneeschmelze und den Dauerregen
geklettert ist. Aber du wolltest ja etwas über den Wöhrder See erfahren und
nicht über die Überschwemmungen und den Hochwasserstollen.« Sie vergrub ihren
Kopf wieder in dem Buch, überflog die folgenden Absätze, blätterte ein paar
Seiten weiter, dann zwei zurück, bevor sie wieder zusammenzufassen begann: »Beim Wöhrder See handelt es sich um einen durch Wehre aufgestauten Abschnitt
der Pegnitz östlich der Innenstadt. Seine Fläche

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