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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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kurzen
Augenblick lang, einfach nicht ans Telefon zu gehen, als am Freitagmittag sein
Diensthandy klingelte und Murs Nummer auf dem Display erschien. Doch dann
entschied er sich gegen ein solch kindisches Verhalten und wappnete sich
stattdessen gegen alles, was da kommen konnte.
    »Hallo, Christine, was gibt es denn?« Er merkte selbst, wie
zurückhaltend er klang. Schnell schob er noch ein »Schön, dich zu hören!« nach.
    »Da bist du aber auf dem Holzweg, es ist ganz und gar nicht schön,
dass ich dich anrufe«, antwortete sie in ihrer gewohnt mürrischen Art. »Aber
ich dachte mir, du solltest es dir auf alle Fälle anschauen.«
    »Was soll ich mir anschauen?«
Hackenholt war irritiert.
    »Es ist wirklich unvorstellbar.«
Er hörte sie tief Luft holen, bevor sie mit bebender Stimme fortfuhr: »Blumenkübel. Fünf Stück. Alle zubetoniert. Einen haben die Kollegen von der
Streife aufgeschlagen, und das Erste, was sie sahen, war … eine Hand. In die
Plastiktöpfe wurden Leichenteile einzementiert.«
    »Was? Ich komme natürlich
sofort. Wo bist du?«
    Rasch gab sie ihm die Adresse
durch und beendete das Gespräch. Hackenholt stand auf. Er und Sophie hatten
sich gerade in den Garten gelegt, um das schöne Wetter zu genießen.
    »Ich muss weg, Schatz. Christine
braucht mich.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr
sein!«, rief Sophie entgeistert. »Frank, du bist krankgeschrieben. Du sollst
dich schonen!«
    Hackenholt fuhr nach Mögeldorf
in die Flussstraße, an der Satzinger Mühle vorbei, über die
Ludwig-Erhard-Brücke und parkte an deren Ende neben einem Fußgängerüberweg.
Schon von der Brücke aus konnte er Murs VW -Bus
und einen Streifenwagen sehen, die beide auf einem geteerten schmalen Pfad
standen, der normalerweise Spaziergängern und Radlern vorbehalten war. Etwas
ließ Hackenholt jedoch stutzen: Unter ihm, wo sich normalerweise der Obere
Wöhrder See erstreckte, glitzerten nur noch vereinzelte Wasserpfützen in der
Sonne. So schnell es sein geprellter Fuß erlaubte, lief er den Weg entlang und
die Böschung hinab, bis er schließlich die sich angeregt unterhaltenden Beamten
erreichte. Die Streifenbesatzung bestand aus Christian Berger und seiner
Kollegin. Hackenholt war erleichtert. Zumindest musste er sich nicht wieder mit
unwilligen Kollegen herumschlagen.
    »Ich weiß, ich hätte dich nicht
anrufen sollen«, begann Mur, »aber …«
    »Das ist völlig in Ordnung.
Zerbrich dir darüber jetzt bloß nicht den Kopf, Christine. Du hast genau das
getan, worum ich euch immer bitte. Außerdem geht es mir gut«, beschwichtigte er
sie, bevor er sich an Berger wandte. »Was genau ist passiert?«
    In einiger Entfernung sah er
Murs Team in der Mitte des Seebetts arbeiten.
    »Wir sind den Spazierweg
entlanggefahren«, begann Berger seinen Bericht. »Das machen wir eigentlich
immer, wenn wir für das Gebiet hier eingeteilt sind. Außerdem wollten wir uns
ansehen, wie der Wöhrder See ohne Wasser ausschaut. Das kommt ja schließlich
nicht alle Tage vor.«
    Auch wenn Hackenholt gerne
gewusst hätte, warum im See kein Wasser war, unterließ er es, Berger zu
unterbrechen, um nachzufragen. Es war nur eine Nebensächlichkeit.
    »Als wir hier vorbeikamen, sahen
wir ein paar Kinder mit den Blumenkübeln da spielen.« Berger zeigte zur Mitte
des abgelassenen Sees. Bei den Kollegen der Spurensicherung konnte man mehrere
große terrakottafarbene Pötte erkennen. Hackenholt schätzte den Durchmesser der
Einfüllöffnung auf gut und gerne fünfzig Zentimeter. Ein Kübel war umgefallen,
zwei standen aufeinander, ein vierter lag verkehrt herum im Matsch, der fünfte
ein ganzes Stück weit von den anderen entfernt. »Die Jungs sind auf sie
raufgeklettert und in den Matsch gesprungen. Weit und breit waren keine Eltern
zu sehen. Wir haben natürlich angehalten und sind ausgestiegen, um uns die
Pötte näher anzuschauen. Schließlich stellen die ja eine Gefahrenquelle für die
Kinder dar. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn eins von ihnen
ausrutscht und sich den Kopf daran aufschlägt und die Leute dann sagen, dass
die Polizei fünf Minuten vorher vorbeigefahren ist und nichts unternommen hat.«
Berger hielt inne und machte ein betretenes Gesicht. Es war nicht seine Art
abzuschweifen. Schnell fing er sich und fuhr fort: »Jedenfalls hatte einer der
Kübel oben einen Riss im Zement. Auf dem haben die Kinder mit ihren Schuhen
herumgehackt, hatten aber Gott sei Dank keine Chance, ihn zu vergrößern. Ich
habe auf der

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