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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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etwa aus einem Priesterseminar? Ein Pfarrer in Zivil? Heutzutage erkennt man nicht einmal mehr die Pfarrer.«
    »Halt mal die Luft an! Das spielt doch überhaupt keine Rolle. Sonst noch etwas?«
    »Vor zwei oder drei Monaten – genau erinnere ich mich nicht – war eine Journalistin hier und hat das halbe Dorf interviewt. Schließlich rief sie auch mich an und kam vorbei. Weißt du, warum?«
    »Ja, ich weiß es. Und du hast sie empfangen. Du weißt, dass du nicht dazu verpflichtet warst.«
    »Natürlich nicht, aber ich war neugierig.«
    »Neugierig worauf? Was wollte sie wissen?«
    »Was glaubst du wohl? Sie wirkte ein wenig verunsichert, aber ich habe gespürt, dass sie nicht mehr weit von der Wahrheit entfernt war. Ich habe sie aus dem Konzept gebracht, aber ich weiß nicht, wie lange das noch geht. Bestimmt kennst du sie, oder sollte ich mich irren?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Ich muss jetzt los. Allerdings bin ich blank.«
    »Bist du deswegen zurückgekommen? Weil du keine Knete mehr hast?«
    »Nein, und das weißt du ganz genau. Das Geld ist nur eine willkommene Zugabe. Wäre ich jedes Mal aufgetaucht, wenn ich kein Geld mehr in der Tasche hatte, dann hättest du mich jede Woche zu Gesicht bekommen.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was du all die Jahre hindurch getrieben hast. Geh in mein Schlafzimmer. Es ist immer noch am selben Platz, immer noch in der gleichen Dose. Dort hast du dich doch schon immer bedient und geglaubt, ich wüsste es nicht. Dabei habe ich es bewusst dorthingelegt, damit du nicht stehlen oder jemanden übers Ohr hauen musstest. Leider hat es nichts genutzt!«
    »Wenn du es mir gesagt hättest, wären viele Dinge vielleicht anders gelaufen. Ich werde dich ab und zu anrufen. Nicht regelmäßig, denn manchmal habe ich keine Zeit. Sollte sich die Polizei bei dir melden, wirst du es mir sagen.«
    »Nimmst du regelmäßig deine Medikamente? Du hast mir überhaupt nicht erzählt, wie es dir geht. Aber wenn man dich so sieht, könnte man glauben, dass du alles aufs Geratewohl machst.«
    »Natürlich nehme ich meine Pillen. Ohne sie könnte ich gar nicht leben.«
    »Wenn ich dich so höre, kriege ich es mit der Angst zu tun. Bestimmt hast du etwas Schreckliches angestellt.«
    »Nein, habe ich nicht. Und wenn jemand kommt und das Gegenteil behauptet, glaub ihm einfach nicht.«
    »Ich bin müde und habe alles gründlich satt. Wenn mich jemand fragt, was soll ich denn dann sagen?«
    »Gar nichts. Mich gibt es nicht. Du hast dich entschieden, jetzt musst du auch bis zum bitteren Ende durchhalten. Ich komme nicht mehr zurück. Und hör endlich auf zu trinken!«
    Odile Brial sah ihren Sohn mit einem traurigen Blick an, in dem auch eine gewisse Zärtlichkeit lag. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, und lehnte den Kopf zurück, um sie zurückzudrängen. Vor ihrem Sohn wollte sie nicht weinen. Die Tränen liefen über ihre Schläfen hinunter. Hastig wischte sie sie fort.
    »Ich habe mich verändert«, sagte sie.
    »Du hättest dich gleich am Anfang verändern sollen. Jetzt ist es zu spät.«
    »Ach, das sind doch nur Worte, die sich so leicht sagen. Du weißt doch überhaupt nichts über mein Leben. Du kennst nur einen winzigen Teil davon. Aber du hast recht, mein Sohn – es ist besser, wenn du nicht mehr kommst.«
    Mistral und Balmes redeten sich die Köpfe heiß. Der stellvertretende Direktor wirkte erbost. Nicht ein einziger bildhafter oder humoriger Satz war bisher über seine Lippen gekommen.
    »Jetzt ist genau das passiert, was passieren musste, Ludovic. Du hast noch einmal Glück gehabt. Dein Auto ist mir egal – Blech kann man reparieren. Ich habe dir mehrmals nahegelegt, dass du dich ausruhen solltest. Seit du die Arbeit wieder aufgenommen hast, ist es von Tag zu Tag schlimmer geworden. Schaust du dich manchmal im Spiegel an? Erstens siehst du schauderhaft aus, und zweitens hat man den Eindruck, dass du nicht mehr du selbst bist.«
    »Jetzt übertreibst du aber. Ich weiß, dass es mir im Augenblick körperlich nicht so gut geht wie sonst. Aber das kann jedem passieren. Sobald wir diesen Fall gelöst haben, nehme ich ein paar Tage frei, dann kommt alles wieder ins Lot.«
    »Findest du es normal, dass du nach einem Monat Urlaub in einem solchen Zustand bist? Manchmal frage ich mich, ob du dich von deinem letzten Fall wirklich richtig erholt hast.«
    »Jetzt mach mal einen Punkt, Bernard. Es bringt gar nichts, in der Vergangenheit herumzustochern. Mein Zustand hat nicht

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