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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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kam mir merkwürdig vor. Sie war leer, als würde er dort gar nicht wirklich wohnen. Und hinter der Eingangstür schien ein großer Spiegel zu hängen, der aber komplett mit Zeitungspapier abgeklebt war. Als mein Blick an dem Ding hängen blieb, hat der Mann mich so merkwürdig und forschend angesehen, dass mir ganz komisch wurde. Ich weiß, das sind Lappalien, aber ich wollte es Ihnen doch lieber sagen.«
    »Gut gemacht«, lobte ihr Chef. »Ich war auch schon in den Wohnungen von Schizos, und es stimmt, dass zugeklebte Spiegel eines der Merkmale dieser Krankheit sind. Außerdem haben Sie vollkommen recht, dass der Beruf des Polizisten und Schizophrenie nicht vereinbar sind. Wie heißt der Kollege?«
    »Olivier Émery. Er wohnt in der Rue de Budapest und ...«
    »Die Details können Sie sich sparen, die finde ich im Computer. Sobald ich etwas entdecke, das Ihre Vermutungen bestätigt, gebe ich Ihnen Bescheid.«
    Ein Krankenwagen brachte Sébastien Morin von der Klinik nach Hause. Der junge Mann freute sich auf seine eigene Wohnung. Seine Mutter war aus Annecy nach Paris gekommen, um ihrem Sohn zu helfen, bis er sich wieder selbst versorgen konnte. Ingrid Sainte-Rose und Roxane Félix folgten dem Krankenwagen in einem Dienstfahrzeug.
    Eine Stunde später war Sébastien Morin endlich wieder zu Hause. Ein Rollstuhl verhalf ihm zu einer gewissen Beweglichkeit, obwohl es ihm nicht leicht fiel, ihn mit zwei eingegipsten Beinen und einem bandagierten Arm zu bedienen.
    Er bat eine seiner Kolleginnen, seinen Computer und vor allem das Internet zu überprüfen. Solange er mit der Außenwelt und seinen Freunden online verbunden war, fühlte er sich niemals einsam.
    Am späten Vormittag betraten Mistral und Dalmate die Eingangshalle des Maison de la Radio .
    Vor diesem Termin hatte Mistral sehr zum Ärger seiner Frau den Abend damit verbracht, die neue Akte durchzuarbeiten.
    »Alle Spuren führen ins Nichts«, schrieb Mistral schließlich auf seinen Notizblock. »Der Unbekannte hat nie vom gleichen Apparat aus angerufen. Auf dem rechten Seineufer gibt es sehr viele Telefonzellen. Von dort aus wurde die Feuerwehr aber nicht alarmiert. Der Unbekannte ist extrem vorsichtig, sehr intelligent und versteht es, Fallen auszuweichen. Er weiß, wie die Polizei sich verhält. Der letzte Anruf erscheint mir unverständlich. Wofür wollte er sich bei der Moderatorin bedanken?«
    Der Direktorin von FIP war gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass die Kriminalpolizei in ihrem Fall weiter ermitteln sollte. Allein schon der Name ließ an Morde denken. Ihr war aufgefallen, dass Mann, der sich als Dezernatsleiter vorgestellt hatte, äußerst erschöpft aussah, während sein Begleiter das Leid der ganzen Welt auf den Schultern zu tragen schien. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine effektive Arbeit! Mistral betrachtete die Umgebung, in der die Anrufe aufgezeichnet worden waren, und verfolgte aufmerksam, wie sich die Moderatorin am Mikrofon verhielt.
    »Es passiert uns öfter, dass ein Hörer mit einer der Moderatorinnen sprechen will«, sagte die Direktorin. »Meistens, wenn nicht immer, handelt es sich um männliche Hörer. Sie fühlen sich von den sinnlichen weiblichen Stimmen angezogen. Die Namen unserer Moderatorinnen werden der Öffentlichkeit nicht bekannt gegeben, was wiederum den geheimnisvollen Effekt ihrer Stimmen verstärkt. Selbstverständlich unterbinden wir jegliche Kommunikation.«
    »Haben Sie niemals Probleme mit dreisteren Bewunderern?«, fragte Dalmate. »Mit Männern, die zum Beispiel hier ins Haus kommen?«
    »Nicht dass ich wüsste. Allerdings beunruhigt mich, dass sich jetzt die Kriminalpolizei mit der Sache beschäftigt.«
    »Leider ist es möglich, dass der anonyme Anrufer der gleiche Mann ist, der im Zuge einer Mordermittlung gesucht wird. Laut einer Expertin handelt es sich um die gleiche Stimme. Aber hier ist Vorsicht geboten, weil wir noch nicht sehr viel wissen. Falls Sie Ihre Moderatorinnen unter Personenschutz stellen möchten, können wir darüber reden.«
    Mistral tat sein Bestes, die Direktorin von FIP zu beruhigen.
    »Ich würde gerne noch einmal auf den letzten Anruf zurückkommen«, fuhr er fort. »Der, bei dem der Mann die Telefonistin bat, der Moderatorin seinen Dank auszurichten. Dank wofür? Können Sie uns da weiterhelfen?«
    »Darüber haben wir auch schon nachgedacht. Die Wortbeiträge an diesem Morgen waren völlig harmlos. Es ging um die Hitzewelle, die Verkehrslage und Reservierungen für

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