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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ersten Haus arbeiteten Maler, die zusammen mit einem Cousin des Opfers das Haus renovierten. Zu diesem Zweck war das gesamte Gebäude leergeräumt worden. Einer der Gendarmen fragte die Arbeiter, ob ihnen ein oder mehrere verdeckte oder umgedrehte Spiegel aufgefallen wären. Doch die Männer zuckten nur schweigend die Schultern und kehrten an ihre Arbeit zurück. Der Vetter überlegte einen Augenblick, konnte aber ebenfalls keine Antwort geben.
    Im zweiten Haus öffnete eine alte Dame die Tür. Ihre Antwort war kurz und knapp: »Die einzigen Spiegel befinden sich im Bad, und sie sind in Ordnung.«
    Die beiden jungen Beamtinnen hatten immer mehr Mühe, die Gendarmen davon zu überzeugen, dass es gute Gründe für ihre Fragen gab.
    Im dritten Haus baten die Eltern der ermordeten Frau die Polizisten ins Wohnzimmer. »Wir bringen es nicht über uns, das alles hier zu entfernen«, sagte der Vater. »Hier hat sie gelebt, und hier ist sie gestorben. Wir haben lediglich geputzt und gelüftet und wissen noch nicht, was mit diesem Haus geschehen soll.«
    Die Eltern schienen sehr unter dem Tod ihrer Tochter zu leiden. Es fiel Roxane Félix nicht leicht, ihnen Fragen zu stellen, die auf den ersten Blick abwegig wirken mochten.
    »Wir sind eigens aus Paris gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie vielleicht verdeckte oder umgedrehte Spiegel bemerkt haben. Vielleicht überrascht Sie diese Frage, aber wir müssen vielen Hinweisen nachgehen.«
    Die Eltern wechselten einen Blick.
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Wir wollen mehr über die Persönlichkeit des Mörders erfahren.«
    »Aber der sitzt doch im Gefängnis! Ehrlich gesagt verstehe ich den Grund für Ihre Frage nicht«, entgegnete der Vater barsch.
    Doch die jungen Beamtinnen gaben nicht auf.
    »In Paris hat es ganz ähnliche Morde gegeben, und der Täter ist noch flüchtig. Bitte, es ist es sehr wichtig für unsere Ermittlungen«, erklärte Ingrid Sainte-Rose.
    »Hier im Wohnzimmer, wo wir unsere Tochter gefunden haben, gab es drei Spiegel«, begann die Mutter. »Sie waren nicht groß – vielleicht dreißig Zentimeter Seitenlänge. Wir haben sie in Zeitungspapier eingewickelt in einem Küchenschrank gefunden.«
    »Und es kann nicht Ihre Tochter gewesen sein, die sie dort hingeräumt hat?«
    »Am Abend vor ihrem Tod haben wir bei ihr gegessen; da hingen sie noch an der Wand.«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »In der Küche. Ich habe das Zeitungspapier weggeworfen und die Spiegel gereinigt. Eigentlich wollte ich sie wieder aufhängen. Möchten Sie sie sehen?«
    »Nein danke, das ist nicht notwendig.«
    Als sie zur Polizeiwache zurückkehrten, wartete eine Nachricht auf sie. Die Leute, mit denen sie im ersten Haus gesprochen hatten, baten um einen Rückruf. Einer der Gendarmen kümmerte sich darum; das Gespräch dauerte kaum eine Minute.
    »Der Cousin hat sich daran erinnert, dass im Flur ein Schlüsselkasten hing. Die Tür dieses Kästchens war verspiegelt. Als er das Haus einige Tage nach dem Mord betrat, ist ihm aufgefallen, dass der Spiegel von der Tür entfernt worden war.«
    Auf dem Rückweg rief Roxane Félix Mistral an und berichtete von den Ergebnissen ihrer Recherchen. Mistrals Antwort fiel relativ knapp aus.
    »Danke, das war ein wichtiger Schritt. Ich nehme an, dass die beiden Häuser, in denen die Spiegel entfernt wurden, auch die Tatorte sind, wo die Hände der Opfer von einem Linkshänder zusammengebunden wurden.«
    »Was wiederum für die These spricht, dass es zwei Mörder gibt, von denen einer frei in Paris herumläuft.«
    »Gut möglich. Was haben die Gendarmen gesagt?«
    »Zunächst waren sie ziemlich skeptisch, aber nach den beiden Funden haben sie sehr gut kooperiert. Sie werden dem Untersuchungsrichter Tarnos die neuesten Entwicklungen mitteilen.«
    »Ich informiere die Staatsanwältin.«
    Mistral begleitete Élisabeth Maréchal zum Bahnhof. Die junge Frau war gespannt auf die Lösung der Mordfälle.
    Bernard Balmes saß mit Calderone und Dalmate am großen Konferenztisch in Mistrals Büro. Die Ärmel seines Hemdes waren hochgekrempelt. Mistral hatte ausführlich von Élisabeth Maréchals Sprachanalyse berichtet, ehe sie gemeinsam mindestens zwanzigmal die herausgefilterten Sätze anhörten.
    »Bei dieser Ermittlung sind wir ja auch bisher schon ziemlich im Dunkeln getappt«, kommentierte Balmes in der ihm eigenen Art. »Aber jetzt ist es wirklich zappenduster. Irgendeine Ahnung, um wen es sich handeln könnte?«
    »Nicht die geringste. Vincent ist dabei,

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