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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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heiß. Der stellvertretenden Direktor wütete gegen die Journalisten, die auf der Jagd nach Neuigkeiten im Fall Brial seine Leitungen lahmlegten, und weigerte sich, auch nur die geringste Auskunft zu geben. Mistral erfuhr davon durch einen kurzen Anruf von Balmes, entschied aber, seinen zum Briefing versammelten Teams nichts zu sagen.
    Auf dem großen Konferenztisch lagen vier Porträts von Olivier Émery.
    »Das ist einer unserer höchsten Trümpfe«, sagte Mistral. »Wenn unsere Informationen richtig sind, nennt dieser Mann sich Olivier Émery und behauptet, zur Polizeiwache des 6. Arrondissements zu gehören. Es gibt zwar einen Olivier Émery bei der französischen Polizei, doch der steht kurz vor der Rente. Ich gehe davon aus, dass dieser Mann nicht nur die drei Frauen Norman, Colomar und Dimitrova ermordet hat, sondern auch Léonce Legendre, der möglicherweise ein lästiger Zeuge war. Wenn diese Voraussetzung zutrifft, handelt es sich außerdem um den Mann, der die Telefonzentrale des Senders FIP belagert.«
    Während er sprach, beobachtete Mistral Dalmate, der jedoch keine Miene verzog. Im Anschluss berichtete er von den Ergebnissen der Stimmenanalyse und der DNA-Untersuchung sowie von der Lokalisierung des Mobiltelefons.
    »Heute Nachmittag geht ihr an die Tatorte zurück und präsentiert die Phantombilder in der Nachbarschaft. Das Gleiche machen wir in allen Kneipen im 18. Arrondissement, von denen aus FIP angerufen wurde, sowie in der gesamten Umgebung, weil dort das Mobiltelefon eingebucht war. Für die Gruppen, die ins 18. Arrondissement gehen, haben wir Pläne vorbereitet.«
    »Im Augenblick laufen die Vernehmungen der Schwestern Brial, was auch nicht gerade einfach ist«, informierte Vincent Calderone die Anwesenden.
    »Richtig, Vincent, zumal uns die zweite Nacht bevorsteht. Paul, wie weit sind wir?«
    Dalmate warf einen kurzen Blick auf seine Notizen.
    »Ich würde den Zustand als Grabenkrieg bezeichnen. Odile Brial gibt nichts preis. Ich habe ihr das Rauchen gestattet, damit sie sich weniger aggressiv gebärdet. Das Einzige, was wir aus ihr herausbekommen, sind Sätze wie: ›Vielen Dank, Herr Pfarrer, möge Gott es Ihnen vergelten.‹«
    Die Feststellung lockerte die Atmosphäre ein wenig, und die etwa dreißig anwesenden Polizisten lachten.
    »Zur Stunde weiß sie noch nicht, dass auch ihre Schwester Viviane bei uns ist. Auch von den DNA-Spuren und der Handynummer, von der aus sie angerufen wurde, haben wir ihr noch nichts gesagt. Ich habe also alle meine Joker noch in Reserve.«
    »Wie ist es bei Ihnen, Gérard?«
    »Im Großen und Ganzen ähnlich, allerdings raucht Viviane Brial nicht. Auch sie weiß nicht, dass ihre Schwester hier ist. Wenn ich sie auf das Fotoalbum anspreche, antwortet sie immer mit der Gegenfrage, ob es in diesem Land verboten wäre, ein Fotoalbum seines Neffen zu haben. Sie ist ausgesprochen kompliziert und sehr intelligent. Sie ahnt, dass ich etwas in der Hinterhand habe, will aber, dass ich meine Karten aufdecke. Manchmal habe ich den Eindruck, mich in einer Partie Poker zu befinden.«
    »Haben sie gegessen und geschlafen?«
    »Sie haben den ganzen Nachmittag geschlafen, und gegessen haben sie auch. Odile Brial verlangt von den Wärtern Champagner und Kaviar, um mal etwas anderes zu bekommen. Die jüngeren Polizisten finden das sehr lustig.«
    »Die Zeit vergeht, aber wir sind bei den Verhören noch keinen Schritt weitergekommen. Es ist Zeit, dass wir die Schraube anziehen. Wo sind die beiden Schwestern momentan?«
    »In unseren Büros, natürlich unter Bewachung.«
    »Paul, Sie kehren in Ihr Büro zurück und lassen die Tür weit offen. Sehen Sie zu, dass Odile so sitzt, dass ihr Profil von der Tür aus erkennbar ist. Sie, Gérard, tun so, als wollten Sie Viviane in ihre Zelle zurückbringen, und führen sie möglichst langsam an Pauls Büro vorbei. Das wird den beiden ordentlich zu denken geben. Anschließend nehmen Sie sie wieder in die Zange und präsentieren Ihre Trümpfe – DNA und Handy. Danach sehen wir weiter.«
    Zitternd vor Müdigkeit erhob sich Olivier Émery von seinem Anfall. Mit einem Liter Sojamilch schluckte er einige Schmerztabletten. Er musste aus dem Haus. Falls bei Jean-Pierre Brial etwas Außergewöhnliches geschah, würde er es intuitiv wissen. Émery duschte, zog ein T-Shirt und eine Jeans an, stellte sicher, dass sein Handy ausgeschaltet war, und steckte es in die Hosentasche.
    Vor der Tür saßen die Jugendlichen. Sie verstummten, als Olivier

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