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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nicht.«
    »Das war keine Frage.«
    »Du willst uns nur zu Kreuze kriechen sehen. Aber das ist unmöglich. Vor allem heute. Wir hatten recht! Und wie wir recht hatten!«
    Unbewusst wies Brial mit dem Kopf auf das Radio.
    Mistral holte sein Diktafon aus der Tasche und schaltete es ein. Durch das Zimmer klang Brials Stimme während des Mordes an Lora Dimitrova.
    Verwundert hörte François Brial zu. Mistral stellte seine Aktentasche ans Fußende, wo die Fieberkurve befestigt war, und öffnete sie. Auf der Innenklappe war ein Spiegel mit einer Seitenlänge von etwa fünfzehn Zentimetern befestigt. Brial hörte seine Stimme und betrachtete sich im Spiegel.
    »Wer ist dieser Kerl auf meinem Bett?«, fragte er schließlich mit seltsamer Stimme und sank in sich zusammen. »Wer redet da?«
    »Das sind in beiden Fällen Sie selbst«, antwortete Mistral und schaltete das Diktafon ab.
    François Brial schloss die Augen und warf sich der Länge nach auf sein Bett. Seine Handschellen, die an den Gitterstäben entlangschepperten, machten einen solchen Lärm, das Roxane Félix erschrocken zusammenzuckte. Mistral nahm die Aktentasche vom Bett und wartete, dass Brial etwas sagte.
    »Ihr seid ekelhaft! Aber wir sind stärker als ihr!«
    Mistral antwortete nicht. Erschöpft rieb er sich Nacken und Augen.
    »Ich werde Ihnen jetzt noch etwas vorspielen.«
    Am nächsten Tag trafen sich Ingrid, José und Roxane bei Sébastien Morin. Sie aßen Pizza, tranken Cola und unterhielten sich über das, was sie während der Ermittlungen erlebt hatten. Als Roxane an der Reihe war, bedauerten die anderen aus tiefster Seele, dass sie nicht dabei gewesen waren.
    »Der Chef hat also das Diktafon wieder eingeschaltet. Dieses Mal hörte man Mistral, der mit einigen Frauen sprach. Sie sprachen über einen Text, der während einer Sendung verlesen werden sollte. Eine der Frauen, eine Moderatorin von FIP, las die Nachricht, die wir vor dem Krankenhaus gehört hatten, in mehreren verschiedenen Betonungen laut vor. Am schlimmsten aber war es, als die junge Frau mit ihrer Samtstimme am Schluss hinzufügte: ›Ich hoffe, dass dieser Verrückte möglichst lang hinter Schloss und Riegel bleibt. Zu wissen, dass ein solches Monster frei herumläuft, kann einem wirklich Angst machen.‹«
    Was dann kam, war die Ruhe vor dem Sturm. Mistral schaltete das Diktafon ab. Brial bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle. Schließlich hob er den Kopf in Richtung Mistral und fing an, markerschütternd zu schreien. Er spannte die Arme an, versuchte die Handschellen zu sprengen und wand sich auf dem Bett. Die Handschellen fuhren kreischend über die Metallstäbe des Krankenhausbettes. Roxane Félix sprang von ihrem Stuhl auf, wich an die Wand zurück und beobachtete entsetzt den Zustand, in dem Brial sich befand. Mistral bewegte sich nicht von der Stelle. Er wartete, dass das Gewitter vorüberzog. Vier Pfleger, die auf Brials Reaktion vorbereitet waren, stürmten ins Zimmer, zurrten seine Beine mit einem Gurt fest und fixierten schließlich auch seine Arme, um zu verhindern, dass er sich an den Handschellen die Gelenke zerschnitt.
    »Rührt mich bloß nicht mit euren dreckigen Griffeln an!«, brüllte Brial.
    Eine Viertelstunde später war alles vorbei. Brial schwitzte und keuchte. Ohne dass Mistral ihn aufgefordert hätte, begann er zu reden.
    »Wir haben das wegen der Frauen getan. Einfach so. Sie machen sich über uns lustig, und dagegen müssen wir etwas tun. Sie haben meinen Bruder lächerlich gemacht, und da haben wir beide sie bestraft. Und die Journalistin, die alles herausbekommen hat, haben wir auch bestraft.«
    »Aber warum die anderen Frauen?«, wollte Mistral wissen.
    »Sie haben mit der Journalistin zusammengearbeitet und wohnten im gleichen Arrondissement. Wir sind sicher, dass sie ihnen irgendwann alles gesagt hätte. Wenn sie zusammen waren, haben sie ständig gelacht, und wir glauben, dass sie sich bald auch über uns lustig gemacht hätten.«
    Roxane fuhr mit ihrem Bericht für die gespannt lauschenden Kollegen fort.
    »Ich dachte, unser Chef schläft, so ruhig war er. Brial redete, und ich schrieb die Beichte eines Irren auf. Ich kann euch sagen, ich war froh, dass er Fesseln trug. Mistral brauchte nicht ein einziges Mal nachzuhelfen. Brial erzählte von den Irrfahrten mit seinem Bruder. Er sprach grundsätzlich von ›wir‹ und ›uns‹. Es war nicht ganz einfach, ihm zu folgen. Manchmal schwieg Brial zwei oder drei Minuten lang, dann ging es weiter in

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