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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ist Rue Madame 108.«
    Stopp-Taste.
    »Der Kerl macht sich keine besondere Mühe. Er ändert lediglich den Namen und die Adresse – und das war’s!«, stellte Farias lakonisch fest.
    »Eigentlich könnte er uns auch sofort anrufen. Das würde es uns ersparen, die Kollegen aus dem Arrondissement und die Feuerwehr zu mobilisieren«, fügte ein anderer Kollege hinzu.
    Gegen halb neun kehrten die ermittelnden Teams nach und nach ins Präsidium am Quai des Orfèvres zurück. Aufmerksam lauschte Mistral ihren Berichten und warf dabei ab und zu einen Blick in seine Notizen. Nein, zwischen den Opfern gab es wirklich keine Gemeinsamkeiten. Élise Norman hatte ein ruhiges Leben ohne besondere Vorkommnisse geführt, während das Leben von Chantal Colomar eher hektisch verlief. Die junge Frau betrieb einen sehr erfolgreichen Frisiersalon, verbrachte ihren Urlaub gern im Ausland, hatte keinen festen Freund, besuchte regelmäßig einen Fitnessklub und ging abends gern aus. Die einzige Ähnlichkeit bestand im Äußeren der beiden Opfer. Beide hatten langes, dunkles Haar, waren schlank und etwa im gleichen Alter. Außerdem wohnten sie beide im 6. Arrondissement und waren unverheiratet. Und sie waren beide vom gleichen Mörder ausgesucht worden.
    Mistral betrachtete die Fotos der beiden Opfer, die an einer Magnettafel hingen, und fügte jedem der beiden Bilder einige Notizen hinzu. Unter dem Foto von Chantal Colomar machte er mit rotem Filzstift einen Kringel um die Abkürzung DNA.
    »Am Montag mache ich Druck im Labor«, verkündete er.
    »Wissen Sie, wie lange die gewöhnlich brauchen?«, hakte Calderone ein. »Normalerweise sind es immer mehrere Tage.«
    »Ich weiß. Und ich weiß auch, dass man mir wieder mit Ausreden kommen wird. ›Es ist Urlaubszeit, wir arbeiten mit halber Besetzung, wir haben viel Arbeit, es ist so heiß‹ – wie auch immer. In einer Krimiserie im Fernsehen hätten wir die Antwort innerhalb von zweiundfünfzig Minuten, und zwar inklusive Werbung.«
    Eine Stunde später kehrten Roxane Félix und Sébastien Morin aus Pontoise zurück und gingen sofort in Mistrals Büro, wo sich auch Calderone und Dalmate noch aufhielten. Die drei Beamten hatte eine Prioritätenliste ausgearbeitet, um die reibungslose Durchführung der Ermittlungen zu gewährleisten.
    »Und?«, fragte Mistral und blickte die beiden jungen Polizisten an.
    Morin ließ drei dicke, mit Gummibändern verschlossene Aktenordner vor ihm auf den Tisch fallen.
    »Hier sind die kompletten Unterlagen des Vorgangs als Kopie. Die Kollegen sind zwar überzeugt, den richtigen Mann verhaftet zu haben, verstehen aber, dass unsere Mordserie Grund zur Sorge bereitet.«
    »Was für eine Art Mensch ist der Täter – abgesehen von seiner kriminellen Vergangenheit?«
    Roxane Félix öffnete ihre Handtasche. Es war eine Art Rucksack, in dem sich ein Durcheinander von Dingen befand: die fluoreszierende Armbinde mit der Aufschrift Polizei, ein Paar Handschellen und ein kleines Spiralheft, dessen Inhalt sie kurz überflog.
    »Die Kollegen haben Brial sehr ausführlich verhört. Kurz zusammengefasst: Er ist Einzelkind, trägt den Namen seiner Mutter und hat seinen Vater nie gekannt. Kein großes Licht in der Schule; schon als Minderjähriger wird er auffällig bei der Justiz, die Delikte sind allerdings inzwischen verjährt. Er ist ledig und hat keine Freundin.«
    Während die jungen Beamten berichteten, holte Dalmate eisgekühlte Coladosen aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Mit Magneten pinnte Calderone die Fotos der drei Opfer aus dem Département Oise neben die der Pariserinnen an der Tafel.
    »Was das Belastungsmaterial angeht«, fuhr Sébastien Morin fort, nachdem er sich mit einem langen Schluck Cola erfrischt hatte, »so haben die Kollegen bei Brial ein Stück der Kordel gefunden, mit der die Opfer gefesselt waren; ebenso fand man den Block und einen Stift, mit dem die Sätze von Seneca geschrieben wurden. Zugunsten des Verdächtigen sprach die Tatsache, dass diese Dinge zu Tausenden fabriziert werden und dass man sie überall kaufen kann. Bei Stichproben im Dorf fand die Polizei heraus, dass viele Leute die gleiche Art von Kordel, Papier und Stiften besaßen.«
    »Gibt es genauere Erkenntnisse hinsichtlich der DNA?«, erkundigte sich Dalmate.
    »Nein. In den Wohnungen der Opfer wurden zwar DNA und Fingerabdrücke des Täters gefunden, aber der Mann ist Gärtner und Mädchen für alles; alle drei Frauen waren seinen Kundinnen. Er hat ab und zu Kleinigkeiten

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