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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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verblüfft an.
    »Leider haben wir diesem Umstand nicht die geringste Bedeutung beigemessen«, gab einer der Polizisten zu. »Aber was soll das mit unserer Serie zu tun haben? Unser Mörder sitzt hinter Schloss und Riegel.«
    Während des nun folgenden, angeregten Gedankenaustauschs füllte der Untersuchungsrichter ein Formular aus. Schließlich wandte er sich an die Polizisten aus Pontoise.
    »Ich möchte Sie bitten, das von Monsieur Mistral angesprochene Detail zu überprüfen. Ich werde den Rechtsbeistand von Brial noch einmal zu mir bitten und einen Durchsuchungsbefehl ausstellen. Sie untersuchen die Wohnungen der Opfer. Ein Kriminalbeamter sollte zur Beobachtung dabei sein. Bei so komplizierten Dingen ist das Ergebnis umso fundierter, je mehr Augen beteiligt sind.«
    Auf dem Rückweg war Mistral sehr schweigsam. Dalmate klappte die Sonnenblende herunter und schaute in den Spiegel, um zu sehen, ob er eingeschlafen war. Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich.
    »Warum haben Sie dem Richter nicht gesagt, dass ein Nachbar des letzten Opfers ebenfalls ermordet wurde?«
    »Wie meinte der Richter eben so schön? Die Dinge sind ohnehin schon kompliziert genug. Bisher haben wir keinerlei Beweis für eine Verbindung zwischen den Morden an dem alten Mann und der Dimitrova, auch wenn die Vermutung sicher nicht von der Hand zu weisen ist. Nach allem, was ich gelesen und gehört habe, glaube ich nicht, dass Brial die Morde in Pontoise allein begangen hat. Aber noch ist es zu früh, als dass der Richter und die ermittelnden Polizisten eine solche Möglichkeit zugeben könnten. Sie haben eine enorme Arbeit geleistet – für sie scheint alles aufzugehen.«
    »Falls die Frage nach Spiegeln bei den Opfern positiv beantwortet wird, heißt das aber noch lange nicht, dass Brial aus dem Schneider ist. Möglicherweise ...«
    »Möglicherweise haben sie die Morde zu zweit begangen. Wir sollten diese These vor allem dann sorgfältig überprüfen, wenn es in Brials Fällen Spiegel gibt«, vollendete Mistral den Satz.
    »Der Anwalt wird dem Richter allerdings das Leben zur Hölle machen, solange er Brial nicht laufen lässt«, warf José Farias fatalistisch ein.
    Mistral telefonierte mit Calderone, berichtete von ihrem Treffen und fragte, ob es dringende Neuigkeiten gäbe. Nachdem alles ruhig zu sein schien, rief er Clara an und bat sie, mit dem Abendbrot auf ihn zu warten. Der letzte Anruf galt seinen Eltern und seinen Söhnen, die begeistert von ihren Erfahrungen mit Pfeil und Bogen berichteten.
    Gegen 19.15 Uhr erreichte der graue Ford Mondeo die schmale Einfahrt des Präsidiums am Quai des Orfèvres. Eine halbe Stunde später verließ Mistral die gleiche Einfahrt in seinem eigenen Auto. Im CD-Player lag das Album Me and Mrs. Jones von Billy Paul. Auf der Rückfahrt schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe, als er eine Apotheke neben einem Blumenladen entdeckte. Als Erstes ließ er sich einen Strauß für Clara zusammenstellen, um gleich darauf entschlossenen Schrittes die Apotheke anzusteuern. Der Kopfschmerz hatte ihn den ganzen Tag begleitet, er fühlte sich wie ausgehöhlt. Mistral sah sich nicht in der Lage, eine weitere schlaflose Nacht durchzustehen. Er reichte dem Apotheker das von Thévenot ausgestellte Rezept.
    »Während der Behandlung mit diesem Medikament sollten Sie keinen Alkohol trinken. Nehmen Sie eine Viertelstunde vor dem Zubettgehen eine Tablette mit einem großen Glas Wasser.«
    Schon bereute Mistral, die Schlaftabletten gekauft zu haben.
    Etwa um die gleiche Zeit schreckten zwei kurze Klingeltöne Olivier Émery vom Bett auf. Er hatte sich ausgestreckt, um den stechenden Schmerz zu lindern, der einem Anfall vorausging. Noch nie, wirklich noch nie hatte jemand bei ihm geklingelt. Er kannte den Ton seiner eigenen Türschelle nicht. Panik erfasste ihn. Sein Herz krampfte sich zusammen, er rang nach Luft, und ein Bohrer wühlte sich in seine Trommelfelle. Es klingelte zum zweiten Mal, dieses Mal länger als zuvor. Émery ging zur Tür und versuchte seiner Stimme Festigkeit zu verleihen.
    »Ja bitte? Wer ist da?«
    »Die Polizei, Monsieur.«
    Im Bruchteil einer Sekunde zog alles Geschehene an ihm vorbei. Sie wollen mich verhaften , war sein erster Gedanke. Unmöglich , beruhigte er sich, sie können mir nicht auf die Spur gekommen sein. Ich hätte davon erfahren . Schließlich rief er sich zur Ordnung: Mir bleibt keine Wahl, ich muss öffnen .
    Es klingelte zum dritten Mal. Der Polizist an der Tür wurde

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