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Die dunkle Seite des Weiß

Die dunkle Seite des Weiß

Titel: Die dunkle Seite des Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yalda Lewin
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Moreaux bereits kennengelernt hatte, brachte uns in mächtige Schwierigkeiten. »Aber Celeste, pardon, Mademoiselle Moreaux, ist ja die denkbar beste Besetzung für Konferenzen und Verhandlungen aller Art. Was sie soeben wieder bewiesen hat. Ihr Chef wird Sie instruieren.«
    Merseburg nickte stumm, doch in seinem Blick lag Misstrauen. Er glaubte uns nicht. Kein Wort. Und da war noch etwas. Etwas, das ich nicht einordnen konnte. Eine seltsame Vibration, die mich traf wie unterschwelliger Wellengang. Feindseligkeit. Das, was von Christoph Merseburg ausging, war pure Feindseligkeit.
    Mirella warf einen Blick auf die Uhr und seufzte dann leise. »So gerne ich noch eine Weile geplaudert hätte, wir müssen los.« Sie wandte sich Carsten Schröder zu. »Wie gesagt, überlegen Sie es sich. Das Tuberkuloseprojekt ist mehr als erfolgversprechend. Und grüßen Sie Ihre Frau.«
    Damit schob sie sich an Schröders Assistenten vorbei und ging mit schwingenden Hüften den Flur entlang Richtung Ausgang.
    Ich nickte den Männern zum Abschied zu, wobei mir nicht entging, dass das Gesicht von Christoph Merseburg plötzlich aschfahl geworden war. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, als ich Mirella folgte.
    Erst als wir wieder vor dem Gebäude standen, atmeten wir tief durch.
    »Verdammt, das war knapp«, murmelte Mirella. Ihre Hände zitterten. Eine zeitverzögerte Reaktion auf das Adrenalin.
    »Spätestens in einer Stunde taucht die richtige Besetzung hier auf und dann wird Schröder wissen, dass er getäuscht wurde«, antwortete ich.
    »Ja«, meinte Mirella. »Aber bis dahin kann er sich Gedanken über die Tuberkuloseforschung machen. Und seinem Assistenten davon erzählen. Hattest du auch den Eindruck, dass mit dem jungen Mann etwas nicht stimmt?«
    »Allerdings«, sagte ich. »Schröder scheint nichts von einem Tuberkulose-Projekt bei KehPharma zu wissen. Ich denke nicht, dass er sich verstellt hat. Wenn es in dieser Firma etwas Derartiges gibt, dann hat er keine Ahnung. Aber dieser Christoph Merseburg ist seltsam. Als du das Wort Tuberkulose erwähnt hast, gingen bei ihm die Alarmleuchten an.«
    »Tatsächlich?« Mirella lächelte. »Na, dann war unser kleines Abenteuer ja vielleicht nicht ganz umsonst.« Sie musterte mich prüfend. »Woher wusstest du eigentlich von der Konferenz in Genf? War das ein Zufall?«
    Ich verzog die Mundwinkel. »Ein Zufall? Nein, nicht ganz. Merseburg hatte diese Unterlagen unter dem Arm, erinnerst du dich? Dabei war ein Flyer von einer Konferenz in Genf, die im Oktober letzten Jahres stattgefunden hat.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich gebe zu, es war ein Schuss ins Blaue. Aber ein guter.«
    Mirella lachte leise und schüttelte den Kopf. »Du bist unverbesserlich, weißt du das?«
    Ich beugte mich zu ihr hinüber. »Ich weiß. Und übrigens liebe ich es, an deiner Leine zu laufen.«
    Unsere Blicke trafen sich und für einen winzigen Moment schien ein elektrischer Strom zwischen uns zu flirren.
    Mirella verzog die Mundwinkel, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Gewöhn dich nur nicht zu sehr daran. Und spar dir das Schwanzwedeln, sonst verpasse ich dir einen Maulkorb.«
    »Nicht heute«, entgegnete ich.
    Mirella zog die Augenbrauen hoch. »Und warum nicht?«
    »Weil wir beide jetzt essen gehen. Und zum Essen brauche ich meinen Mund.« Und vielleicht noch für manch anderes, dachte ich im Stillen. Ich zwinkerte Mirella zu und merkte, dass sie kurz die Luft anhielt.
    Doch der Konter blieb aus. Stattdessen lächelte sie leicht. »Hervorragende Idee. Ich sterbe vor Hunger.«
    Als wir den weiten Parkplatz vor dem Firmengebäude überquerten, spürte ich erneut Blicke in meinem Nacken. Das deutliche und unmissverständliche Gefühl, beobachtet zu werden. Im Gehen wandte ich mich um und sah an der Fassade nach oben, dorthin, wo ich Schröders Büro vermutete.
    Ich glaubte, hinter einem der Fenster einen Blick auf Christoph Merseburg zu erhaschen. Doch bevor ich mir sicher sein konnte, rasselte eine Jalousie hinab.
    *
    »Dim sum oder Reisnudelsuppe mit Koriander?«
    Mirella blickte von der Speisekarte auf. In ihrem Blick zeigte sich eine Mischung aus Belustigung und Erstaunen. »Du hast nichts vergessen, oder?«, sagte sie. »Nicht einmal, was ich beim Vietnamesen bestelle.«
    »Nein, nicht einmal das«, bestätigte ich. »Und ich glaube, du nimmst die Dim sum. ‚Kleine Herzenswärmer‘. Kann man immer brauchen.« Ich zwinkerte ihr zu, schloss die Speisekarte und legte sie zur Seite.
    Mirella

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