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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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getreten.«
    »Aber es gibt eine Akte?«
    »Ja. Im wesentlichen, was du schon wußtest. Anständiges Elternhaus, durchschnittlicher Lebenslauf. Schule, Studium, muß ich wohl nicht wiederholen. Dann arbeitslos. Vorbestraft wegen irgendeiner Schlägerei, eigentlich mehr verwarnt. Fünfundachtzig kam die Sache mit der Dresdner Bank am Rudolfplatz. Verurteilt zu sieben Jahren. Während der Fahrt ins Gefängnis schaffte er es, seinem Aufpasser die Waffe abzunehmen ...«
    »Im Ernst? Wie kann man nur so blöde sein.«
    »Weiß nicht. Vielleicht hatʹs was damit zu tun, daß Marmann seinerseits nicht blöde war. Ich hab sein Vernehmungsprotokoll gelesen. Kein dummer Mensch, wenngleich unbeherrscht und mit einem deutlichen Hang zur Gewalttätigkeit.«
    »Mhm. Und weiter?«
    »Nichts weiter. Er hat Köln verlassen. Was die Fremdenlegion betrifft, da weißt du mehr als wir. Es gab Hinweise, er habe sich nach Frankreich durchgeschlagen, das ist alles.«
    »Was ist mit den Angehörigen?«
    »Die Eltern haben in Ossendorf ein Häuschen. Sie wußten ebensowenig wie wir, wo ihr Sohn geblieben war.«
    »Laufen die Ermittlungen noch?«
    »Sind eingestellt. Ich kann dir also auch nicht sagen, ob seine Eltern noch leben oder unter der Adresse zu erreichen sind. Wenn du selber nachsehen willst, bitte.«
    Sie schaltete den Recorder zu und zeichnete Straße und Hausnummer auf.
    »Sonst was Bemerkenswertes?«
    »Nein. Wäre der Job damit erledigt?«
    »Was eure Daten angeht, ja. Vielleicht kannst du das Foto hier und da mal rumzeigen.«
    »Es wird nichts dabei herauskommen«, sagte Roth. »Aber wenn du unbedingt willst.«
    »War lieb von dir. Rufst du mich an, wenn du was hast?«
    »Mach ich.«
    Sie beendete das Gespräch und wählte die Nummer ihres Büros.
    »DeTechtei Gemini, Strunk am ...«
    »Ich binʹs.«
    »Ah, Vera. Thomas Roth hat versucht, Sie zu erreichen.«

    »Ja, ich hab mit ihm gesprochen. Die sind da auch nicht schlauer als wir. Haben Sie was für mich?«
    »Nein. In Köln ist kein Andreas Marmann abgestiegen. Ich habe die Hotels gecheckt. Wir können das Umland mit dazunehmen und die Privatpensionen, aber ...«
    »Tun Sie das.«
    »Ich glaube nicht, daß es viel bringt.«
    »Machen Sieʹs trotzdem.«
    »Wenn Sie meinen«, sagte Strunk mürrisch. »Es ist Ihr Geld.«
    »Stimmt.«
    »Na schön. Morgen setze ich mich dran und ...»
    »Heute setzen Sie sich dran«, sagte Vera.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    »Vera«, sagte Strunk sehr ruhig, »ich habe Feierabend. Das erste Mal seit Wochen.«
    »Was soll ich diesem Bathge sagen? Daß wir seinen Fall nicht weiter bearbeiten können?«
    »Feierabend, Vera! Keine Ahnung, ob Sie wissen, was das ist, aber ich habe ihn und werde ihn auch antreten, und zwar jetzt.«
    »Sie werden gar nichts! Detektive haben keinen Feierabend, geht das in Ihren Kopf? Wenn ich Sie schon jeden zweiten Vormittag als verschollen melden muß, kann ich wenigstens erwarten, daß Sie Ihre Hausaufgaben abends machen.«
    »Ich war beim Arzt. Das wissen Sie genau.«
    »Sie sind entschieden zu oft beim Arzt. Lassen wir die Diskussionen, ja? Sie checken die Pensionen und das Umland. Morgen nehmen wir uns die Makler vor.«
    Am anderen Ende der Leitung stieß Strunk ein entnervtes Keuchen »Wir hatten kürzlich über Geld gesprochen«, sagte er.
    Vera verdrehte die Augen.
    »Ich dachte, ich hätte Ihnen meinen Standpunkt klargemacht.«
    »Sie hatten einen Standpunkt, richtig.«
    »Also.«

    »Klargemacht würde ich das nicht nennen.«
    »Erledigen Sie Ihre Hausaufgaben, dann reden wir.«
    »Ich erledige meine Hausaufgaben! Vera, alles wird teurer! Das dürfte doch auch Ihnen nicht entgangen sein. Dann diese Mieterhö hung, und die Fahrtkosten hauen rein, und die Versicherungen schießen in die Höhe, was erwarten Sie denn?«
    »Ich erwarte, daß Sie Ihren Job machen.«
    »Ich verdiene zuwenig. Gehen Sie mal zu anderen ...«
    »Sie verdienen zuviel.«
    »Ach ja?«
    »Was ist? Machen Sie nun, worum ich Sie gebeten habe?«
    »Du kannst mich mal«, knurrte Strunk. »Ich habʹs satt!«
    »Wie war das?«
    »Kahlgeschorene Frustzicke! Warum fickst du dich nicht selber, wennʹs kein andrer tut?«
    Die Leitung war plötzlich tot. Strunk hatte das Gespräch beendet.
    Vera fühlte, wie das Adrenalin in ihr hochkochte. Sie ballte die Fäuste und versuchte, nicht laut loszuschreien.
    Neben ihr tauchte ein Jogger in grellbunten Leggins auf und grinste sie an.
    Sie warf ihm einen zornigen Blick zu und beschleunigte ihr

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