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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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selbstverständlich die Sorgen der Menschen, die die Verantwortung tragen müssen. Wir dürfen nicht zulassen, dass einzelne Verrückte über unser aller Leben …«
    Exorbitanter Beifall.
    Die Kamera schwenkte über den Saal, zoomte wichtig dreinschauende Polizisten heran, verweilte kurz auf dem hübschen Gesicht einer kleinen, dunkelhaarigen Kollegin, die die Uniformmütze verwegen schräg auf dem Kopf und ein freches Lächeln im Gesicht trug. Hatte es nicht geheißen, man wünsche auf keinen Fall Polizei im Saal? Bestimmt ein später Regieeinfall. Und die Dunkelhaarige war vermutlich keine Kollegin, sondern eine junge Schauspielerin, die man zu Dekorationszwecken in eine Uniform gesteckt hatte.
    Das Licht wurde heller, Musik setzte ein. »I did it my way«, gesungen von einer überschlanken Rothaarigen mit enormer Stimme, deren Namen ich nie zuvor gehört hatte. »I did what I had to do and saw it through without exemption.« Eine kleine Balletttruppe legte dazu eine beeindruckend perfekte Show hin. Nichts an diesem makellosen, farbenfrohen Bild ließ ahnen, dass die Bühne noch vor wenigen Tagen ein Trümmerfeld gewesen war. »I faced it all and I stood tall and did it my way.«
    Dann war plötzlich Graf wieder da, begrüßte unter verdutztem Beifall seinen ersten Gast: den Chef der Ludwigshafener Polizeidirektion, Manfred Vogel, den ich sogar persönlich kannte. Man setzte sich – jeder mit einem Rotweinglas in der Hand – aufs berühmte gelbe Sofa, stieß an, nippte an den Gläsern, und Graf schaffte es mit wenigen Worten, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Fast, als säße man als heimlicher Dritter mit dabei, bei diesen zwei angeregt plaudernden Menschen.
    »Herr Vogel, eine Frage, die mich schon lange – und ganz besonders heute beschäftigt: Gibt es so etwas wie böse Menschen?«
    Vogel zog ein nachdenkliches Gesicht und musste sich zweimal räuspern, bevor er ein Wort herausbrachte. »Das ist ein Thema, auf die die Menschheit bis heute keine endgültige Antwort gefunden hat. Was ist das denn überhaupt: böse?«
    »Jesus sagt: Liebe deine Feinde. Wenn dir jemand auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch deine linke hin. Was nun nicht heißen soll, dass ich den Mann, der mich kürzlich überfallen hat, auffordern möchte …«
    Der Rest seines Satzes ging in Gelächter und Beifall unter.
    Vogel hatte inzwischen zu einer brauchbaren Antwort gefunden. »Unser Strafgesetzbuch kennt das Prinzip der Rache schon lange nicht mehr, was im Prinzip ja heißt …«
    »Strafe nützt letztlich nur dann, wenn sie zur Besserung des Täters beiträgt. Zu seiner Resozialisierung, wie man heute so schön sagt …«
    So ging es eine Weile hin und her. Graf zeigte sich väterlich verständnisvoll, weitsichtig, alles andere als rachelüstern, was ihm weitere Sympathiepunkte und noch mehr Beifallsstürme einbrachte. Dann gab es wieder Musik und anschließend eine Spaßnummer mit einem Pfälzer Original, dessen Namen ich ebenfalls nicht kannte. Logischerweise ging es meist um Wein und ein kleines bisschen auch um jugendfreien Winzersex. Das dankbare Klatschvieh krümmte sich stellenweise vor Lachen. Mein Handy surrte auf dem Couchtisch.
    Olivia Opelt: »Nur, falls es Sie interessiert: Wir haben eben die zehn Millionen gerissen!«
    »Über zehn Millionen Zuschauer?«
    »Das hatten wir seit fünf Jahren nicht mehr! Und das Tollste – bisher gibt es kaum Schwund. Die Leute bleiben dran. Trotz des etwas hakeligen Themas. Und der Oberhammer: Im Ersten läuft parallel der neue James Bond, und die haben zwei Millionen weniger als wir!«
    Vom zweiten Gast des Abends kannte ich immerhin den Namen: Agneta Björndal, Skandalnudel des leichten schwedischen Films der Siebzigerjahre. Die Filme, an denen sie mitgewirkt hatte, trugen Titel wie Drei Schwedinnen an der Riviera oder Drei Schwedinnen in Paris . Frau Björndals Paraderolle war das durchtriebene Dummchen vom nordschwedischen Bergland gewesen. Sie war gut im Geschäft bis zu dem Tag, als sie um ein Haar Opfer eines Mordanschlags wurde. Eines Mordanschlags aus heiterem nordischem Himmel. Auf einer Schäreninsel vor Stockholm, in einem Örtchen, wo niemand je auf die Idee gekommen wäre, die Haustür abzuschließen, wenn er für ein paar Tage mit seinem Boot aufs Festland fuhr. Wo seit Menschengedenken außer kleineren Ehestreitereien nichts vorgefallen war. Die damals schon nicht mehr ganz junge Schauspielerin hatte stilgerecht nackt in einem Liegestuhl vor ihrem

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