Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
Treppenhaus geöffnet wird.«
    Er zögerte, zwinkerte, zögerte. Sein Rasierwasser war atemberaubend.
    »Ich möchte auch nicht, dass morgen früh das halbe Personal Bescheid weiß …«
    »Auf der anderen Seite möchten Sie bestimmt auch keine Schießerei erleben. Und morgen früh eine halbe Hundertschaft Polizisten, die Ihre Suite auseinandernehmen, und daneben eine Menge Fernsehkameras, die ihnen dabei zusehen.«
    Mit saurer Miene willigte er schließlich ein. Vangelis hatte schon das Handy am Ohr.

34
    Inzwischen war es halb vier geworden, die Sonne versank schon wieder hinter den hohen Häusern, die die Straßen säumten. Keine fünf Stunden mehr bis zu Grafs Abend .
    »Na dann«, sagte Vangelis, als sie in die Bergheimer Straße einbog. »Nicht vor der Show, nicht während der Show, nicht im Hotel …«
    »Bleibt noch: während der Fahrt nach Heidelberg. Das ist vielleicht unsere Schwachstelle.«
    »Und wenn er sich einfach Zeit lässt? Wartet, bis sich die Aufregung wieder gelegt hat? Wir können Graf nicht ewig bewachen.«
    »Hergarden hat keine Zeit. Er will es hinter sich bringen. Und außerdem: In dem Moment, in dem Graf Heidelberg verlässt, ist er nicht mehr unser Problem.«
    »Die Waffe des Bruders war übrigens nicht angemeldet. Wir wissen nicht, um was für einen Typ es sich handelt.«
    »Die Munition im Nachttisch war fünfzehn Jahre alt. Aber funktionieren wird sie vermutlich noch.«
    Wenig später saßen wir uns in meinem Büro gegenüber. Im Haus war es still. Durchs Fenster fiel ein letzter Streifen Sonne. Wurde rasch schmaler. Verlosch schließlich ganz. Die Fahndung nach Fred Hergarden war nach wie vor erfolglos.
    Nur zur Sicherheit, nur um wirklich nichts zu versäumen, rief ich noch einmal in Ludwigshafen an. Dort hatte man inzwischen mit einiger Mühe die für den Abend notwendigen Kräfte akquiriert. Eine Menge Kolleginnen und Kollegen musste wieder einmal ein freies Wochenende in den Wind schreiben und ihrem Überstundenkonto weitere Stunden hinzufügen. Viele wurden von Revieren aus dem Umland abgezogen. Auch Heidelberg stellte acht Beamte zur Verfügung. Ich widerstand dem Wunsch, selbst im Pfalzbau nach dem Rechten zu sehen. Was dort zu tun war, würde in den kommenden Stunden von anderen getan werden.
    »Und nun?« Klara Vangelis sah auf die kleine silberne Uhr an ihrem Handgelenk. Mir wurde bewusst, dass sie zu den wenigen Menschen zählte, die noch Armbanduhren trugen. Seit jeder ein Handy mit sich führte, schienen Armbanduhren plötzlich aus der Mode gekommen zu sein.
    »Fahren Sie nach Hause, und gehen Sie mit Ihrem kleinen Konstantin spazieren. Jetzt können wir nur noch warten und hoffen.«
    »Meine Mutter war schon mit ihm an der frischen Luft.«
    »Dann spielen Sie mit ihm. Wie alt ist er denn inzwischen?«
    »Knapp fünf Monate.«
    »Wie die Zeit vergeht.« Ich stemmte mich hoch. »Ich mache jetzt Schluss. Es hat keinen Sinn, hier herumzusitzen. Mein Handy bleibt an.«
    Nun gut, die Musik war ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber zu meiner Überraschung gefiel mir Marcel Grafs Show fast von Beginn an. Es war nicht die im Fernsehen heute übliche Hektik, keine ständigen Licht- und Perspektivenwechsel, keine rasenden Kamerafahrten, die einen schwindlig machten, keine zotigen Witze zu Lasten von Menschen, die sich nicht wehren konnten. Das Publikum klatschte an den richtigen Stellen, lachte brav über Grafs Eröffnungsscherz, dessen Pointe ich nicht verstand.
    Die Bühne war völlig dunkel, ein einziger Spot ruhte auf dem Hauptdarsteller, der einsam wirkte im gnadenlosen Licht, verloren. An seiner Stirn klebte ein extragroßes Pflaster, sein rechter Arm hing kraftlos in einer Schlinge, das Lächeln wirkte gezwungen, als er das Publikum im Saal und vor den Bildschirmen zu Hause begrüßte. Er spielte seine Rolle mit bewundernswerter Präzision: der bescheidene Held, der noch sehr erschöpft ist von seiner Großtat, aber dennoch klaglos seine Pflicht erfüllt. Zwei Tage, nachdem er mit knapper Not einen Mordanschlag überlebt hat.
    »Nie habe ich mich so sehr gefreut, hier vor Ihnen zu stehen«, sagte er und griff mit der linken Hand wie zufällig an das Pflaster.
    Tosender Beifall.
    »Ich muss Sie um Verständnis bitten für mein lädiertes Aussehen und die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen, die nun leider Gottes …«
    Rasender Beifall.
    »Sicherheitsmaßnahmen, die ich persönlich für etwas … nun ja … übertrieben halte. Andererseits verstehe ich

Weitere Kostenlose Bücher