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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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wollte sie beruhigen. Das Telefongespräch verlief … etwas unangenehm.«
    Soweit es die Fingerabdrücke betraf, hatte er leider recht. Die Spuren, die meine Spezialisten an der Flasche gefunden hatten, stammten von Graf, der sie eingepackt, und von Rosa Jordan, die sie entgegengenommen und vermutlich umgehend geöffnet hatte. Die Person, die die Flasche in den Geschenkkarton gesteckt hatte, trug dabei vermutlich Handschuhe, um das kostbare Glas nicht zu beschmutzen.
    »Die fünftausend Euro hatten sie einfach so herumliegen?«
    »Olivia hat mir das Geld im Lauf des Nachmittags besorgt.«
    »Hat Frau Jordan die Flasche in Ihrem Beisein geöffnet?«
    »Sie hat mir sogar ein Gläschen angeboten. Aber ich habe nur so getan, als würde ich trinken, und den Inhalt in ihre schmierige Spüle geschüttet, als sie einen Moment nicht hinsah.«
    »Da haben Sie ja Glück gehabt!«
    »Herr Gerlach, lassen Sie bitte den Zynismus.« Wieder schloss Graf die Augen. »Sie können jeden in meiner Umgebung fragen, jeden. Ich rühre seit zwanzig Jahren keinen Alkohol mehr an. Ich hatte einige Zeit ein … gewisses Problem damit. Und es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder der Schnaps oder ich.«
    »Führen Sie Buch über die Absender der Geschenke, die Sie erhalten?«
    »Andrea, meine Sekretärin. Sie verschickt auch hübsche Dankeschönkarten mit meiner Unterschrift. Meiner von Andrea gut gefälschten Unterschrift, selbstredend. Ich hätte viel zu tun …«
    »Was geschieht üblicherweise weiter mit den Sachen?«
    »In der Regel wird das Zeug weiterverschenkt. Das meiste ohne mein Zutun. Die eine oder andere Flasche habe ich auch schon persönlich Journalisten überreicht. Die Interviews klingen freundlicher, wenn der Schreiberling beim Formulieren an einem zwölf Jahre alten Cognac nippen darf.«
    »Sie haben die Flasche also persönlich vom Sideboard genommen und ausgepackt? Niemand sonst hat sie vorher angefasst?«
    Mattes Kopfschütteln. »Ich war allein an dem Abend. Auch später.«
    »Warum haben Sie sie überhaupt aus dem Karton genommen?«
    »Weil sie sonst nicht in meine Tasche gepasst hätte.«
    »Hat Frau Opelt von dieser … merkwürdigen Erpressung gewusst?«
    »Natürlich. Sie hat Rosa am Nachmittag abgewimmelt. Mit handfester Unterstützung von Johann. Johann Boll, einer meiner beiden Bewacher. Rosa kann … konnte recht starrköpfig sein. Durch Olivia habe ich erfahren, was Rosa wollte. Sie hatte Olivia aufgetragen, sie wolle mich am selben Tag noch sprechen, sonst geht sie am nächsten Morgen zur Polizei. Die ganze Sache war vollkommen idiotisch. Ich bin überhaupt nur darauf eingegangen, weil ich sie vom Hals haben wollte. Das Letzte, was wir brauchten, war ein Skandal. Es hätten sich genug Revolverblättchen mit Freuden auf die Story gestürzt, das dürfen Sie mir glauben. Also habe ich Olivia gebeten, Rosa auf den späten Abend zu vertrösten – und mir fünftausend Euro zu besorgen.«
    »Wie lange sind Sie in der Nacht bei Frau Jordan geblieben?«
    »Zehn Minuten. Höchstens fünfzehn. Sie war schon betrunken, als sie mir die Tür öffnete. Dieser unglaubliche Dreck überall. Die Katze ist mir ständig um die Hosenbeine gestrichen, und ich hasse Katzen. Rosa hat gekeift und gezetert und mich verhöhnt. Von oben hat die ganze Zeit Musik gedröhnt, und ich habe mich selbst dafür verflucht, dass ich mich überhaupt auf diesen Unfug eingelassen habe. Im Grunde war sie nur eifersüchtig auf meinen Erfolg, den ich mir natürlich erschlichen und erschwindelt habe und der absolut nichts mit meinen Fähigkeiten … und so weiter.«
    »Sie waren nicht besonders guter Stimmung, als Sie sich verabschiedet haben?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich habe ihr von Herzen den Tod gewünscht. Und das habe ich ihr auch gesagt: ›Verrecke endlich‹, habe ich gesagt. ›Verrecke in deinem Dreck. Ich will dich nie wiedersehen.‹«
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Sie hat hysterisch gelacht und gesagt, wir zwei hören noch voneinander, Marcel. Öfter, als dir lieb ist. Wart’s nur ab.«
    Ich gönnte Graf einige Sekunden Pause, bevor ich sagte: »Kommen wir zum letzten Thema für heute: dem Donnerstagmorgen.«
    Er kniff die bereits geschlossenen Augen noch fester zu. »Dazu ist alles gesagt, was ich sagen kann. Er kam von hinten. Er war groß. Er war ein Mann. Er hatte ein Messer.«
    Es juckte mich in den Fingern, ihn noch ein wenig zu quälen, zu sticheln, zu pokern. Aber schließlich entschied ich mich, in diesem Punkt nicht

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