Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
geknallt. Eine Nachbarin hat sie am nächsten Tag gefunden.«
    »Wie alt war sie?«
    »Jahrgang siebenundfünfzig – demnach war sie achtundzwanzig.«
    »Fremdverschulden ist ausgeschlossen?«
    »Absolut. Sie war allein in der Wohnung. Die Tür war abgeschlossen. Der Schlüssel hat innen gesteckt. Keine Spuren von gewaltsamem Eindringen. Die ist eindeutig über ihre eigenen Füße gestolpert. War übrigens eine Hübsche. Es sind Fotos dabei. Auf einem sieht man eine leere Sektflasche.«
    »Wären Sie so lieb, mir die Akte in der Mittagspause vorbeizubringen?«
    »So weit kommt’s noch! Sie sind krank und müssen sich schonen. Ich will mir später keine Vorwürfe machen müssen.«
    »Dann schleppe ich mich eben zu Ihnen ins Büro, und Sie sind dann schuld, wenn es Spätfolgen gibt.«
    »Das ist jetzt aber die ganz fiese Tour!«
    »Sönnchen, ich bitte Sie! Wenn ich mich hier zu Tode langweile, werden Sie sich später auch Vorwürfe machen.«
    Sie seufzte wie eine vielgeplagte Mutter. »Na gut. Wenn es Sie glücklich macht und Sie schön brav im Bett liegen bleiben, dann sollen Sie in Gottes Namen Ihre Akte kriegen, Herr Dickkopf.«
    Ich bedankte mich ausführlich. Aber sie blieb reserviert.
    »Sie sollten sich lieber um Ihre Gesundheit kümmern als um alte Mordgeschichten. Nach dreißig Jahren kommt’s auf einen Tag mehr oder weniger doch nicht an.«
    Damit hatte sie zweifellos recht. Aber wie sollte ich das Denken abstellen? Indem ich Radio hörte, zum Beispiel. Mich ablenkte. An etwas Schönes dachte. Theresa eine ordentlich schwülstige SMS schrieb. Die postwendend beantwortet wurde. Meine Liebste versprach, mir demnächst einen Krankenbesuch abzustatten und in meinem Elend ein wenig Gesellschaft zu leisten.
    »Bringe selbst gebackenen Marmorkuchen mit und koche dir einen feinen Kamillentee.« Den letzten Teil las ich mit leichtem Grausen.
    »Seit wann backst du Kuchen?«, schrieb ich zurück.
    »Seit drei Wochen. Vermutlich die ersten Anzeichen der Wechseljahre. Bücher schreiben kann ich ja offenbar nicht.«
    Theresa war vierundvierzig und in letzter Zeit oft gedrückter Stimmung wegen des ausbleibenden Verkaufserfolgs ihres neuen Buchs. Kurz vor Weihnachten war es erschienen, eine unterhaltsam zu lesende und dennoch lehrreiche und sachlich solide Abhandlung über die Entwicklung des Terrorismus über die Jahrhunderte. Ich hatte gleich meine Zweifel gehabt, ob die Menschheit sich nach einem solchen Buch gesehnt hatte. Und nun lag es in den Regalen der Buchhandlungen wie Beton.
    Schon eine halbe Stunde später war sie da und füllte mein Schlafzimmer mit dem Duft eines neuen Parfüms, sprühender Energie und guter Laune.
    »Dior«, wurde ich aufgeklärt. »Magst du es?«
    »Ich fürchte, mir wird schlecht davon«, erwiderte ich kläglich.
    Wortlos kippte sie ein Fenster. Dann setzte sie sich auf die Bettkante und sah mich prüfend an.
    »Kann es sein, dass du mich und mein Leiden nicht ganz ernst nimmst?«, fragte ich.
    »Eine Gehirnerschütterung ist nichts, woran man stirbt.«
    »Woher willst du das wissen?«, stöhnte ich. »Du hast gut reden.«
    »Ich hatte selbst mal eine. Im Turnunterricht vom Barren gefallen. Mein größtes Talent im Fach Sport war nämlich, von etwas möglichst Hohem möglichst ungeschickt herunterzufallen.«
    Aufgeräumt erzählte sie, dass sie in ihrer Jugend auch mehrfach mit dem Rad verunglückt war.
    »Einmal habe ich nicht mal drauf gesessen, stell dir vor! Es war nach der letzten Schulstunde. Ich hatte es eilig, wollte das Schloss vom Hinterrad lösen, da hat mich irgendein Torfkopf von hinten geschubst, und zack, bin ich mitsamt Rad nach vorne umgekippt und habe mir am Sattel einen Schneidezahn ausgeschlagen.«
    Sie ließ mich ihr makelloses Gebiss betrachten, deutete auf den verunglückten Zahn im Oberkiefer. »Man sieht überhaupt nicht, dass er überkront ist, findest du nicht auch?«, nuschelte sie dazu.
    In dieser Sekunde wurde mir klar, woher der merkwürdige Bluterguss an meinem Rücken und die Beule am Hinterkopf stammten: Ich war rückwärts auf mein Rad gefallen. Und der Bluterguss am Rücken stammte von einem Pedal, das sich in meine Weichteile gebohrt hatte.
    Da Theresa keine weiteren berichtenswerten Unglücksfälle mehr einfielen, erzählte ich von dem alten Mann, der so energisch behauptete, seine Frau ermordet zu haben.
    »Und das Komische ist: Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass er bei meinem Unfall dabei war.«
    »Hat er dich gestoßen?«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher