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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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bitte, was soll das jetzt?« Er machte eine wohl dosierte Pause, und seine Stimme klang leicht gereizt, als er weitersprach: »Vicky war jung und … gnadenlos ehrgeizig. Zudem war sie die meiste Zeit allein. Hat sich zu Tode gelangweilt …«
    »An Langeweile ist sie definitiv nicht gestorben.«
    »In gewisser Weise vielleicht doch. Sie hat zu viel getrunken. Wäre sie nüchtern gewesen an dem vermaledeiten Abend, würde sie vermutlich noch leben. Ich bezweifle allerdings, dass sie die Karriere gemacht hätte, von der sie träumte.«
    »Und Sie hatten also keine sexuelle Beziehung mit ihr?«
    Er lächelte zufrieden. Schüttelte den Kopf. »Nicht, dass sie mir keine Avancen gemacht hätte. Nicht, dass sie nicht attraktiv gewesen wäre. Aber ich habe mich beherrschen können. Außerdem war ich verheiratet.«
    Graf, der in den vergangenen Minuten langsam in sich zusammengesunken war, straffte plötzlich den Rücken. Setzte eine energische Miene auf. Sah mir wieder in die Augen. Aller Charme, jegliche Liebenswürdigkeit waren aus seinem Blick gewichen. Mir gegenüber saß plötzlich ein glasharter Geschäftsmann.
    »Ich weiß zwar nicht, warum ich Ihnen das überhaupt erzähle, aber in Gottes Namen: Ja, ich war meiner Frau untreu. Ja, ich habe damals hin und wieder auch mit anderen Frauen geschlafen. Wir waren alle ziemlich verrückt seinerzeit. Von AIDS hatten wir noch nichts gehört. Vicky wusste natürlich, dass ich mit der HaBeFilms in Verhandlungen stand. Und sie hätte so gut wie alles getan, um ins Fernsehen zu kommen.«
    »Und das haben Sie nicht ein wenig ausgenutzt?«
    Graf seufzte, als würde er allmählich an meinem Verstand zweifeln. »Nein, ich habe es nicht ein wenig ausgenutzt. Sollte es allerdings wegen meiner diversen anderen Ehebrüche zur Verurteilung kommen, dann werde ich meine Strafe mit Haltung auf mich nehmen.«
    »Darum geht es hier nicht. Und das wissen Sie auch.«
    Er wurde übergangslos wieder milder. »Was sollen diese alten Geschichten? Ich habe Vicky nichts getan. Ich war an dem Tag ja nicht einmal in Heidelberg.«
    »Wo waren Sie dann?«
    »Ist das ein Verhör?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Es fühlt sich aber so an.«
    Ich zuckte die Achseln und lächelte so freundlich, wie ich konnte.
    »Köln«, brummte Graf. »In Köln war ich. Bin erst am nächsten Abend zurückgekommen. Und da erst habe ich erfahren, dass sie tot ist.«
    »Von Ihrer damaligen Frau sind Sie inzwischen geschieden.«
    »Und von zwei anderen Frauen auch. Mein Beruf macht es nicht leicht, eine stabile Beziehung zu führen, wie Sie sich vielleicht vorstellen können.«
    »Ihre damalige Ehefrau hat am nächsten Morgen den Tod von Frau Hergarden gemeldet?«
    »Steht das denn nicht in Ihren Protokollen? Ich dachte immer, bei der Polizei wird alles aufgeschrieben.«
    »Im Protokoll steht, eine Frau Holland hätte angerufen.«
    »Holland war ihr Mädchenname. Später hat sie ihn als Künstlernamen geführt. Und Sabeth klinge interessanter als Elisabeth, fand sie. Außerdem war sie beim Publikum bereits als Sabeth Holland bekannt, als wir uns zusammentaten. Wenn man sie mal so richtig auf die Palme bringen wollte, dann musste man sie ›Lisa‹ nennen.«
    »Was macht sie heute?«
    Er hob die weichen Schultern, lächelte mich erschöpft an. »Wir haben seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr. Nach unserer Trennung ist sie ins Ausland gegangen. Nach Frankreich. Seither …?«
    »Wie heißt sie jetzt?«
    »Auch das weiß ich leider nicht, Herr Gerlach.« Offensichtlich war ihm inzwischen mein Name wieder eingefallen. »Wir haben seit damals keinerlei Kontakt mehr.«
    »Arbeitet sie immer noch als Schauspielerin?«
    Reichlich ungeniert sah er auf seine elegante Uhr mit Lederarmband, die nicht annähernd so kostbar aussah, wie sie vermutlich war. Meine Audienz neigte sich dem Ende zu. Ich erhob mich, er tat mit einer halben Sekunde Verzögerung dasselbe. Reichte mir – plötzlich wieder strahlend – die Hand.
    »Passen Sie in den nächsten Tagen ein bisschen auf sich auf«, sagte ich ernst. »Ich fürchte, Ihr alter Freund ist ziemlich schlecht auf Sie zu sprechen.«
    »Ich habe zwei sehr erfahrene und fähige Leibwächter, die bestens auf mich aufpassen«, erwiderte Marcel Graf mit breitem Lächeln. »Ohne mich gibt’s am Samstagabend nämlich keine Show im ZDF, sondern vermutlich eine alte Rosamunde-Pilcher-Schnulze.«
    Wir sahen uns in die Augen, drückten immer noch Hände, als würden wir einen lautlosen Wettstreit

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