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Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition)

Titel: Die dunkle Villa: Ein Fall für Alexander Gerlach (Alexander Gerlach-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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austragen. In diesem Moment der Stille meinte ich im Flur ein Rascheln zu hören. Als ich jedoch hinter dem alternden Fernsehstar durch die Tür trat, war niemand zu sehen. Meinen Weg zum Ausgang fand ich allein.
    Die Luft draußen schien kälter geworden zu sein. Was vielleicht an dem unangenehmen Wind lag, der aufgekommen war. Dafür hatte der Nieselregen aufgehört, der den Tag so trostlos gemacht hatte. Ich zog den Kopf zwischen die Schultern, stopfte die Hände in die Manteltaschen und sah zu, dass ich zu meinem Wagen kam. Eilig überquerte ich die Freifläche, hastete an etwa zwanzig am Straßenrand geparkten Autos entlang, dann hatte ich den Peugeot erreicht, fummelte den Schlüssel aus der Manteltasche, schloss auf, zögerte. Ich lief einige Schritte zurück. Der dritte Wagen hinter meinem war ein schon etwas betagter Mercedes der C-Klasse. Silbergrau. Das Kennzeichen begann mit »ERB« und kam mir bekannt vor. Ich merkte es mir und ging – nun etwas langsamer – zu meinem französischen Oldtimer zurück.
    Zehn Minuten später war ich wieder auf der Autobahn und freute mich an dem bisschen Wärme, das aus den Lüftungsschlitzen drang. Inzwischen zeigte die Uhr halb zwölf. Die Großveranstaltung in der SAP-Arena war zu Ende, der Parkplatz bis auf wenige Autos leer, das riesige Gebäude selbst dunkel.
    Im Radio liefen Oldies. Die Beatles wieder einmal.

16
    Als Erstes kümmerte ich mich am Dienstagmorgen um das Kennzeichen des Mercedes, den ich in der Nacht zuvor in Ludwigshafen gesehen hatte. Meine Erinnerung hatte mich nicht getrogen – der Wagen war zugelassen auf einen gewissen Johann Boll, wohnhaft in Weiten-Gesäß im Odenwald, den ehemaligen Kripobeamten, der damals den Todesfall Vicky Hergarden aufgenommen hatte.
    Konnte das ein Zufall sein?, fragte ich mich, als ich mich in die Rückenlehne meines Sessels sinken ließ. Gewiss nicht. Hatte Boll also irgendwie mit Graf zu tun? Wahrscheinlich. Oder sollte jemand anders den seltsamen Detektiv beauftragt haben, den Fernsehstar auszuspionieren? Fred Hergarden womöglich? Ich weiß nicht, aus welchem Grund, aber in diesem Augenblick fiel mir das Video auf Theresas Handy wieder ein.
    »Ich dachte, das hat sich erledigt«, erklärte meine Göttin hörbar unausgeschlafen.
    »Würdest du es gleich mal versuchen?«
    »Nachdem ich im Bad war.« Sie gähnte ausführlich. »Wenn ich etwas versuche, bevor ich im Bad war, dann endet das üblicherweise in einer Katastrophe.« Sie gähnte noch einmal. »Beim letzten Mal wollte ich mir nur einen Tee kochen und hätte um ein Haar die Küche in Brand gesetzt.«
    Was bedeutete, dass mit dem Video vor zehn Uhr nicht zu rechnen war. Schriftsteller sollte man sein, dachte ich nun ebenfalls gähnend, während ich den ersten Cappuccino des Tages schlürfte. Am besten ein Schriftsteller, der von seiner Kunst nicht leben muss.
    Auf Fred Hergardens Anruf wartete ich an diesem Vormittag vergeblich. Ich ärgerte mich, weil ich ihn nicht nach seiner Handynummer gefragt hatte, als er noch ansprechbar war. Mehrere Versuche, seine Vermieter telefonisch zu erreichen, führten ins Nichts. Einen Anrufbeantworter schien es dort nicht zu geben. Ansonsten geschah an diesem Morgen wenig, und ich nutzte die ungewohnte Ruhe, um Akten durchzuarbeiten, Urlaubsanträge, Dienstreiseanträge, Benzinrechnungen und Vernehmungsprotokolle mit meinem Autogramm zu versehen. Beim Studium eines Protokolls, das Sven Balke angefertigt hatte, kam mir eine Idee. Es ging um ein eher harmloses Ehedrama in Ziegelhausen. Die Frau hatte ihren Mann schon seit Jahren verdächtigt, ein Verhältnis mit einer Arbeitskollegin zu haben. Er hatte dies ebenso hartnäckig geleugnet. An einem Abend vor wenigen Tagen war der Konflikt eskaliert, und am Ende war die siebenundfünfzigjährige Frau mit einem Ausbeinmesser auf ihren Gatten losgegangen und hatte ihn am Oberarm verletzt. Nachbarn hatten die Polizei gerufen. Der Mann – also das Opfer – hatte die Polizisten jedoch mit wüsten Worten wieder fortgeschickt und sich geweigert, Anzeige zu erstatten. Er hatte heftig geblutet, aber standhaft behauptet, sich selbst geschnitten zu haben. Balke war am nächsten Tag zum Ort des handgreiflichen Ehestreits gefahren, um die Sache formal abzuschließen.
    Eines dieser alltäglichen Dramen, wie sie sich regelmäßig irgendwo hinter den zugezogenen Vorhängen des Bürgertums ereignen. Der Mann hatte auch Balke gegenüber bestätigt, dass er nicht juristisch gegen seine Frau vorgehen

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