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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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die Bibel. «Daselbst saßen Weiber, die weinten über den Thammus, ja?» Er lachte leise in die strahlenden, hellen Augen des Zigeuners. «Sie würden gerne Luzifer heißen, nicht wahr? Es würde zu Ihnen passen!» Er wartete, doch der Zigeuner antwortete nicht. Paunceley lächelte. «Und was kann ich tun?»
    Skavadale zog einen versiegelten Brief aus der Tasche. «Das hier muss Larke überbracht werden.»
    Paunceley grunzte, als er sich vorbeugte, um den Brief zu nehmen. «Sie sagen ihm, er soll nach Auxigny reisen?»
    «Ja.»
    Paunceley legte den Brief in sein Buch. «So unschuldig, so rein, so bereit, geschändet zu werden. Schänden Sie sie, Gitan? Gehen Sie in der Nacht zu ihr und bringen sie zum Stöhnen?»
    «Nein.» Skavadale lächelte.
    «Listiger denn alle Tiere auf dem Felde.» Paunceley lachte. «Aber Sie werden sie zum Stöhnen bringen, Thammus! Bevor Sie sie in Auxigny abliefern!» Er winkte ab. «Gute Nacht, Gitan! Oh, Sie vorzüglichster Diener, gute Nacht!»
    Auf leisen Sohlen ging der Zigeuner in sein Zimmer im Gartenhaus, und Lazen schlief unter dem unendlichen Raum des dunklen Himmels.

20
    Sie lagen in den Dünen, die sich landeinwärts erstreckten, die Morgendämmerung zeichnete die Konturen des stacheligen Grases ab, und hinter ihnen krachte dumpf das Meer. Möwen kreischten im Wind über dem Schaum.
    Christopher Skavadale lag neben ihr und beobachtete die Straße unter ihnen. «Ich wusste immer, dass Sie mitkommen würden.»
    «Warum?»
    Er lächelte. «Es liegt Ihnen im Blut. Ihr Vater hat es getan, Ihr Bruder hat es getan, vielleicht werden Ihre Kinder es tun.»
    «Ich hoffe nicht.» Sie zitterte.
    Sie war gekleidet wie eine Zigeunerin: dunkle, schwere Röcke, eine Bluse, eine Weste, zwei Schürzen und ein Kopftuch, an dem viele kleine goldene Scheiben blinkten. Sie kam sich auffällig und albern vor, doch Geraint Owen, der nervöse, wendige Waliser, hatte ihr erklärt, warum sie mit den Zigeunern auf den gefährlichen, gutbewachten Küstenstraßen Frankreichs reisen würden. Fremde seien in Frankreich immer verdächtig, doch Zigeunern zu begegnen wundere niemanden.
    Sie reiste mit falschen Papieren, obwohl ihr wahrer Schutz in der Person Skavadales lag. Er besaß ein Dokument, das vom Sicherheitsausschuss selbst ausgestellt war, ein Dokument, das jeden französischen Soldaten zu sofortigem Gehorsam verpflichtete. Sie hätten, sagte Skavadale, das Dokument benutzen können, um eine Kutsche zu requirieren, doch er zog das verborgene, heimliche Reisen der Roma vor. Am besten sei es, wenn sie keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zögen. Sie vermutete, dass er sie, wenigstens für einige Tage, mit seinem Volk bekanntmachen wollte.
    Sie warteten auf die vardos , die Zigeunerwagen mit ihren buntangemalten Dächern. Wenn ein neuer vardo gebaut worden war, erklärte er, stellte sich der Verkäufer in der Nacht mit einer brennenden Kerze in den Wagen. Der Käufer schlich außen herum, und wenn durch die schmalen Bretter auch nur ein einziger Lichtspalt zu sehen war, dann war es ein schlechter vardo : Wo Licht herausdrang, konnte auch Regen eindringen.
    In einem vardo , den sie mit einer alten Zigeunerin teilte, würden sie über die herbstlichen Straßen reisen. Campion wusste, dass allein in diesem Land zu sein für sie einem Todesurteil gleichkam, doch während sie darauf wartete, dass das fahrende Volk zum verabredeten Treffpunkt kam, war sie seltsam glücklich. Dies war ein Abenteuer, und vielleicht hatte er recht, vielleicht lag es ihr im Blut. Unter den Kleidern trug sie die Siegel von Lazen; lange hatte sie mit sich gerungen, ob sie sie mitnehmen sollte, doch sie war zu dem Schluss gekommen, sie könnten ihr Kraft geben. Sie war für Lazen nach Frankreich gereist, aber außerdem auch noch aus vielen anderen Gründen. Das Herz hatte seine Gründe, von denen der Verstand nichts wusste, und sie reiste mit dem Zigeuner.

    Ababina, eine winzige, weißhaarige Dame mit tausendfach gerunzelter Haut, schien älter zu sein als Mistress Sarah. Doch sie hatte ihr eigenes Pferd, holte ihr Wasser, machte ihr eigenes Kochfeuer und kochte ihr Essen selbst.
    Die Gruppe bestand aus fünf vardos , die vier anderen wurden alle von Ababinas Enkelsöhnen gefahren. Am zweiten Tag, als Campion neben der alten Frau auf dem Kutschbock saß und sie dem Wagen vor ihnen folgten, an dem Körbe und Ketten klimperten und an den hinten vier Hunde gebunden waren, klopfte die alte Frau ihre Pfeife auf dem Trittbrett aus und

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