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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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Frau, die seine Braut werden sollte. Früher oder später würde er zwar herausfinden, wer sie war, aber im Moment war das nicht wichtig.
    Lord Marldon lächelte dünn und nahm ihre zögerlich angebotene Hand. Er sah sie an, während seine Lippen auf ihren Fingerspitzen lagen. Clarissa schlug ihre Augen nieder und hörte sich selbst mit leiser Stimme sagen: «Ich bin erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Mylord.»
    Dann waren plötzlich, irgendwie, die Knöpfe an der Unterseite ihres Handschuhs geöffnet. Ihr stockte abrupt der Atem, und sie spürte die kühle Leichtigkeit seiner Berührung. Der Schock dieses Eindringens lähmte sie, und sie konnte ihm ihre Hand nicht entziehen. Sie blieb dort und erlaubte es ihm, in kleinen, kitzligen Kreisen über die dünne, von Venen durchzogene Haut an ihrem Handgelenk zu streicheln.
    Sie schluckte heftig. Als er sie dort sanft zu reiben begann, packte sie die Vorahnung eines nahenden Verhängnisses, die schleichende Erkenntnis, dass dieser Mann weniger ihr Ehemann als vielmehr ihr Lehrmeister und Peiniger werden würde. Während dieser Gedanke einerseits große Furcht in ihr auslöste, ergriff sie andererseits ein unfassbares Verlangen, unergründlich und wild, das in ihr wütete wie ein Messer.
    Sie machte den Versuch, ihm ihre Hand zu entziehen, aber der Graf war zu schnell. Sein Griff wurde fester, sein Mund glitt abwärts, und seine Zähne legten sich um die Spitze ihres behandschuhten Mittelfingers. Er biss einmal kurz zu und entließ sie dann wieder.
    Clarissa presste ihre Hand schützend gegen ihren Körper, sah ihn mit schweigender Fassungslosigkeit an.
    Lord Marldon lehnte sich zurück und lachte.
    «Erfreut, Euch kennenzulernen, Miss …?» Unter seinen in die Höhe gezogenen Augenbrauen machten sich seine dunklen Augen über sie lustig.
    «Stanton», warf Lucy ein. «Miss Annabel Stanton. Aber nun müsst Ihr uns bitte entschuldigen, Mylord, wir haben eine dringende Verabredung.» Sie berührte mit der Gerte ihr Pferd und ließ es sich von der Kutsche entfernen.
    «Das ist aber schade», sagte Marldon und lüftete dabei kaum seinen Hut. «Ich hoffe allerdings, dass wir uns wiedersehen, Miss … Stanton.» Er pochte mit seinem Stock auf den Boden der Kutsche. Der Kutscher ließ die Zügel knallen, und die Kalesche rollte von dannen, wobei ihre Räder winzige Staubwölkchen aufwirbelten.
    Clarissa war bewegungsunfähig. Sie sah ihre Zukunft in dunklen Farben vor sich. Sie hatte schreckliche Angst, die, wie von einem Graben, von einem Gefühl der Verletztheit durchzogen wurde. Sie war betrogen worden – von ihrem Vater, von Lucy, von allen, die ihr vorenthalten hatten, was sie über Lord Marldon wussten. Lucy ritt an ihre Seite. «Entschuldige», sagte sie mit einem bedauernden Schulterzucken. «Niemand hat geglaubt, es sei angebracht, dich zu warnen.»
    Clarissa sah fort, und in ihren Augen schwammen Tränen. Niemand, dachte sie bitter, außer Gabriel.

    Clarissa ließ den Messingtürklopfer mit wütender Ungeduld niedersausen. Sie hatte ihr Pferd in den Stall gebracht und war, ohne sich erst noch umgezogen zu haben, gleich zu Gabriels Haus geeilt. Sie hatte jetzt alles verstanden. Jedenfalls hoffte sie das, denn wenn dem nicht so sei, wäre sie jetzt gerade dabei, sich fürchterlich zu blamieren.
    Die Tür öffnete sich, und der Lakai teilte ihr mit, dass Mr. Ardenzi nicht zu Hause, vielmehr für Besucher nicht zu sprechen sei. Clarissa zeigte keinerlei Neigung, mit ihm zu verhandeln oder ihm ihre Karte zu geben. Vielmehr drängte sie sich flink an ihm vorbei und rief von der Halle aus Gabriels Namen. Der Diener gab einen unterdrückten Fluch von sich und schloss die Tür.
    Gabriel erschien oben an der Treppe. Er sah verwirrt und verärgert aus. Sein kragenloses Hemd war weit und am Hals offen, und sein glänzendes braunes Haar fiel ihm in unordentlichen Locken über die Schultern. Eine Woge des Begehrens brauste in Clarissa auf, und ihr Herz trieb sie an. Sie flog ihm entgegen.
    «Ich weiß», japste sie und warf ihm die Arme um den Hals. «Ich verstehe jetzt alles.» Sie schüttelte Gabriels steifen, unnachgiebigen Körper. «Es geht dir nicht darum, dass ich heiraten werde. Du hast dich so verhalten, weil ich ihn heiraten werde, nicht wahr? Nicht wahr?»
    In einer weitschweifigen Erklärung erzählte sie ihm alles, von der Verschwiegenheit aller anderen bis hin zu den Szenen, deren Zeugin sie auf dem Ball geworden war. Während sie sprach, hielten Gabriels starke

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