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Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Cappelle?“
    Baeskens’ Lächeln wurde breiter.
    „Ist das so eine Entdeckung?“
    „Der Wirt hat keine Ahnung.“
    „Es ist sehr dunkel.“
    „Es ist vollkommen verschmutzt. Kein Wunder, wenn es schon immer da hing.“
    „Das muss ein sehr altes Gasthaus sein.“
    „Er hat die Wirtschaft von seinem Vater übernommen.“ Mit der flachen Hand schlug Baeskens auf den Tisch. „Wenn ich ihm das abkaufen könnte ...“
    Henryk fragte sich, warum Baeskens ihm das zeigte. Warum hatte der Sammler ihn in dieses elegante Zimmer geführt und erzählte ihm von der Beute, die er gerade umschlich?
    „Cappelle war eigentlich ein Marinemaler“, sagte er.
    „Genau. Seestücke und ein paar Winterlandschaften. Die Signatur befindet sich übrigens links unten. Fast nicht erkennbar. Erstaunlich, dass Sie auf Anhieb richtig getippt haben.“
    „Zufall.“
    „Gespür.“ Baeskens schlug ihm leicht auf die Schulter. „Es sitzt im Kopf und im Bauch und in den Fingern. Bei Ihnen vor allem in den Fingern.“ Er lachte. „Könnten Sie den Cappelle aufarbeiten?“
    „Ja schon“, sagte Henryk halbherzig. Er konnte das Bild kopieren. Ob er es restaurieren konnte, wusste er nicht. Dann dachte er, dass er die betreffenden Partien im Zweifel eben einfach neu malen würde.
     
     

24
     
     
     
    Die Dämmerung und die vielen Lampen hüllten das Baeskens-Anwesen in einen magischen Schimmer.
    Henryks Haut fühlte sich an wie mit Glas überzogen, während er die Auffahrt hinauf stieg. Fackeln säumten den Kiesweg zum Haus, die Türen standen weit offen. Die neuen Kleider schmiegten sich ungewohnt an seinen Körper und hemmten seine Schritte. Auf dem Weg zum Taxistand hatte er immer wieder verstohlene Blicke in die Schaufenster geworfen, um ein Spiegelbild auf sich selbst zu erhaschen.
    Er hatte befürchtet, dass jeder ihn anstarren würde, aber tatsächlich verschmolz er mit der Menge der Gäste, als wäre er immer schon einer von ihnen gewesen.
    Durch den Eingangsbereich hindurch sah er die Terrasse, und viel mehr Lichter. Musik durchwebte das Dunkel, ein leichtfingriger Jazzpianist. Die Nacht atmete Lachen und Wein.
    Jemand winkte ihm, er erwiderte ein Lächeln. Auf den Treppenstufen zum Foyer standen mehr Leute. Ein Blitz flammte auf. Henryk entdeckte die Fotografin, eine nicht mehr junge Frau mit sorgfältig frisierten Locken und einer Perlenkette. Im Augenwinkel machte er eine Bewegung aus. Er drehte den Kopf, zuerst unsicher, ob er den Mann nicht verwechselte. Aber da glitt schon Erkennen über die Züge des anderen.
    „Professor Lauwaert“, sagte er.
    Die Erleichterung, ein bekanntes Gesicht zu entdecken, flackerte nur kurz auf. Sie erlosch wieder, als ihm ihre letzte Begegnung in den Sinn kam, in der Galerie Verhoeven. Hölzern ergriff er Lauwaerts Hand. Er erinnerte sich, dass der Professor ihn auf der Vernissage umarmt hatte. Jetzt dagegen, in dieser förmlichen Begrüßung, schwang eine merkwürdige Distanz. Henryk war nicht sicher, ob es an ihm selbst lag, oder an Lauwaert, dem es immer noch peinlich war, ein Zeuge von Henryks Scheitern gewesen zu sein.
    „Das ist eine Überraschung“, sagte Lauwaert mit bestürztem Lächeln. „Ich wusste gar nicht, dass du zu Peters Bekanntenkreis zählst.“
    Bekannte , dachte Henryk. Der Professor wählte dieses Wort sicher bewusst. Er sagte Bekanntenkreis , nicht Freundeskreis .
    „Wie geht es Ihnen?“, brachte er hervor.
    „Ach, du weißt doch“, Lauwaert gewann seine Fassung zurück, „ich bin zu alt für große Stürme. Wie ist es bei dir?“
    „Es geht mir gut.“
    „Ja, das sieht man dir an. Wie lief die Ausstellung?“
    „Passabel.“ Er versuchte, Lauwaerts forschendem Blick auszuweichen.
    „Hat Peter etwas gekauft?“
    „Nein.“
    „Aber du verkaufst Bilder, ja? Du kommst klar?“
    „Mehr oder weniger“, wich Henryk aus.
    „Hilft dir Verhoeven?“
    Er zuckte mit den Schultern. Seine Augen glitten an Lauwaert vorbei über die Menge, während sein Unbehagen sich verstärkte. Irgendwo perlte Gelächter auf. Jemand rief seinen Namen. Er fuhr herum und entdeckte Helene, die sich zwischen anderen Menschen hindurchdrängte, in Gesellschaft zweier Frauen, die er nicht kannte.
    „Henryk!“ Sie blieb vor ihm stehen. Ihm fiel auf, wie sorgfältig ihre Lippen geschminkt waren. Perfekte Linien begrenzten das Rot. „Ich habe schon Ausschau nach Ihnen gehalten!“
    Henryk streckte die Hand aus, um sie zu begrüßen, aber im gleichen Moment umfasste sie seine Schulter und

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