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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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das, was ich aus den Handbüchern habe.« Ich sollte wohl erwähnen, dass die Handbücher, von denen Orban sprach, ziemlich obskur sind: Soweit ich weiß, finden sich Dinge wie die verwundbaren Stellen einer Chimäre oder die beste Munition gegen verschiedene Arten von Untoten nicht in normalen Smith & Wesson-Gebrauchsanweisungen. »Aber ich werde drüber nachdenken und Ihnen Bescheid sagen, wenn mir was eingefallen ist.«
    »Super. Okay, noch so was Exotisches. Gibt es irgendwas, das man tun kann, wenn man einen Großfürsten der Hölle gegen sich hat?«
    »Beten.« Er schnaubte. »Einen von denen kann man garantiert nicht töten – jedenfalls nicht mit einer Waffe, die ich gemacht habe. Den bringt man höchstens in Rage.« Orban trank ausgiebig von seinem Wein. »Wollen Sie auf Ihre Munition warten? Wird so ziemlich den ganzen Tag dauern.«
    Enttäuscht stand ich auf. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Orban einen nützlichen Rat für mich hätte, aber gehofft hatte ich es doch. »Nein. Keine Zeit. Zu viele Eisen imFeuer.« Ich besann mich darauf, wo ich war. »Nicht wörtlich natürlich. Ich meine, ich habe eine Menge zu tun.«
    Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und bedachte mich mit einem ungehaltenen Blick. »Ich verstehe Metaphern, Dollar.«
    »Sorry.« Manchmal vergisst man leicht, dass auch die ganz Alten genauso viel von der Gegenwart erlebt haben wie man selbst, es ist nur ein kleinerer Teil ihrer Erfahrung. Ich schüttelte ihm die Hand, die ebenso rauh war wie seine Stimme. »Möchten Sie eine Anzahlung?«
    Er verzog das Gesicht. »Normalerweise würde ich nein sagen. Sie sind ja ein guter Kunde. Aber jetzt, wo ein Ghallu hinter Ihnen her ist …?« Er nickte. »Yeah, geben Sie mir einen Scheck über die Hälfte, wenn wir drinnen sind.« Aber er hatte immer noch so einen komischen Gesichtsausdruck, und nach einigem Zögern sagte er: »Ich dachte, Sie wären raus aus diesem Geschäft. Dollar. Ist lange her, die Zeit. Ich dachte, Sie wären jetzt Anwalt – netter, sicherer Job. Warum ist so was hinter Ihnen her?«
    »Jemand hat jemandem, der nicht nett ist, etwas gesagt, was nicht wahr ist. Das ist es im Grund schon.«
    »Halten Sie die Augen offen, Dollar«, rief mir Orban hinterher, als ich ging. »Sie waren immer die Sorte dummer Hund, die Ärger anzieht.« Aber er sagte es nett.
    Okay, okay, ich geb’s zu, ich war nicht in allem total ehrlich. Ich habe nicht gelogen – ich bin schließlich ein Engel –, aber ich war, um es mit den berühmten Worten eines britischen Politikers zu sagen, ein bisschen sparsam mit der Wahrheit. Ja, ich hatte, bevor ich Anwalt wurde, einen anderen Job. In dem habe ich Sam kennengelernt. Und Orban. Und mein alter Mentor Leo? Den hatte ich auch dort. Aber um das zu erklären, muss ich ein bisschen ausholen.
    Wie die meisten Engel (oder jedenfalls die meisten, mit denen ich gesprochen habe) erwachte ich im Licht der Himmlischen Stadt. In gewisser Weise wurde ich dort geboren, aber nicht als unbeleckter Säugling, sondern als etwas völlig anderes, als ein Engelwesen mit dem allgemeinen Wissen eines erwachsenen Menschen, aber nichts Spezifischem. Ich wollte, ich könnte Ihnen genauer sagen, was ich wusste und was nicht, doch diese Erinnerungen sind durch alles, was seither passiert ist, verwirrt und verwischt.
    Im Lauf von ein paar Jahren – jedenfalls fühlte es sich so an – bekam ich zunehmend mit, was um mich herum im Himmel lief und was auf der Erde (obwohl ich da meine alte Heimat noch nicht wieder besucht hatte). Und irgendwie wusste ich immer noch, dass ich dort unten hingehörte oder mal dort hingehört hatte. Ja, wie so vieles, was mit dem Himmel zu tun hat, ist es schwer zu erklären. Und nach einer Weile wurde mir klar, dass etwas von mir erwartet wurde, dass ich nicht einfach nur hier war, um sorglos vor mich hin zu leben wie ein verwöhntes Kind, sondern die Pflicht hatte, den mir bestimmten Platz auf den Mauern des Himmels einzunehmen und diesen gegen die permanente Bedrohung durch die Gegenseite zu verteidigen. Der Höchste und sein Feind lagen seit Anbeginn der Zeit im Konflikt, seit kurz nach der Scheidung von Licht und Finsternis, und dass es inzwischen so eine Art Frieden gab, lag nur an den Abkommen, die ausgehandelt worden waren. Und die Erde war neutraler Boden, für beide Seiten offen – eine Grauzone, ähnlich wie Casablanca im Zweiten Weltkrieg. Doch die Erde war zugleich das Hauptschlachtfeld.
    Und während ich im

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