Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Sitznische. »Und ich werde bewaffnet sein. Schlage vor, du auch.«
    Ich war zutiefst dankbar, dass Sam mich begleiten würde, aber sagen würde ich ihm das nicht – schlecht für seine Demut. »Ich werde versuchen, dran zu denken, Sammy-Boy, aber ich dachte, ich sammle einfach einen Stock oder ein paar Steine auf, wenn ich dort bin.«
    Er schob mir die Rechnung hin, die die Bedienung gerade im Vorbeigehen auf unseren Tisch hatte fallen lassen. »Zahl du lieber. Ein nächstes Mal kommst du wahrscheinlich nicht mehr dazu.«
    Der Rest des Tages ging ziemlich schnell vorbei. Ich hatte noch einen Klienten, eine Sache, die ich ohne eigenes Verschulden verlor. Der Mann war ein absoluter Scheißkerl, ein unverbesserlicher Trinker und prügelnder Ehemann, der durch einen Sturz von seinem Dach zu Tode gekommen war, nachdem seine Frau ihn ausgesperrt hatte. (Er hatte durchs Dachfenster einsteigen wollen, um ihr »eine Lektion zu erteilen«.) Ihn zur Hölle fahren zu sehen, machte mir längst nicht so viel aus wie bei Brady dem Supersportler, warf aber doch wieder mal die Frage auf, wer sich das Ganze eigentlich ausgedacht hatte. Okay, für Leute wie diesen Kerl war die Hölle ja da – aber für immer und ewig? Mussten diese Leute wirklich die Ewigkeit damit zubringen, schreiend und um sich schlagend in flüssiger Lava und lodernden Fäkalien zu brutzeln? Ich war mir ziemlich sicher, dass nicht mal der gewalttätige Säufer verdient hatte, länger zu brennen als die Sterne.
    Ich meine, das ist wirklich sehr lange.
    Am Abend verließ ich das Motelzimmer, das ich gerade hatte, um ein spätes Abendessen zu mir zu nehmen. Nach einem ausgedehnten Mahl und einem Kaffee fuhr ich zum Ort des gnadenlos näher rückenden Geschehens, wobei ich mich fühlte,wie man sich eben fühlt, wenn man einen extrem angespannten menschlichen Körper trägt. Vielleicht hätte ich das mit der Auktion gründlicher planen sollen, aber ich hatte bisher überlebt, indem ich mich auf meine Instinkte verlassen hatte, und hatte schließlich nicht über Nacht ein anderer Mensch werden können, und außerdem hielt ich die Fäden sowieso nicht in der Hand. Ich hatte ja klargestellt, dass ich das fragliche Ding nicht mitbringen würde, also war wohl nicht damit zu rechnen, dass mich jemand ausrauben wollte. Ich würde bestimmt nichts Dummes sagen, das die ganze Sache platzen ließ, und Sam auch nicht. Ansonsten musste ich eben schauen, was passierte, genau aufpassen, wer aufkreuzte und was gesprochen wurde.
    Ich parkte an der King, Ecke Jefferson, etwa einen Block von der Insulanerhalle, und beobachtete ein Weilchen die Straße: Leute, die von Abendunternehmungen zurückkamen oder vor dem Schlafengehen noch ihren Hund Gassi führten. Vor Jahren war das hier praktisch eine reine Wohngegend gewesen, mit Backsteingebäuden aus dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert, die in Apartmenthäuser umgewandelt worden waren. Inzwischen gab es aber auch Geschäfte, Cafés an mehreren Ecken und sogar eine Bar, doch jetzt um halb zwölf waren die Bürgersteige so gut wie leergefegt. Ich ließ Orbans Kampfwagen unabgeschlossen, da mir das Risiko, bestohlen zu werden, kleiner erschien als die Wahrscheinlichkeit, dass ich schnell von hier abhauen musste, und ging auf den schwarzen Schemen der Insulanerhalle zu.
    Der Unabhängige Orden der Insulaner war eine Bruderschaft, ähnlich wie die Freimaurer oder die Elks. Er hatte von Anfang bis Mitte des vorigen Jahrhunderts regen Zulauf, starb dann aber quasi aus, sodass die Halle vor etwa zehn Jahren geschlossen wurde. Sie steht aber noch und wird gelegentlich für irgendwelche Veranstaltungen vermietet, allerdings in der Regel nicht für solche, die erst um Mitternacht beginnen. Das Grundstück istfast ganz von einem Eisenzaun umgeben, der die Leute vom Gebäude fernhalten soll, doch zur Straße hin gibt es einen zugänglichen Vorplatz mit Bänken und Hecken und einem längst trockenen Benny-Bufano-Brunnen in Gestalt eines gedrungenen Papageis. Dort, dachte ich, würde ich Sam treffen, da es jetzt etwa Viertel vor war, aber er war nicht da.
    Ich wartete fast eine Viertelstunde und checkte in Abständen mein Handy – keine Nachricht. Ich wollte gerade zur Straßenlaterne wandern, um zu schauen, ob er kam, als plötzlich das Tor hinter mir quietschend aufging und mein bleicher Freund Foxy herausflatterte wie eine Bollywoodtänzerin. Das Verrückte war, dass das Tor mit einer Kette gesichert gewesen war und ich nicht das leiseste

Weitere Kostenlose Bücher