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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Klirren gehört hatte.
    »Superpünktlich, D-Man! Oberkorrekt! Kommen Sie rein – da warten schon viele Interessenten!«
    Das gefiel mir nicht. »Wie viele? Und wie sind sie reingekommen? Ich stehe doch schon die ganze Zeit hier.«
    »Dollar Bob, Sie glauben doch nicht, der schlaue Foxy würde einen Bau mit nur einem Eingang aussuchen?« Er lachte und vollführte einen kleinen Shuffle, führte mich dann durchs Tor, die Eingangstreppe hinauf und ins Gebäude.
    Die Insulanerhalle ist ein ganz schön gruseliger Ort, vor allem bei Nacht. Die Bruderschaft hatte es mit der Südsee, und die Erdgeschosslobby brachte das reichlich zum Ausdruck: Wandbehänge aus Rindenbast, aus dem Schatten hervorgrinsende Masken (nicht unähnlich gewissen mir bekannten Höllenanklägern) und andere exotische Ausstellungsstücke wie etwa Bündel von Giftpfeilen, Federkostüme, Schrumpfköpfe und sogar eine Fidschi-Meerjungfrau in einer Glasvitrine. Fidschi-Meerjungfrauen waren ein beliebtes Seemannssouvenir, gewöhnlich ein mumifizierter Affenoberkörper, auf den Hinterleib eines Fischs genäht, aber das Gesicht der Meerjungfrau in der Insulanerhalle sah eher nach einem mumifizierten Kind aus. Ich betrachtete esallerdings nicht lange. Die milchigen Augen waren mir, ehrlich gesagt, unheimlich.
    Am hinteren Ende der Lobby, unter einem ausgewachsenen hawaiianischen Kriegskanu, das, besetzt mit einer Paddlergruppe aus uralten Schaufensterpuppen in Krieger-Federschmuck, an Ketten von der Decke hing, befand sich die Tür zur Haupthalle. Ich folgte Foxy hindurch, als wäre er ein Irrlicht. Als wir den großen, schattendunklen Raum betraten, sahen mich alle an, es waren vielleicht zwei Dutzend Gestalten, die überwiegend schweigend dastanden. Da viele der Anwesenden dunkle Kleidung trugen, war mein erster Eindruck der eines Meers von körperlosen Gesichtern. Ein paar, aber nicht viele, erkannte ich, als Foxy mich an ihnen vorbeiführte. Er flüsterte die Namen und Funktionen einiger anderer. Drei Weiße in dunklen Pyjamas und mit rasierten Köpfen waren vom europäischen Ableger eines japanischen Aleister-Crowley-Kults. Während ich mir darauf noch einen Reim zu machen suchte, zeigte Foxy auf zwei Männer in katholischen Priestergewändern, die offenbar von Opus Dei waren, dann auf einen Mann, den er »Mr. Green« nannte und der völlig normal aussah bis auf das etwa bowlingballgroße antike Rauchglasbehältnis, das er in den Händen hielt und das er immer wieder auf Schulterhöhe anhob, als wollte er ihm ermöglichen, alles zu sehen.
    Außerdem warteten da noch etwa ein Dutzend Interessenten, darunter, wie gesagt, einige, die ich kannte, etwa die Fünfzehnjährige mit Bluetooth-Headset, die aussah, als wäre sie gerade auf dem Heimweg von der Schule hier hereingeschneit. Das war Edie Parmenter, eine der gefragtesten Sensitiven Nordkaliforniens; sie hatte eine nahezu unfehlbare Gabe, parapsychologische Phänomene zu identifizieren. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, wer sie angeheuert hatte. Und was ihre Eltern wohl dazu sagten, dass sie so spät noch unterwegs war. Neben einigen anderen üblichen Verdächtigen, bekannten Hehlern, diesich auch mit okkulten Dingen abgaben und mit denen ich mehr oder weniger gerechnet hatte, zeigte mir Foxy noch koptische Priester, ein paar Vertreter des Russischen Mysterienzirkus und schließlich drei Frauen, die so groß waren, dass ich zuerst dachte, sie trügen so etwas wie Karnevalskostüme mit falschen Köpfen. Aber Foxy flüsterte mir zu, es seinen skythische Priesterinnen – »echt wahre Amazonen«, wie er sich ausdrückte. Es war ein verblüffendes Sortiment an Bizarritäten, das mir aber immer noch nichts darüber verriet, was ich hier angeblich verkaufen wollte.
    Foxy klatschte einmal in die Hände. »Meine Damen und Herren. Bevor wir zur Bieterrunde schreiten, ein paar Worte von dem Mann, dem sich diese Veranstaltung verdankt, Mr. Dollar.«
    Etwas über vierzig Augen beobachteten mich, als ich einen Schritt vortrat. Aus Gewohnheit steckte ich die Hand in die Tasche und berührte meinen Revolver, nur um mich zu vergewissern, dass er da war, frisch mit Silber geladen. Ich wünschte sehr, Sam wäre bei mir, war aber auch ein bisschen in Sorge um ihn. Er hatte mich noch nie versetzt.
    »Ich will Ihnen nicht zu viel Zeit stehlen.« Meine Stimme hallte in dem großen Raum. Mir fiel erstmals auf, dass da lebensgroße hölzerne Fregattvögel von der hohen Decke hingen wie erstarrte Phantome. »Sie wissen ja,

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