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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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vorgesehen, Sams Fall gewesen wäre, hätte er problemlos dort sein können – ich war ja nur eingesprungen, weil sie in dem Moment beide verhindert waren. Falls also jemand Clarence in unserer Mitte plaziert hatte, damit er bei der großen Walker-Exfiltration zugegen war, hatte der Junge es gründlich vermurkst. Warum war er immer noch hier? Vielleicht spielten er und seine magianischen Hintermänner ja ein längeres, komplexeres Spiel. Aber zu glauben war das nur schwer, während ich am Telefon mit Clarence sprach. Wenn seine Naiver-kleiner-Bruder-Nummer tatsächlich nur gespielt war, dann war es brillantes Theater.
    »Ich hab gehört, Sie gehen zu der Gipfelkonferenz«, sagte er haargenau in dem ehrfürchtigen Ton, in dem ein Elfjähriger von einem All-Star-Spiel sprechen würde. »Das wird sicher aufregend! Freuen Sie sich schon?«
    »Oh, klar, es gibt nichts Aufregenderes, als auf einem Männerklo neben einem Typen vom anderen Team zu stehen, dessen ganze Mission im Universum darin besteht, Geschlechtskrankheiten zu verbreiten.«
    »Das ist witzig«, sagte er. »Sie sind manchmal wirklich witzig, Bobby. Ich hab gehört, dass ein paar ganz Große von unserer Seite dort sein werden. Karael und die Kriegerengel. Sogar Eremiel soll kommen! Ich hab ihn noch nie gesehen, aber gehört, dass er unfassbar großartig sein soll.«
    Ich gestehe, ich verdrehte die Augen. Im Himmel wie auf Erden, jugendliche Fans sind jugendliche Fans. »Ja, Eremiel ist einer von denen, die die Hölle richtig gut kennen, also wird er natürlich da sein. Der Engel des Abgrunds. Ich glaube, er führt die Delegation an.«
    Clarence setzte an, etwas zu sagen, lachte dann aber. Man muss ihm zugutehalten, dass er verlegen klang, als er sagte: »Fast hätte ich Sie gebeten, Fotos zu machen.«
    »Das wird allerdings nicht passieren.«
    »Aber es ist doch wirklich aufregend, das müssen doch selbst Sie zugeben, Bobby. Wie oft kriegt man denn so viele Engel und Dämonen an einem Ort zusammen?«
    »Leicht ist es nicht. Es klappt gerade oft genug für den einen oder anderen Weltkrieg.«
    »Sam sagt, er geht auch hin.«
    »Er hat mir’s erzählt. Ich nehme mal an, du wirst ihn nicht bitten, dir einen Souvenir-Aschenbecher mitzubringen? Apropos, wie behandelt er dich? Lässt er dich jetzt ganz von der Leine?«
    »Oh, er hält Verbindung.« Clarences Stimme verlor sich im Vagen. »Er ist total in Ordnung«, sagte er gleich darauf. »Er ist verbal nicht der Höflichste, aber er hat mir viel gezeigt und alle meine Fragen beantwortet.«
    »Und dich ein paarmal ganz schön angeblafft, vermute ich mal. Aber so ist Sam nun mal. Alte Schule.« Allmählich fühlte ich mich unter Zeitdruck. »Wir sehen uns. Wenn ich dir ein Autogramm von Karael beschaffen kann, tu ich’s.«
    »Jetzt machen Sie sich aber über mich lustig.«
    »Sei dir da nicht so sicher, Junior – jeder weiß doch, ich kenne keine Scham.«
    Auf der ganzen Fahrt nach Sand Point versuchte ich immer wieder, Caz anzurufen, aber sie nahm nicht ab. Es war verrückt, das war mir klar – ich hätte so tun sollen, als wäre es nie geschehen, und beten, dass nie jemand dahinterkäme, aber stattdessen wollte ich unbedingt mit ihr reden. Was hatte sie mir da eingebrockt? Oder genauer gesagt, was hatte ich mir da eingebrockt? Ich konnte einfach nicht aufhören, an sie zu denken. Ich hatte nicht wenige Frauen gehabt, Engel wie Sterbliche, aber es war nie ein Problem für mich gewesen, loszulassen und mich Neuem zuzuwenden. Eher im Gegenteil, wie Monica mir oft genug vorhielt, ich bin nicht gerade der Beziehungstyp. Zu viele Filme über Einsamer-Wolf-Detektive, zu viele Krimis, in denen die Frau sich als treulos entpuppt, oder vielleicht bin ich auch einfach nur ein egoistischer Kerl. Aber es half alles nichts: Sobald ich mich nicht aktiv zwang, an etwas anderes zu denken, fluteten Bilder und Erinnerungen meinen Kopf: der helle Körper der Gräfin, ihr feierlich ernstes Gesicht, das unvergessliche Gefühl ihrer kalten, glatten Haut an meiner.
    Liebe konnte es doch nicht sein. Wer außer einem pubertären Metalhead könnte sich denn in eine Dämonin verlieben? Doch bestimmt niemand, dessen Lebensaufgabe es war, solchen Kreaturen, wo immer möglich, einen Strich durch die Rechnung zu machen oder sie gar zu vernichten? Doch jedes Mal, wenn ich ihren Anrufbeantworter hörte, ihren britischen Akzent beim Aufsagen der Nummer, die ich gerade gewählt hatte, und dann den Piepton, der bedeutete, dass niemand abnahm,

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