Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
nicht zu lächeln oder ein finsteres Gesicht zu machen, vielleicht aber auch nur, weil sie wusste, dass sie so sexy genug aussah, um alles, was einen Körper hatte, um den Verstand zu bringen. »Was will die Konkurrenz denn wissen? Es ist ja nicht meine Sache, aber Sie sollten jetzt wirklich aufhören, den Mutigen zu spielen, und endlich zum Punkt kommen. Nur weil Sie Candy und Cinnamon überrumpelt haben, sollten Sie die beiden noch längst nicht für nutzlos halten. Sie sind in der Lage, Ihnen sehr lange Zeit Schmerzen zuzufügen, ohne Sie sterben zu lassen. Für so was gibt es da, wo ich herkomme, ganze Aufbaustudiengänge.«
»Oh, ich weiß. Das ist sogar eins der Dinge, die ich Sie fragen wollte. Was glauben Sie, wer an Ankläger Grasswax seinen Doktor gemacht hat?«
Ihr hübsches Gesicht wurde völlig leblos, aber ihre Augen waren immer noch so weit und so unschuldig blau wie der Präriehimmel. Die Stimme war hundert Prozent Mary Poppins. »Ist das eine Anschuldigung, Mr. Dollar? Wenn ja, scheint es mir eine überaus törichte solche.«
Ich hob die Hand. »Nicht doch, Prinzessin …«
»Gräfin.«
»Richtig. Es liegt mir fern, Sie zu beschuldigen. Warum sollte ich das tun, selbst wenn ich der Meinung wäre, dass es stimmt? Grasswax war nicht für meine Seite tätig, und er war mit Sicherheit kein Freund von mir. Im Gegenteil, für mich war er ein Drecksack.«
»Dann waren Sie’s ja vielleicht.«
»Wäre möglich. Aber im Moment müssen Sie mir einfach glauben, wenn ich Ihnen sage, dass ich es nicht war und dass ich wirklich wissen möchte, wer es getan hat.«
»Das möchte die ganze Höllenhierarchie wissen.« Ihre Augen verengten sich. »Und noch mehr interessiert uns, was mit seinem Klienten Edward Walker passiert ist.«
»Klienten.« Ich lachte, aber nur ein bisschen. »Komische Bezeichnung für jemanden, den Grasswax dazu verurteilt sehen wollte, für die Ewigkeit wie eine Frühlingsrolle in siedendem Öl zu braten.«
»Unser Ankläger hat nur seinen Job gemacht, Mr. Dollar. Ich habe auch meinen Job gemacht. Und ich würde meinen, Sie könnten ein bisschen länger leben – ob nun in einem Körper oder außerhalb –, wenn Sie jetzt gehen und auch Ihren Job machen würden.«
»Ach ja? Hören Sie, ich habe nicht bloß meinen Job gemacht, ich habe mich auch ausschließlich um meinen eigenen Kramgekümmert, bis mir dieser ganze Scheiß um die Ohren geflogen ist.« Ich wurde jetzt wütend, und die Wut überlagerte allmählich dieses Prickeln im Nacken, das weniger erfahrene Leute fälschlich für hasenfüßige Angst halten könnten. (Ich sehe es lieber als eine phantasievolle Form der Vorsicht.) In einem aber hatte die Gräfin recht – mir blieben höchstens ein paar Minuten, bis die beiden Riesenbabys zurückkommen würden, wahrscheinlich mit ihren sämtlichen Cousins.
»Wirklich bedauerlich, dass Ihnen die Walker-Sache Unannehmlichkeiten bereitet hat«, sagte sie, »aber ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen – und Sie haben nichts, was mein Interesse wecken könnte.« Sie war hart wie ein Panzer, ein überaus attraktiver Panzer mit Brillantohrringen und einer Art großem Silbermedaillon um den schlanken, hellen Hals. »Sie sollten jetzt wirklich gehen.«
Das Glitzerzeug lenkte mich etwas ab – ich hatte immer geglaubt, dass Dämonen Silber hassten. »Ja, Sie möchten sich sicher wieder dem zuwenden, was Sie hier eigentlich vorhatten. Ein bisschen Slumtourismus betreiben, würde ich mal vermuten.« Ich lehnte mich zurück, ein Bild der Entspannung, hoffte ich zumindest. »Ich muss gestehen, ich bin neugierig, was Sie an einen solchen Ort führt. Ich meine, Kneipen der Sägemehl-auf-dem-Boden-Sorte scheinen mir einfach nicht Ihre Szene, Prinzessin.«
Jetzt war das Lächeln definitiv raubkatzenhaft. »Sie legen es darauf an, mich zu provozieren, Mr. Dollar? Zu Ihrer Information, ich mag solche Orte. Ich mag nämlich Studenten.«
»Paniert, mit Cocktail-Sauce? Oder einfach roh wie Sushi?«
»Nichts derart Primitives, Mr. Dollar.« Sie war, ohne dass ich es gemerkt hatte, näher an mich herangerückt, und jetzt landete ihre Hand auf meinem Oberschenkel. Ich fühlte den Druck ihrer spitzen Nägel durch meine Jeans. »Ich bin kein Vampir oder irgendeine traurige Cartoon-Kreatur, die Leute frisst. Ich gehöre dem Höllenadel an. Meine Leib- und Magenspeise istVerzweiflung. Und im Studentenalter sind sie so leicht auf diese Bahn zu bringen.« Sie kicherte wie eine Vierzehnjährige, die mit einer
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