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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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denn?«
    »Ach, er wollte sich für eine Spende von Grandpa bedanken, für sein Wohltätigkeitsprojekt. Sie bauen eine Schule oder … oder Klinik oder was.« Sie machte eine vage Handbewegung. »Ich hab’s nicht ganz mitgekriegt. G ist die ganze Zeit rumgeschlichen wie ein Superspion. Das hat echt abgelenkt.«
    »Quatsch«, sagte Garcia, der gerade aus der Küche kam, eine Packung Käsecracker in der Hand und Krümel im Minibärtchen. »Ich hab Mr. Dollar geholfen, hab ich doch, oder?«
    Noch mehr Hilfe dieser Art, und mein Job würde in Zukunft darin bestehen, Nonnen in Visionen zu erscheinen. »Hat Ihr Besuch sonst noch was gesagt, Ms. Walker? Hat er irgendwas dagelassen, Informationsmaterial oder so? Wie heißt er?« Möglich, dass der Typ völlig sauber war – ich wusste ja nur von Posie, dass er ihren Großvater öfter besucht hatte –, aber sein Timing war doch etwas verdächtig: dass er just an dem Abend hier herumsaß, an dem sich dann herausstellte, dass der Ordner über die Magianische Gesellschaft fehlte.
    »Mubari oder Nabari oder so«, sagte Posie. »Irgendwas Komisches.«
    »Bei allem Respekt, aber Sie machen mich wirklich fertig«, sagte ich. »Hat er Ihnen eine Karte gegeben oder sonst irgendetwas, wo sein Name und seine Adresse draufstehen könnten?«
    »Diesmal nicht. Ich glaube, G hat ihn eingeschüchtert – er hat dem armen Mann lauter blöde Fragen gestellt.«
    »Die waren nicht blöd!« Garcia war ganz rechtschaffene Empörung. »Ich hab ihm nur ein bisschen auf den Zahn gefühlt.«
    Ich zuckte zusammen. Wenn der arme Mann sauber war, hatte ihm das sicher nicht gerade behagt. Wenn er’s nicht war … na ja, dann war ihm jetzt garantiert klar, dass er unter Verdacht stand. »Moment, langsam. Ms. Walker, eben haben Sie gesagt, ›diesmal nicht‹. Heißt das, er hat Ihnen ein andermal, als er hier war, eine Karte oder so was gegeben?«
    »Ich glaub schon, ja.«
    Ich gab mir alle Mühe, ruhig zu bleiben. »Wäre es möglich, dass sie noch irgendwo ist? Dass Sie sie finden könnten?«
    »Vielleicht in der Kramschublade. Da kommen die Gummis von der Zeitung rein und Brotbeutelverschlüsse und solches Zeug …« Sie lächelte selig, als ob diese epochale ordnungsstiftende Maßnahme ihre ureigene Erfindung wäre.
    Ich lächelte so charmant zurück, wie ich irgend konnte. »Könnten Sie vielleicht mal nachsehen, ob sie da noch ist, Ms. Walker?« Denn wenn dieser Typ ein Falschspieler war, hatte er heute natürlich nichts hiergelassen, sondern nur das Material über die Magianische Gesellschaft und wer weiß was noch für Indizien eingesackt, und würde auch nicht wiederkommen. »Es wäre meinem Artikel über Ihren Granddad wirklich sehr dienlich.«
    Nach zwei Minuten geräuschvollen Kramens und leisen Fluchens erschien Posie Walker wieder und schwenkte triumphierend ein weißes Kärtchen. »Gefunden!«
    Ich versuchte, nicht zu begierig danach zu greifen. G-Man beobachtete mich, im Gesicht jene Art Heldenverehrung, die,wie ich wusste, irgendwann Probleme verursachen würde. Die Karte war schlicht – nur ein paar Zeilen in derselben schwarzen Kursivschrift wie auf dem Ordner, den ich fotografiert hatte:

    Rev. Dr. Moses Habari
    Magianische Gesellschaft
    4442 East Charleston Road, Suite D , San Judas, CA 94043
    Da stand auch eine Telefonnummer, die ich sofort wählte. Kein Anschluss natürlich. »Was sagten Sie, wann er gegangen ist?«
    »Vor einer halben Stunde etwa«, beschied mich Garcia. »Fahren Sie ihm nach? Kann ich mit?«
    Ich erwog kurz, ihm zu sagen, was ich dachte, ließ es aber, weil es ja sein konnte, dass ich irgendwann noch etwas von ihm oder Posie brauchte. »Nein, ihr müsst hier bleiben, für den Fall, dass er sich noch mal meldet. Und falls er sich meldet , tu bitte nichts Verrücktes. « Ich bedachte ihn mit meinem strengsten Blick. »Ruf mich einfach nur an, verstanden? Unauffällig!«
    »Unter Kontrolle, Mr. Dollar.« Er hätte um ein Haar salutiert. Vor kurzem noch hatte er mir mit einer Pistole vor der Nase herumgefuchtelt, und jetzt war dieser Schwachkopf bereit, mir hinterherzuwatscheln wie ein Entenjunges. Manchmal glaube ich, ich bin ein Idiotenmagnet.
    Ein paar Minuten später war ich wieder auf dem Bayshore, diesmal Richtung Southport. Die East Charleston Road kannte ich ganz gut, weil sie nicht weit von da war, wo Sam wohnte. Es war eine Gegend, die zweimal harte Zeiten durchgemacht hatte, zuerst in den Siebzigerjahren, als das Frachtgewerbe von der Konkurrenz auf der

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