Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
ausgesetzt zu sein.
    Ich hatte Fatback gemailt, ob er bitte etwas über eine Magianische Gesellschaft oder den Namen »Kephas« herausfinden könne, aber noch nichts von ihm gehört, weil Mitternacht noch Stunden hin war. Ich bekam allmählich Hunger, also ging ich vom Motel zu Fuß zu einem Mexikaner, den ich in einer Seitenstraße erspäht hatte. Dafür, dass dies hier mitnichten der übelste Teil von Jude war, fühlte ich mich erstaunlich unsicher: Jede Bewegung am Rand meines Gesichtsfelds ließ meinen Kopf jäh herumschwenken, und plötzliche Geräusche waren auch nicht das Wahre für meine Nerven. Und es war nicht nur der Ghallu, der mich beunruhigte: Wenn ich jetzt ein dermaßen gefragter Artikel war, würden mich vermutlich auch noch andere Leute einsacken wollen, um mich mit Profit weiterzuverkaufen, also galt es nicht nur, vor zwei Meter fünfzig großen Dämonen auf der Hut zu sein, sondern vor jedem, der mich komisch ansah. Und auf den Straßen von San Judas kann das ganz schön anstrengend sein.
    Ich schaffte es ohne Zwischenfälle ins Restaurant, und zu meiner freudigen Überraschung stellte sich heraus, dass es dort Carnitas gab, die tatsächlich wie etwas schmeckten, das man in Mexiko kriegen würde, und das meine ich ganz und gar positiv. Vom Aussehen her war es die Sorte Lokal, wo am Wochenende ein DJ in Aktion trat, aber an diesem Werktagabend war es hier fast leer und sogar ruhig genug zum Nachdenken. Ich trank sogar zwei Negra Modelos zum Essen und führte mir das Recherchematerial zu Gemüte. Da waren ein paar interessante Sachen über Edward Walker, die ich noch nicht gewusst hatte, zum Beispiel, dass er Mitglied der Amerikanischen Atheisten war und sogar auf einigen ihrer Kongresse gesprochen hatte. Was aber natürlich nicht erhellte, was passiert war – für den Himmel ist die Seele eines Atheisten nicht anders als die eines jeden Spinners. Wenn der Betreffende ein anständiges Leben vorzuweisen hat, nehmen wir ihn.
    Ich googelte auch noch ein bisschen weiter nach den Magianern. Dabei stellte sich heraus, dass das Wort nicht nur in Zusammenhang mit den drei Jungs aus dem Morgenland stand, sondern auch Priester des persischen Zoroastrismus bezeichnete. Aber in beiden Bedeutungen schien es viel zu viel mit Religion zu tun zu haben, um jemanden wie Walker anzusprechen. Konnte »Magianer« noch irgendeine andere Bedeutung haben – etwas Alchemistisches vielleicht? Konnte es eine Art Bruderschaft von Wissenschaftlern sein? Ich googelte weiter, während ich mein Abendessen zu mir nahm, kam aber auf keinen grünen Zweig.
    Irgendwann während meines zweiten Biers sah ich auf und bemerkte, dass ein Mann an der Bar mich beobachtete, und als ich hinsah, schaute er weg. Er schien ein ganz normaler Malocher zu sein, mit Arbeitsstiefeln und Trucker-Kappe, wahrscheinlich mexikanischer oder sonstwie mittelamerikanischer Herkunft, und normalerweise hätte ich mir gesagt, dass er nurherüberschaute, weil er nichts Besseres zu tun hatte, doch an diesem Abend sah ich die Dinge anders. Zwei Minuten später ertappte ich ihn wieder dabei, wie er zu mir rübersah, und starrte ungehalten zurück. Er schlug schnell die Augen nieder, aber ich erkannte einen leichten Schweißfilm in seinem Nacken. Er sah nicht aus wie jemand, der mich irgendwie schnuckelig fand. Er sah aus wie jemand, der mich erkannt hatte, was sehr wahrscheinlich nichts Gutes verhieß. Das ist der Nachteil, wenn man Freunde in merkwürdigen Umgebungen hat – andere Leute, die auch in diesen merkwürdigen Umgebungen herumhängen, kennen einen.
    Wenn ich lange genug bliebe, würde er ziemlich sicher einen Vorwand finden, um rauszugehen und jemanden zu benachrichtigen, also kam ich ihm zuvor, leerte mein Bier in einem langen Zug und legte das Geld auf den Tisch. Auf dem Weg zur Tür schwenkte ich abrupt zur Bar ab und erwischte den Kerl kalt. Als er mich anstarrte, beugte ich mich zu ihm und flüsterte: »Wenn mir einer was will, muss er’s knallhart und mit Schmackes angehen, verstehst du? Duro e fuerte. Porque yo soy un ángel de Dios.«
    Ich ließ ihn mit offenem Mund stehen. Jetzt hatte ich entweder einem Handlanger der Hölle eine faire Warnung zukommen lassen oder aber einen armen Typen, der sich ein bisschen in einen Fremdem verguckt hatte, zu Tode erschreckt.
    Auf dem Rückweg hielt ich die Augen mehr als offen, für den Fall, dass er schon jemanden benachrichtigt hatte, bevor er mir aufgefallen war, aber ich gelangte ohne besondere

Weitere Kostenlose Bücher