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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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für Kinder mit Honig umhüllt?«
    »Das würde ich nie wagen«, sagte Anna. »Es sei denn, ich wüsste genau, dass sie es nicht merkt.«
    In dem Lachen, mit dem Irene darauf reagierte, lagen eine ganze Reihe von Bedeutungsschattierungen, von denen einige mit Sicherheit boshaft waren. Womit mochte Zoe sie verletzt haben?
    »Ich habe einen Kräuterauszug für Euch vorbereitet …«, setzte Anna an.
    »Und was ist es? Ein Beruhigungsmittel? Soll es verhindern, dass ich meine Schmerzen spüre?« Auf Irenes Züge trat ein Ausdruck von Verachtung. »Besteht Eure Lösung für den Kummer des Lebens darin, ihn einfach zu übertünchen? Soll man die Augen vor dem verschließen, was einen quält?«
    Anna hätte sich davon gekränkt fühlen müssen, war es aber nicht. »Ein Beruhigungsmittel entspannt Eure Muskeln und sorgt dafür, dass sich Euer Körper nicht gegen sich selbst wendet, Eure Verdauung stört und Euch Magenkrämpfe verursacht. Es entspannt Euch, damit Euer Nacken nicht schmerzt, wenn Ihr den Kopf hoch tragt und Euch das Blut in den Schläfen pocht, während es sich seinen Weg durch Euren Körper zu bahnen versucht. Er ist so verspannt, als sei Euch Gelöstheit fremd.«
    »Ich nehme an, Ihr wisst, wovon Ihr sprecht«, sagte Irene achselzuckend. »Kommt morgen wieder.«
    Am nächsten Tag fand Anna ihre Patientin unverändert, nach wie vor matt und ziemlich gereizt. Sofern sie weniger Schmerzen empfand, mochte das mit der Nachtruhe zusammenhängen,
die zumindest teilweise durch das Beruhigungsmittel bewirkt worden war.
    Vor der Tür von Irenes Zimmer fing Dimitrios Anna ab und erkundigte sich besorgt nach ihrer Ansicht über den Zustand seiner Mutter. Sie verstand gut, warum sich Helena zu ihm hingezogen fühlte.
    »Wie geht es ihr?«, wiederholte er drängend.
    »Ich denke, dass Angst und Sorge an ihr zehren«, gab sie zurück, ohne ihn anzusehen, weil sie kein reines Gewissen hatte.
    »Wovor muss sie sich denn fürchten?« Er verbarg hinter dem herablassenden Ausdruck seines Gesichts, dass er sie aufmerksam musterte.
    »Man kann sich vor allem Möglichen fürchten, vor wirklichen wie vor eingebildeten Gefahren«, gab sie zurück. »Beispielsweise davor, dass die Stadt erneut geplündert wird, wenn es wieder zu einem Kreuzzug kommt.« Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er das mit einer ungeduldigen Handbewegung abtat. »Vor dem Vollzug des erzwungenen Zusammenschlusses mit der römischen Kirche«, fuhr sie fort. Diesmal hörte er ihr bewegungslos zu. »Vor Gewalttätigkeit in der Stadt, sofern es dazu kommt«, fügte sie hinzu und bedachte sorgfältig, was sie sagte, bevor sie fortfuhr: »Davor, dass Menschen, die sich dem mit allen Mitteln widersetzen wollen, versuchen könnten, die Macht des Kaisers über die Kirche zu brechen.« Jetzt zitterte ihre Stimme ein wenig.
    Nach diesen Worten trat ein so tiefes Schweigen ein, dass sie hören konnte, wie zwei Räume weiter klirrend eine Gabel auf den steinernen Boden fiel, die ein unachtsamer Diener hatte fallen lassen.
    »Was, zum Teufel, soll das heißen ›die Macht des Kaisers
über die Kirche zu brechen‹?«, fragte er schließlich. Er war sehr bleich geworden. »Oder meint Ihr, dass jemand ihm den Thron streitig machen will?«
    Mit pochendem Herzen sah sie ihm in die Augen. »Glaubt Ihr das?«
    »Das ist ja lächerlich! Kümmert Euch um Eure Medizin«, fuhr Dimitrios sie an. »Ihr versteht nichts von der Wirklichkeit der Welt und noch viel weniger von den Machtbeziehungen darin.«
    »Es gibt etwas, was Eure Mutter zutiefst verstört«, log sie, während sich ihre Gedanken jagten. »Es hindert sie am Schlafen und verdirbt ihr den Appetit, so dass sie wenig und zu schnell isst.«
    »Vermutlich ist das besser, als zu sagen, dass ihre Krankheit auf Sünde zurückgeht«, erklärte er trocken, und ungeheuchelte Bekümmernis trat auf sein Gesicht. »Nur ein Narr würde meine Mutter für ängstlich halten. Ich habe noch nie gesehen, dass sie sich vor etwas gefürchtet hätte.«
    Natürlich nicht , dachte Anna. Irenes Ängste kamen aus dem Herzen und hatten nichts mit ihrem Körper oder ihrem Geist zu tun. Wie die meisten Frauen fürchtete sie Zurückweisung und Einsamkeit, hatte Sorge, den Mann, den sie liebte, an jemanden wie Zoe zu verlieren.

KAPİTEL 43
    Beim Einsturz einer Decke im Papstpalast von Viterbo hatten herabfallende Balken und sonstige Trümmer Johannes XXI. erschlagen. Von Rom, wo man die Nachricht mit entsetztem Schweigen aufnahm, verbreitete sie sich in

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