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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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würden, nach dem es aussah.
    »Und was hattet Ihr dort zu tun?«, fragte der Mann sie.
    »Ich habe mehrere Patienten in dem Viertel.«
    »Um diese Nachtstunde?«
    »Nein. Aber sie kannten mich als Arzt und wussten, dass ich kommen würde.«
    »Und Ihr sagt, der Mann war tot. Was habt Ihr für ihn tun können?« Der Mann sah sie finster an.

    »Leider gar nichts. Die Leute waren von dem schrecklichen Unfall völlig durcheinander, vor allem die Frauen. Sie brauchten Hilfe … Ich musste mich um sie kümmern.«
    »Ich verstehe. Danke.«
    Sie blieb nicht länger, als nötig war, und nannte ihren Namen und das Haus, in dem sie wohnte, für den Fall, dass man sie noch einmal befragen wollte. Dann machte sie sich, immer noch vor Entsetzen und Angst zitternd und nach wie vor mit dem Unwohlsein kämpfend, auf den langen Weg bergan zurück zu ihrem Haus.

KAPİTEL 52
    Zoe war innerlich zu aufgewühlt, als dass sie hätte schlafen können, nachdem sie nach Hause zurückgekehrt war. Sie zog ihre blutbefleckten Lumpen aus und verbrannte sie im Kamin. Niemand durfte sie sehen. Zum Glück hatte sie auf ihrer Haut nur wenige Blutspritzer. Wie schon des Öfteren, wenn sie nicht schlafen konnte, ließ sie Thomais kommen und gebot ihr, Wasser für ein Bad heiß zu machen und Handtücher zu bringen. Sorgfältig wählte sie ihre kostbarsten Öle, Salben und Duftwässer aus, um ihre Haut zu pflegen.
    Als das dampfende Wasser bereit war, stieg sie langsam hinein und genoss das wohlige Gefühl. Die Wärme und die angenehme Berührung des Wassers vertrieben alle Schmerzen und Befürchtungen.
    Mit von Kummer verstärkter Wonne erinnerte sie sich daran, wie Grigorios sie begehrt und ihre Gunst genussvoll ausgekostet hatte. Sie hatte recht daran getan, ihn von Angesicht zu Angesicht mit offener Gewalt zu töten. Genauso
hatten sie einander geliebt und gehasst. Mit Gift konnte man Männer wie Arsenios aus dem Weg räumen, aber für jemanden wie Grigorios kam es nicht infrage.
    Sie verließ das Bad, als das Wasser zu sehr abgekühlt war, und merkte befriedigt, dass Thomais sie nach wie vor voll Bewunderung ansah.
    Sie zog frische Kleider an und ließ sich Obst sowie ein Glas Wein bringen. Dann trat sie allein in der Stille der späten Nachtstunde ans Fenster und sah im Osten den bleichen Streifen, der die nahende Morgendämmerung ankündigte. Sie würde die Hagia Sophia aufsuchen, um der Jungfrau Maria zu danken. Nicht nur hatte sie sich auf geradezu geniale Weise Grigorios’ und Giulianos gleichzeitig entledigt – sie war auch in Sicherheit.
    Es dämmerte. Thomais kam, um ihr zu sagen, der Arzt Anastasios verlange, unverzüglich vorgelassen zu werden.
    Was in aller Welt konnte er um diese Stunde von ihr wollen? Da sie ohnehin auf und angekleidet war, sah sie keinen Grund, ihn abzuweisen.
    »Lass ihn herein«, gebot sie. »Und bring noch mehr Obst und ein zweites Glas.«
    Im nächsten Augenblick kam Anastasios herein. Abgesehen von zwei roten Flecken auf den Wangen, war sein Gesicht aschfahl. Er war so gut wie ungekämmt, sah erschöpft aus und schien ausgesprochen erbost zu sein.
    »Guten Morgen, Anastasios«, sagte Zoe. »Darf ich Euch Wein und etwas Obst anbieten?«
    »Grigorios Vatatzes ist tot«, sagte Anastasios mit kaum hörbarer Stimme, in der gleichwohl Schärfe lag.
    »Ich wusste gar nicht, dass er krank war«, gab Zoe gelassen zurück. »Eurer erkennbaren Bestürzung nach zu urteilen, habt Ihr Euch um ihn gekümmert?«

    »Da gab es nichts mehr zu kümmern«, sagte Anastasios voll Bitterkeit. »Er lag mit durchschnittener Kehle auf einer Straße im venezianischen Viertel. Als Waffe hatte der Dolch gedient, den Ihr Giuliano Dandolo geschenkt habt.«
    »Man hat ihn ermordet?« Zoe brachte das letzte Wort zögernd hervor, als wisse sie nicht so recht, was sie sagen sollte. »Er muss mehr Feinde gehabt haben, als ihm bewusst war. Und Dandolo, habt Ihr Dandolo gesagt? Also wirklich. Soweit ich weiß, hat sich Grigorios eine Weile in Venedig aufgehalten, bevor er nach Alexandria ging. Vielleicht hat es da eine Art Familienfehde gegeben?«
    »Davon bin ich überzeugt«, stimmte Anastasios zu. »In Konstantinopel den Namen Dandolo zu tragen ist lebensgefährlich. Angesichts dessen ist es umso erstaunlicher, dass Ihr ihm ein solches Geschenk gemacht habt.« Er lächelte mit beißendem Spott. Seine Augen glänzten und sahen sie scharf an. »Noch dazu mit dem Griff zu ihm hin.«
    Mit heiterem Lächeln fragte Zoe: »Ihr meint, ich hätte die

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