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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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das?«
    »Nein.« Basilios schüttelte den Kopf. »Ich glaube eher, dass es sich um einen Streit handelte, bei dem einer der beiden die Beherrschung verlor – oder beide.«
    Nach Basilios’ Weggang überprüfte sie ihre Bestände an Kräutern und Medikamenten. Sie brauchte mehr Opium. Das beste von allen kam aus Theben und musste aus Ägypten eingeführt werden, weshalb es nicht ohne weiteres erhältlich war. Unter Umständen würde sie sich mit einer minderen Qualität zufriedengeben müssen. Außerdem brauchte sie noch Bilsenkraut sowie Alraune und den Saft rankenden Efeus. Auch ihre Bestände an Alltagsmitteln wie Muskatnuss, Kampfer, Rosenöl und einigen anderen gängigen Medikamenten waren stark geschrumpft.
    So machte sie sich am nächsten Morgen auf den Weg, um einen jüdischen Arzt und Kräuterhändler aufzusuchen, den man ihr empfohlen hatte. Wie alle Juden lebte er in Galata, dem dreizehnten Bezirk der Stadt, am gegenüberliegenden Ufer des Goldenen Horns. Sie nahm so viel Geld mit, wie auszugeben sie sich leisten konnte. Seit Basilios ihr Patient war, hatte sich ihre finanzielle Lage deutlich gebessert.

    Trotz des frühen Vormittags war es schon ziemlich warm. Bis zum Hafen brauchte sie nicht weit zu gehen, und auf dem Weg dorthin genoss sie die Geräusche und das Gewirr der Menschen um sich herum. Ein angenehmer Geruch nach frischen Backwaren vermischte sich mit dem nach Salz, der vom Wasser herüberwehte.
    Sie wartete, bis ein Fährboot nach Galata kam, und konnte es schon eine Viertelstunde später verlassen. In diesem Teil der Stadt sah sie so gut wie keine Pferde, denn es war Juden nicht erlaubt, sie zu reiten. Ganz allgemein schien er noch stärker in Mitleidenschaft gezogen zu sein als alles, was sie bisher gesehen hatte. Überall war die Armut deutlich zu erkennen, was sich nicht nur daran zeigte, dass die Menschen unbestickte Umhänge und Tuniken trugen.
    Sie fragte sich zu Avram Schachars unauffälligem Häuschen an der Straße der Apotheker durch. Auf ihr Klopfen öffnete ein dunkelhäutiger schlanker Junge von etwa dreizehn Jahren. Seine Gesichtszüge wirkten eher semitisch als griechisch.
    »Ja?«, fragte er in höflichem Ton, aber zugleich auch misstrauisch. Annas helle Haut, das kastanienfarbene Haar und ihre grauen Augen zeigten ihm deutlich, dass sie nicht seinem Volk angehörte; überdies wiesen ihre Gewänder und das bartlose Gesicht sie deutlich als Eunuchen aus.
    »Ich bin Arzt«, sagte sie. »Ich heiße Anastasios Zarides und stamme aus Nikaia. Ich suche jemanden, der mir eine größere als die übliche Auswahl an Kräutern liefern kann. Man hat mir Avram Schachar empfohlen.«
    Der Junge öffnete die Tür weiter und rief nach seinem Vater.
    Aus dem hinteren Teil des Ladens kam ein Mann von etwa fünfzig Jahren herbei, dessen Haar graue Fäden durchzogen.
Schwere Augenlider und eine kräftige Nase waren die Hauptmerkmale seines Gesichts. »Ich bin Avram Schachar. Was kann ich für Euch tun?«
    Anna teilte ihm ihre Wünsche mit und fügte ihrer Bestellung noch Ambra und Myrrhe hinzu.
    Schachars Augen leuchteten interessiert auf. »Für einen Arzt wie Euch sind das ungewöhnliche Mittel«, sagte er. Es war Christen nicht gestattet, sich ohne besonderen Dispens der Kirche von jüdischen Ärzten behandeln zu lassen, und der wurde meist nur Wohlhabenden und Kirchenfürsten gewährt. Schachar erwähnte das nicht, doch war in seinen Augen zu lesen, dass er es wusste.
    Sie erwiderte sein Lächeln. Sein Gesicht gefiel ihr. Der durchdringende und zugleich angenehme Geruch der Kräuter rief in ihr Erinnerungen an die Kräuterkammer ihres Vaters wach. Auf einmal sehnte sie sich nach der Vergangenheit zurück.
    »Tretet näher«, sagte Schachar einladend, der ihr Schweigen als Zögern missverstand.
    Sie folgte ihm ins Innere des Hauses zu einem kleinen Raum, der auf einen Garten ging. Mit Schnitzereien verzierte Regale und Kommoden standen an drei Wänden, und auf einem abgenutzten Holztisch in der Mitte sah man eine Messingwaage mit den zugehörigen Gewichten sowie einen Mörser und ein Pistill. Sie erkannte Stapel von ägyptischem Papyrus und Ballen von Ölhaut; lange Löffel aus Silber, Knochen und Keramik lagen sauber aufgereiht neben Glasgefäßen.
    »Aus Nikaia kommt Ihr also?«, wiederholte Schachar neugierig. »Und jetzt wollt Ihr in Konstantinopel praktizieren? Gebt acht, mein Freund, hier gelten andere Vorschriften. «

    »Ich weiß«, gab sie zur Antwort. »Ich verwende das«, sie

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