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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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würde. Nachdem sie ihn um Erlaubnis gebeten hatte, berührte sie seine
Haut, die sich heiß und sehr trocken anfühlte. Dann tastete sie nach seinem Puls. Er war regelmäßig, aber recht schwach.
    »Ich empfehle Euch, zumindest einige Wochen lang weder Käse noch Milch zu verzehren«, sagte sie. »Trinkt so viel Quellwasser, wie Ihr könnt. Ihr dürft es auch gern mit Saft oder Wein vermischen, wenn Euch das lieber ist.« Sie sah die Enttäuschung auf seinen Zügen. »Außerdem gebe ich Euch eine Tinktur gegen die Schmerzen mit. Wo wohnt Ihr?«
    Seine Augen weiteten sich vor Überraschung.
    »Es ist besser, Ihr kommt jeden Tag her. Die Dosis des Mittels muss genau stimmen. Wenn sie zu gering ist, bleibt es ohne Wirkung, zu viel aber würde Euch töten. Ich habe nur eine kleine Menge im Vorrat, werde aber mehr beschaffen. «
    Mit einem Lächeln fragte er: »Könnt Ihr mich heilen?«
    »Ihr habt einen Blasenstein«, teilte sie ihm mit. »Wenn er herauskommt, wird das schmerzen, aber danach ist die Sache vorbei.«
    »Ich danke Euch für Eure Aufrichtigkeit«, sagte er ruhig. »Ich werde die Tinktur nehmen und jeden Tag kommen.«
    Sie gab ihm eine winzige Menge ihrer kostbaren thebanischen Opiumtinktur. In manchen Fällen fügte sie ihr andere Mittel hinzu wie Nieswurz, Alraune, Eisenhut, Bilsenkraut oder sogar Lattichsamen, doch da sie nicht wollte, dass er das Bewusstsein verlor, gab sie sie ihm unvermischt.
    Basilios kam regelmäßig wieder, und wenn sie gerade keine anderen Patienten hatte, blieb er eine Weile, und sie redeten miteinander. Von diesem liebenswürdigen, klugen und offensichtlich gebildeten Mann, der vieles zu wissen schien, hoffte sie etwas zu erfahren.

    Auf das Thema, das ihr am Herzen lag, kam sie zu Beginn der zweiten Behandlungswoche zu sprechen. Sie saßen in der Küche. Anna hatte einen Aufguss aus Minze und Kamille gemacht, und sie nippten nur daran, weil er noch heiß war.
    »Ja, ich habe Bessarion Komnenos gekannt«, sagte er mit leichtem Achselzucken. »Das Vorhaben, unsere Kirche mit der römischen zu vereinigen, hat ihn sehr beschäftigt. Wie so vielen anderen in der Stadt war ihm die Vorstellung zuwider, man könne dem Papst den Vorrang vor unserem Patriarchen einräumen. Ganz abgesehen von der damit verbundenen Kränkung und dem Verlust unserer Eigenständigkeit, wäre das ausgesprochen unpraktisch. Jede Bitte um Rat, Unterstützung oder eine Erlaubnis würde sechs Wochen brauchen, bis sie nach Rom gelangte und weitere sechs Wochen für den Rückweg hierher. Wer weiß, wie lange es außerdem dauern würde, bis sich der Papst damit beschäftigte? Bis dahin könnte es zu spät sein.«
    »Gewiss«, stimmte sie zu. »Darüber hinaus ist es doch wohl auch eine Frage des Geldes. Wir können es uns kaum erlauben, die Kircheneinnahmen aus dem Zehnten und den Opfergaben nach Rom zu schicken.«
    Er stöhnte so heftig auf, dass sie einen Augenblick lang fürchtete, er habe Schmerzen.
    Mit entschuldigendem Lächeln gab er zur Antwort: »Zwar leben wir wieder in unserer eigenen Stadt, aber wir stehen am Rande des wirtschaftlichen Ruins. Uns fehlen sogar die Mittel, sie wieder aufzubauen, so dringend das nötig wäre. Die Hälfte unseres einstigen Handels ist an die Araber gefallen, und da uns Venedig nahezu alle heiligen Reliquien geraubt hat, setzt jetzt kaum noch ein Pilger seinen Fuß in unsere Stadt.«

    Anna nickte zustimmend und nahm einen kleinen Schluck von ihrem Tee.
    » Vor allem«, fuhr er fort, »geht es aber um die uns fragwürdig erscheinende filioque -Klausel. Rom lehrt, dass der Heilige Geist sowohl von Gottvater als auch vom Sohn ausgeht, womit beide gleichermaßen Gott sind, während es unserer festen Überzeugung nach nur einen Gott gibt, nämlich Gottvater. Alles andere ist eine Lästerung, die wir nicht zulassen dürfen!«
    »Und Bessarion war also gegen den Zusammenschluss?«, fragte sie. Wie konnte jemand nur auf den Gedanken verfallen, der fest im orthodoxen Glauben verwurzelte Ioustinianos habe den Mann umgebracht? Es ergab einfach keinen Sinn.
    »Aus tiefster Seele«, stimmte Basilios zu. »Als Abkömmling des alten Kaiserhauses der Komnenen liebte er die Stadt und das Leben darin. Seiner festen Überzeugung nach würde ein Zusammenschluss mit Rom den wahren Glauben vergiften und letzten Endes alles zerstören, was uns am Herzen liegt.«
    »Was würde er denn dagegen unternehmen«, fragte sie, »wenn er noch lebte?«
    Basilios zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht recht. Er

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